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Bauernkrapfen
Das närrische Treiben, jene Tage, in denen der Knecht sich als Herr wähnt, der Vagant als Graf, Kaiser oder Papst, sie gehen ihrem Ende entgegen? Zum Teufel auch mit ihnen, meinen die Einen. Gott sei's gelobt, freuen sich die Anderen. Wieviele Kräfte musstet ihr lassen, ihr Bemitleidenswerten, als ihr von der tobenden Menge mitgezogen, zuletzt ganze Nächte tanzend zum Tage machen musstet, so als ob das Veitsfieber über euch gekommen wäre? Tanzend, brüllend, springend habt ihr seltsame Sprüche über euch ergehen lassen, manch sonderbaren Mummenschanz ertragen, dabei dem vermeintlich zarten Mägdelein nachgestellt, das hinter artiger Verhüllung euren Lockungen sich zu entziehen trachtete.
Welch Enttäuschung, als beim Abstreifen der Masken die duftende Blume sich als stechende Distel entpuppte, oder gar das bärtige Gesicht eines Jünglings euch erschien! Dass in solchen Augenblicken der Blick sich trübt, die Knie vor Weiche zittern, der Blick sich schwärzt vor enttäuschter Schwäche - wem wollen wir dies verdenken. Doch nicht verzagt - noch ist Zeit! Darum bieten wir euch auch ein Rezeptleyn, das euch zum Troste und zur Stärkung für weitere Bemühungen, wenn schon nicht gesunde, so doch recht süße Leckereyen verspricht!
Hurtig nun an die süße Köstlichkeit ...
... und nimm an Zutaten (wenn zwölf Aufgaben in der Nacht noch auf dich harren):
Süß seien die närrischen Nächte! Und mit Süßem berückt ihr Herrinnen und Mägde, Weiber und Frouwen, Damen und Teufelinnen - und wenn nicht, dann lasst es euch nicht verdrießen. Immerhin könnt ihr dann - ohne ein Stück abgeben zu müssen - das ganze Dutzend der Köstlichkeiten alleine euch zu Leibe führen!
Was also tun? Ärmel hoch und losgelegt - hier steht's ...
Wohlan, die Nacht und ihre Lockungen, sie naht heran. Darm gebt rasch das Mehl in die Schüssel. Die Milch darauf, den Germ und den Zucker, obenauf leicht verrührt zur flüssigen Lösung - abgedeckt, und schon dürft ihr für getane schwere Arbeit ruhen für das Viertel einer Stunde, während das Dampfel gehen muss.
Danach schlagt ihr die Eier (für die Kochnovizen unter euch: ohne die Schalen!), die weiche Butter, das Salz, die geriebene Zitronenschale und alles was sonst noch am Tische liegt und steht, unters Dampfel; schlagt alles, frischfröhlich gewagt, zum weichen, feinen Teig ... Halt, halt, mit dem Beifügen war doch nicht der Inhalt des Weinbrandkruges gemeint, den ihr euch zur Stärkung bereitgestellt; zumindest nicht der ganze - ein wenig Geist, verträgt der Teig nämlich schon, wenn ihr denn das Zittern eurer Glieder gar nicht anders mehr beruhigen zu vermögt ...
Die Hälfte einer Stunde sollt ihr nun harren. Deckt den Teig solange wieder ab, damit er ungestört vor euren begehrlichen Blicken, aufgehen kann; der Weinbrand vermag euch die Wartezeit immerhin verkürzen, das Zittern etwas mäßigen. Denn im Anschluss braucht es kräftige Hände, die zuzupacken verstehen, schneiden, zu teilen, zu vierteilen - vier?, was sag ich, zu zwölfteilen! Denn in zwölft Teile sollt ihr die Masse nun teilen, aus einem jeden Teil anschließend eine Kugel zu formen ist.
Ein Drittel einer Stunde ist verstrichen? Gut, denn dann dürft ihr die Kugeln genüsslich kneten und walken und manch Traum euch dabei leisten. Wollt ihr aber noch vor Abend fertigwerden damit, dann denkt nicht, sondern zieht nur die Stücke von der Mitte her so aus, dass ein dicker Rand verbleibt. Drückt noch eine Vertiefung mit euren schwieligen Daumen ein und dann werft sie ins siedende Öl, auf dass sie die goldbraune Farbe der Läuterung annehmen (Hinweis für die Kochnovizen: Greift nicht mit den Fingern nach ihnen, solange sie noch im Öl bereuen!).
Und dann? Lasst sie abkühlen. Bestäubt sie mit Zucker, dick und weiß, so als ob der Jännerschnee sie unter seinem Schnee begraben hätte. Welch Maid, so fragen wir, wird einer solchen Versuchung widerstehen können? Darum, nehmt Einen mit zum närrischen Treiben. Die anderen Elf aber, die, erzählt es ihr, die harren hinter heimischen Mauern.
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