Der Salbei

'Cur moriatur homo, cui salvia crescit in horto?'
('Warum soll einer sterben, dem Salbei im Garten wächst?')

'Lelifagus prima praefulget fronte locorum,
Dulcis odore, gravis virtute atque utilis haustu ...'

'Vorn an der Stirn des Gartens blüht leuchtend der Salbei, der süß duftet, bedeutende Kraft besitzt und heilsa- men Trank gewährt. Da er sich bei vielen Leiden der Menschen als hilfreich erwies, verdient er es, sich ewig grünender Jugend zu erfreuen. Doch leidet der Strauch an innerem Streit, denn grausame Sprossen lassen den Haupttrieb verdorren, wenn man sie nicht entfernt, und bringen voller Missgunst die alten Zweige zum Abster- ben.'
(Aus Walahfried Strabo: 'De cultura hortorum' (Über den Gartenbau))

Der Salbeistrauch (lat.: salvis) stammt aus dem Mittelmeergebiet und wird bis zu einem Meter hoch. Er liefert viele Samen, die um die Mutterpflanze herum üppig keimen.

Im Lateinischen ist der Strauch, der in unseren Breiten erst in karolingischer Zeit sein hohes Ansehen als Heilkraut gewann, erstmalig bei Plinius bezeugt. In den Klostergärten war Salbei eine der am häu- figsten anzutreffende Pflanze. Sowohl im Reichenauer Klosterplan, in dem beispielhaft beschrieben ist, wie der ideale Klostergarten auszusehen hat, wie auch im Büchlein (De cultura hortorum) des Abtes Walahfried Strabos stand sie an erster Stelle.

Salbei schmeckt streng, würzigbitter und kampferähnlich. Zum Würzen verwendet man die Blätter - frisch oder getrocknet . Salbei im heißen Wasser (gemeinhin fälschlich auch als Tee bezeichnet) wirkt heilend auf die Magenschleimhaut und die Atemwege. Weiters soll er antibakterielle, virustatische, fungistatische, adstringierende (was immer das alles heißen mag) und schweisshemmende Eigen- schaften besitzen. Und schließlich lassen sich damit angeblich auch Zyklusstörungen lindern - aller- dings nur bei Frauen. Achja - und ganz nebenbei beseitigt er noch Impotenz und Frigidität ... ein wahres Wundermittelchen somit für alles und jeden ;-)