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Krenfleisch mit Wurzelgemüse und Dinkel
Fuer das Krenfleisch ...
... nimm an Zutaten (wenn denn drei noch mit dir zu Speisen gedenken):
Dieses kleine Leckerey, deren geheime Rezeptur wir euch dieses Mal anvertrauen wollen, möge zeigen, dass ein vielbewanderter Küchenmeister es wohl auch verstehen sollte, in schlimmen Zeiten Schmackhaftes zu bereiten. So denn auch jetzt, da eine derart heimtückische Seuche die Rüsseltiere im Stall mit Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen oder gar dem Ableben bedroht, dass sie zuhaufe umhertorkeln und gar bedauernswert um Erlösung grunzen.
Wenn du denn solch einem bemitleidenswerten Tiere begegnest, nachdem deine Freunde sich für den Abend bei dir angekündigt, und dein Beutel bar aller Taler ist, dann packe die Gelegenheit beim Ringelschwänzchen und befreie den rosigen Vierbeiner alsbald von seinem elendiglichen Erdendasein, auf dass die gute Tat dein Gewissen entlaste vor dem Herrn und zugleich das abendliche Festmahl rette.
Ziehe dann noch an Wurzelzeug aus dem schwarzen Boden, was des Nachbarn Garten dir zu geben bereit ist, vor allem anderen aber die größte Krenwurzen dort, die sein ganzer Stolz ist, auf dass es der Speise nicht an der nötigen Würze ermangle.
Mit dem, das du so der Mutter Erde und dem armen Schweine an der Schulter abgewinnen konntest, eile zurück in dein Heim, entfache ein großes Feuer und erhitze in einem mächtigen Kessel Wasser, bis es wütend siede. Nun füge Salz hinzu, die Schulter des Spenders und - als Ausdruck deiner raffinierten alchemistischen Künste - Pfefferkörner und Lorbeerblätter aus jenem Kranze, den du erhieltest, als die Leute dich dereinst noch liebten. Warte eine Weile, schöpfe den Schaum ab, und warte noch länger - solltest du gar ein Glas mit rieselndem Sand besitzen, dessen Körnchen dich bis zur Zahl Sechzig gelangen lassen, soferne du des Zählens bis zu derart großen Mengen mächtig bist, dann drehe das Glas fünfundvierzigmal ...
Währenddessen magst du Zwiebeln und das Wurzelgemüse klein hacken - wenn du Letzteres zuvor noch von der Erde säuberst, ist dies nicht von Nachteil. Solltest du in der Eile darauf vergessen, so ist dies auch nicht weiter schlimm. Denn gar Viele lieben den erdigen Geschmack bodenständiger Küche.
Gib das was von den Wurzeln nach dem Messerattentat verbleibt hinzu und gare das Fleisch zu Tode.
Wenn dann die Freunde eintreffen, mit brummenden Mägen und selbstgefälligen Gesichtern, dann schneide ihnen Portionen, einem jeden so, wie er es verdient, schmecke den Kochsud mit Essig ab, und richte mit den Wurzeln, Petersilie und dem Sud an.
Vergiss zuletzt nicht, reichlichst den frisch gerissenen Kren auf ihr Teller zu häufen, auf dass sie beim Verzehr des armen hingegangenegen Schweines gedenken und manch Träne dabei vergießen ...
Dinkel und Brot, wenn sich denn noch etwas davon finde in deinem Heim, mag das Gericht vollenden und abrunden ...
Wenn du denn noch eine ehrbare Gesinnung besitzest, woran wir kaum zu zweifeln wagen, dann lade auch den Nachbarn zum abendlichen Festmahl. Denn selbst wenn er nichts von seiner Unterstützung ahnt, werden ihm Kren und Wurzen wohl munden, wie wir meinen.
Und sollten gar die Symptome der Seuche nach dem Festmahl bei Freunden und Nachbarn sich zeigen, dann verzweifle nicht - das passende Rezept dazu verraten wir dir beim nächsten Mal ....
Auf dass dies nicht die letzte Rezeptur werde, die du kochst ...
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