Kochen im Feld - Praxis und Theorie
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So denn ihr, Gast, unsere Seite bis zum heutigen Tage treu gelesen, so wisst ihr freilich Bescheid über unsere Vorlieben, welche die schwierige Kunst des Garens, Bratens und Kochens zum Inhalte betreffen. Soweit geht denn unsere Begeisterung für golden- braun gebratene Häppchen, dass wir selbst mit vielerley Rezeptur herumexperimentierten. Alleine die Tasache, dass wir, nach der- ley Selbstversuchen - denn, habt gut acht, all diese Leckereyen haben wir selbst auch gespeiset - noch in der Lage sind, euch Bericht davon abzustatten, möge euch zeigen, dass wir einiger Erfahrung auf dem Gebiete mächtig sind.
So findet ihr denn auch zu rechter Hand der Kochseite, wenn schon nicht zahllose, so doch manch geschmacklose Gerichte auf- gezählt, deren Verzehr in uns das eine oder andere Mal dem Wunsch nach dem Wiedersehen mit der heimischen Einbauküche wachrief. Anderes hingegen mundete vortrefflichst und selbst die Gäste, die dereinst zu dieser Gelegenheit in unserem Lager weilten und angehalten waren, ihre Portion bis zur bitteren Neige zu leeren, wagten nicht, dieser Behauptung zu widersprechen.
Sei es wie es sei, egal wie die Gerichte nun mundeten, bei all den Gelegenheiten, bei denen die Töpfe zum Einsatz kamen, zeigte sich, dass die Theorie der Kochkunst und die Kunst des Kochens in der Praxis zweierley Paar Schuhe sind. Gar manches Mal durf- ten wir diese Erfahrung machen, leidvoll staunend oder glückhaft überrascht, und es zeigte sich, dass es ein gewisses Maß an Handfertigkeit und der Übung bedarf, will mann denn mit offenem Feuer und wenigen Töpfen das Auslangen finden. Sei dies nun, weil man sich beim Feste von der besten mittelalterlichen Seite präsentieren möchte oder aber, weil Mikrowelle und Kühlschrank beim allerbesten Willen kein Plätzchen mehr im Transportgefährt fanden.
Was denn, wird der unbedarfte Schnellkostesser ausrufen, sollte es so schwierig machen, unter den Mauern der Burg ähnlich ge- haltvoll zu speisen wie in der heimischen Feinschlemmertaverne gleich nebenan? Gewohnt welsche Fladen zu verzehren und die Zähne in osmanische weiße Brote zu schlagen, prallgegefüllt, auf dass das Maul in eine Sperre verfallen möchte, so weit es nämlich aufgerissen werden muss dabei, wird er nicht mehr gewahr, wie die Speise in der wirklichen Welt jenseits seines Städtchens zu ihrer Würze kommt. Jener Welt, durch die der Rittersmann scheppernd schreitet, in der Bettelvolk und Mönch ihren Geschäften nachgehen, Silberstücken nachjagend die einen, verlorenen Seelen die anderen, in der holde Maiden züchtig ihr Haar verbergen und in der nach Einbruch der Dunkelheit alles Volk, ob edel oder nicht, zu den Klängen von Schalmeien, Flöten und neuartigen Lauten zu grölen beginnt.
Nun, dajetzt heben wir mahnend die Finger und sprechen, dass gar manches passieren könne, beim Kochen, abseits heißluftge- triebener Öfen. Mit dem Feuer beginnend, dafür wir zur rechten Zeit trockenes Holz beschaffen zu haben, Scheite der passenden Größe, über die Gefäße, die ,immer zuwenige beim Kochen, sich dem Roste anfällig zeigen, und die, immer zu zahlreich beim Ab- wasch, dem Unglücklichen, der sie nach Verzehr oder Entsorgung des Inhaltes, zu reinigen gedenkt, bedeuten, was er denn Gutes am heimischen automatischen Reinigungsgerät für Bestecke und Geschirre hat.
Salz und Pfeffer, und mancherley anderes Gewürz werden benötigt, Honig oder - wenn von edlem Geblüt - gar Zucker zum Süßen der Speisen. Aber auch Geschirr und Handgerät, denn nur wenige noch vermögen es alleine mit der Hand gesittet zu speisen. Tischzuchten gilt es für den Herrschaften vopn Welt zu beachten, auf das nicht das Schneuzen in des Fürsten Tischtuch Unwillen errege. Garzeiten ändern sich, manches ist gar rasch zu Kohle verschmort anderes kochelt zur Vesper immer noch dahin, hart und zähledern, wie des Leibhaftigen Allerwerterster ...
Auf dass euch all die Fehler nicht widerfahren mögen, die wir zuhauf begangen, dafür möge der Praxisteil unserer nicht allzu hohen Kochschule sorgen, in dem wir zukünftig all die Fallen und Fußangeln schildern wollen, in denen wir uns verfangen, ebenso viele wahre und guterfundene Begebenheiten, die sich auf Festen zutrugen, zu einer Zeit als der gute König Artus noch .... Nun, das ist schon wieder eine ganz anderer Angelegenheit, über die ihr demnächst Bericht bekommen sollt.
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