Saelde und Ere - Rezeptvorlage

Zurück zu Speis und Trank oder zur Hauptseite

Kleiner Zwischenraum

Süßes zum Sommer - ein saftiger Kirschstrudel

Das Gerichte

Zeit der Kirschenreife ist's - was also tun, werdet ihr euch fragen, wenn ihr auf feurigem Rappen, ein hübsch Mägdelein vor euch auf dem Sattel, über eure Besitzungen reitet, was tun mit den vielen Pfunden an reifer, süßer Frucht, unter deren Gewicht die die Äste eurer Kirschbäume ächzen? Rot lockt es zwischen den Blättern hervor, verführerisch glänzt es euch aus dem Laub entgegen ...

Ihr könntet innehalten und gemeinsam mit dem Mägdelein Kirschen von den Ästen brechen - doch habt acht, wenn ihr dem Fräulein dieses Ansinnen unterbreitet, steht doch 'Kirschen brechen' für Selbiges, was auch das 'Rosen brechen' bedeutet. Nun, wenn's denn so gemeint war von euch, und sie einwilligt ins heimliche Minnespiel, dann mögt ihr hier Aufhören mit dem Lesen und euch an Anderem erfreuen als am Kochen, Garen und Braten ...
Wenn dem aber nicht so ist - Gott weiß, wie sehr wir's euch vergönnt gewesen, hätten wir doch dann hier schon enden können im Schreiben des Textes und stattdessen im Obstgarten lustwandeln! - und das Mägdelein nichts ahnt vom verborgenen, hinterlistigen Sinn, der sich hinter eurer Frage verbirgt, und sie sich, euch beim Worte nehmend, anstatt an eure Brust auf den Baum sich schwingt, dann, nun dann steht ihr da, mit eben jenen vielen Pfunden roter Süße ...

Was soll's euch betrüben - schließlich gibt es noch andere Genüsse als die der leidenschaftlichen Minne, die im Mindesten soviel Freude bereiten! Und zu einem dieser Genüsse wollen wir euch führen, indem wir euch die köstliche Rezept verraten - das des saftigen Kirschstrudels nämlich. Also nicht lange 'Ach und Weh' geseufzt, sondern lasst ans Werk uns gehen ...

Für den Kirschstrudel ...

... nimm an Zutaten:

Gebt das Mehl in eine Schüssel, einen Esslöfel Öl, etwas Salz und noch ein wenig Wasser hinzu - gerade soviel, dass alles fein zum Teig sich formen lässt. Dann schließt die Augen und knetet und drückt die weiche Masse und denkt dabei fest an euer Mägdelein, damit dir die Arme nicht erlahmen mögen vor der Zeit; gebt dann und wann, wenn der Teig zu trocken werden droht, noch etwas Wasser hinzu, und halte durch, bis alles gleichmäßig fein und weich sich anfühlt.

Pause! Für ein Drittel oder die Hälfte eines Stundenschlages deckt die Schüssel ab und dann mögen alle rasten - der Teig und eure Arme.

Nicht das spröde Mägdelein indes. Sie - möge sie sich doch auch als nützlich erweisen! - mag im Schweiße ihres engelhaften Angesichts das harte weiße Brot zerreiben und zerschlagen, die Brösel mit Zucker süßen, mit Zimt den Geschmack veredeln und die Brösel anschließend in der gefetteten Pfanne über dem Feuer rösten.

Ihr aber, ihr beobachtet sie. Leichter hätt' sie's haben können, viel leichter ... nun ja, sie wollt's nicht anders. Also lasst sie und nehmt die Kirschen aus dem Wasser ... Ihr habt sie doch rechtzeitig vorab ins Wasser gelegt, von allen Stengeln befreit? Ihr wisst doch, mit Kirschen macht man's so. Nein? Nun, nicht weiter schlimm, das mit den Stengeln lässt sich auch jetzt noch nachholen. Ums Würmchenzählen hingegen ist schade ... vielleicht das nächste Mal!

Schlagt ein Tuch auf den Tisch, bestäubt es mit ein wenig Mehl. Nehmt den Teig und beginnt ihn auszuziehen. Vorsichtig, nach allen Seiten, fast zärtlich möge dies geschehen - ihr dürft dabei eure Gedanken wieder auf das Mägdelein richten - doch habt nur gut acht, dass ihr keine Löcher reisst dabei. Fertig seid ihr, wenn ihr ihr süßes Konterfei durch den Teig hindurchscheinen seht, sobald ihr euch von beiden Seiten desselbigen sehnsüchtig betrachtet.

Einbuttern - den hauchdünnen Teig, nicht das Mägdelein! Die Kirschen und die gerösteten Brösel dazu, ein paar Butterflöckchen noch. Das Mägdelein mit feurigen Blicken bedecken. Allenfalls Honig dazu! Teig einrollen! Noch mehr ungeduldige Blicke auf das Mägdelein; ein paar Seufzer dazu - wie lange noch? Helft zusammen, dann geht's schneller vonstatten - zwei Stück Butter, rasch, rasch, der Strudel muss glänzen vor Fett. Rein mit ihm in die Pfanne, rein mit ihm in den Ofen. Und dann, endlich, ...

... endlich könnt ihr tun, wonach es euch den ganzen Tag schon gelüstet. Verriegelt die Tür, damit niemand euch störe, packt zwei Töpfe, stellt sie gut vier Schritt vor die Bank. Nehmt ein jeder zwei Handvoll Kirschen, setzt euch und dann mögt ihr beginnen. Zielt genau, denn: Wer schlussendlich mehr Kerne in seinem Topf zählt, der darf sich das erste Stück aus dem dampfenden Strudel schneiden, der Andere hingegen die Töpfe, den Boden, die Küche saubermachen ...

Anfänger hingegen mögen mit zwei Schritt Abstand beginnen ...

Kleiner Zwischenraum

Zurück zu Speis und Trank oder zur Hauptseite

© 2013, Gestaltung und Inhalt: H. Swaton - alle Rechte vorbehalten