Herstellung einer Schwertscheide - Teil 1
Hier geht's zurück zum Anschlagbrett und zur Hauptseite
Wieder einmal war es soweit: Urlaubszeit, schlechtes Wetter und eine Menge an herumliegenden Materialien ließen die Lust auf eine kleine Handarbeit derart steigen, dass ein langgehegtes Vorhaben endlich begonnen wurde. Bei jenen Festen, bei denen wir zuletzt hochgestellte Persönlichkeiten mimen durften, war der Wunsch nach einem passenden Behältnis für das hochherrschaft- liche Schlagwerkzeug, das Schwert nämlich, aufgetaucht. Und so mögt ihr hier mitverfolgen, welche Fortschritte denn die Ferti- gung unserer ersten Schwertscheide macht.
Vorerst galt es, ein passendes Vorbild für unser Werk zu finden. Ziel war es, eine funktionelle, optisch mittelalterlichen Vorbil- dern entsprechende Schwertscheide zu fertigen. Dass dabei moderne Werkzeuge (Stechbeitel, Stahlnadeln, Holzleim, wie er in jedem Baumarkt zu finden ist, und ...) zum Einsatz kommen, wird hier gleich unumwunden zugegeben. Aber wie immer wählten wir auch bei diesem Projekt die pragmatische Vorgangsweise. Soll heißen: Das Endprodukt muss materialmäßig (soweit als mög- lich) und vor allem optisch entsprechen, die originalgetreue Fertigung ist (noch) nicht unser Ziel.
Ach ja, warum selbst fertigen und nicht einfach kaufen? Nun, erstmal entsprechen die üblichen, käuflichen Schwertscheiden aus Leder kaum den Abbildungen aus jener Epoche, in der wir unsere Darstellung angesiedelt haben. Und da wir außerdem be- reits mehrfach in Prunkgewändern Adeliges darzustellen hatten (Ja, ja, ich weiß, die Manieren - aber wir arbeiten hart daran ), sollte auch die Schwertscheide eine Besondere sein, die es in dieser Form nicht auf jedem Markt zu kaufen gibt. Vielmehr wollen wir sie ganz nach unseren Wünschen und dabei (ein wenig zumindest) auch historischen Vorbildern entsprechend gestalten.
Nach Betrachtung zahlreicher Abbildungen aus dem 12. bis 14, Jahrhundert war bald klar, wie die Schwertscheide aufgebaut sein sollte: Ein verhältnismäßig breiter Holzkern sollte die Klinge aufnehmen. Die gewählte Breite mag manchem etwas unnatür- lich, ja übertrieben erscheinen, zieht man aber die originalen Abbildungen heran, so sind die dort dargestellten Scheiden sehr häufig entsprechend geformt. Man betrachte beispielsweise nur die obenstehende Abbildung aus dem Codex Manesse. Vermut- lich liegt dies an den verwendeten Holzkernen, die eben eine gewisse Mindestbreite erforderlich machen ...
Als Ausgangsmaterial für den Holzkern wählten wir Kiefernholz aus dem Baumarkt, das eigentlich für die Verlegung als Boden gedacht ist und somit schon ungefähr die passende Dicke aufweist. (Achtung: Eigentlich gibt es dieses Holz nur in Verpack- ungseinheiten, welche die Ausrüstung der Bewaffneten einer halben Grafschaft mit Schwertscheiden ermöglichen würde. Aber wenn man freundlich fragt ...)
Für die natürlich immer noch notwendige Bearbeitung zur Aushöhlung und Formgebung der beiden späteren Scheidenhälften ist das Vorhandensein gewisser Utensilien, wie etwa einer Werkbank oder zumindest eines Schraubstockes samt zugeghörigen Ar- beitsbereiches sehr nützlich. Aufgrund der starken Spanentstehung sollte auf Arbeiten in der heimischen Wohnküche tunlichst verzichtet werden, da Holzspäne die Qualität des Essens kaum steigern (der Verfasser spricht aus Erfahrung), hingegen die Laune der Ehegattin beträchtlich mindern.
Bei der Innenformgebung des Holzkernes ist ein laufend auf die Passgenauigkeit mit dem vorgesehenen Schwert zu achten, wo- bei noch zu berücksichtigen ist, dass der Kernraum anschließend auch noch zu polstern ist. Auch ist die Stirnholzseite dem Ver- lauf der Parierstange anzupassen, wenn diese nicht gerade verläuft.
Als Polsterung der Klinge und zur Unterdrückung des Klapperns der Klinge im Holzkern (wenn man denn wieder einmal hurtigen Schrittes vor dem Gegner weichen muss) haben wir Rauhleder vorgesehen. Und zwar deshalb, da dieses gerade verfügbar war, Schafwolle oder ähnliches hingegen nicht (Letzteres hätte dagegen den Vorteil, nachfettend zu wirken und somit die Klinge vor Rost zu schützen). Dabei wurde das Leder nicht an die Holzkerne angepasst, sondern in Form einer inneren Scheide um die Klin- ge genäht (Zu beachten dabei ist, dass dabei diese Lederhülle nicht zu eng anliegen darf, um ein leichtes Ziehen der Klinge zu ermöglichen.
Vor dem Zuammanfügen der beiden bearbeiteten Holzteile muss die Lederinnenhülle noch geeignet im Kern fixiert werden, damit sie beim Ziehen oder Einführen der Klinge nicht verrutschen kann. Über diesen und alle folgenden Arbeitsschritte wollen wir euch aber erst das nächste Mal berichten (soferne euch das überhaupt interessiert) ...
Hier geht's zurück zum Anschlagbrett und zur Hauptseite
© 2008, Gestaltung und Inhalt: H. Swaton - alle Rechte vorbehalten