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Topfenknödel in Bröseln mit Zwetschkenröster
(Ausländisch: Bestreute Quarkklöße mit Pflaumensauce)
Die Vorratskammern gähnen vor Leere, so dass dort nur noch der Schimmel seine getreue Wacht hält? Nicht nur euer göttlich Eheweib tadelt euch darob, sondern auch die genügsame Burgratte blickt euch vorwurfsvoll entgegen, wann immer ihr den herrschaftlichen Fuß in jene vereinsamten Gewölbe setzt? Und dann, wie sollte es anders sein - denn bekanntlich reist kein Ungemach gerne allein -, dann kündigen sich auch noch Kaiser, Papst und Lehensherr zum Besuche an und wollen gastlich bewirtet sein? Und vor den Toren der Burg lässt sich wieder einmal keine Wildsau blicken, und auch kein Kaufherr, dessen reichbepackter Karren hätte Abhilfe schaffen können?
Nun denn, ihr müsst nicht verzweifeln in dieser Lage, wenn denn kein Fleisch vorhanden, denn, so lasst euch versichern, auch mit Süßem könnt ihr und eure Küche groß Lob erwerben, wenn denn die Zutaten reichlich auserlesen und teuer sind. Und so wollen wir euch denn heute ein solches Rezept zum Besten geben, auf dass ihr euren Gästen Abwechslung bieten könnt; ein Rezept mit allen Raffinessen, ein Rezept für den meisterlichen Koch ...
Hurtig nun an die süße Köstlichkeit ...
... und nimm an Zutaten (wenn du mit Dreien zu teilen gedenkst):
Also denn, auf ans süße Schaffen, das denn in drei Schritten erfolgen mag - nämlich dem ersten, der sich der Schaffung wohlgerundeter Knödeln widmet, den zweiten für die süßen Bröseln und dem dritten für den süffigen Zwetschkenröster. Zwischendurch mögt ihr trinken, Wasser, wenn's denn sein muss, oder den Schnaps aus beiden Krügen. Vergesst nur nicht in eurem Eifer, dass ihr für die Speise selbst auch noch vier Löffelchen voll davon benötigt.
Als Erstes zu den Knödeln ...
... für die nehmt den Topfen, stürzt ihn in ein Gefäß, das nicht zu klein möge sein. Dazu gebt dann Sauerrahm, dreimal mit dem Löffel, und viermal Gries, die zwei Eier, die Zitrone noch und zwei Löffelchen vom Geist. Gut verrühren - und ach, sofern ihr nicht schon begonnen, gebt zuvor die Schale von den Eiern; von der Zitrone gebt dafür das Innere von der Schale weg ... jaja, s'ist ein wenig kompliziert diesmal; solltet ihr allerdings bereits anders begonnen haben, zerbrecht euch nicht den Kopf darob - und dann rasten lassen. Wie lange? Trinkt nur zügig das erste Krüglein leer, und dann macht weiter.
Schickt die alte Magd mit einem großen Topf um Wasser (die jüngere, hübsche mag euch in der Küche derweil zur Hand gehen); zum Meer, oder zur Quelle - in letzterem Fall müsst ihr aber dann noch salzen - das Wasser, nicht die Magd. Hier möchten wir euch eindringlich warnen: Bei Gerichten, bei denen Salz und Zucker zugleich zu verwenden sind, ist besonders große Sorgfalt geboten; darum auch eignet sich dieses Gericht nicht zur Zubereitung durch den tumben Gehilfen. Denn von der Farbe her sind beide gleich, der Zucker und das Salz - nicht aber von der Süße und ihrer Wirkung, ein Umstand, der bei Verwechslung zu interessanten neuen Gerichtvariationen führen mag. Entfacht nun unter dem Topf ein hurtig Feuerlein, auf dass das Wasser sanft zu kochen beginnt. Darein werft nun die Knödel und lasst sie ausreichend ziehen.
Dann zu den Bröseln ...
Befehlt dem Knecht, dass er die Pferde über das harte weiße Brot hinwegtreibe, und lasst ihn die Brösel in eine Pfanne sammeln - nur die Brösel vom Brot, und nichts sonst von dem, das dann da vielleicht noch liegen mag. Dazu Butter, Zucker (VORSICHT! Siehe Hinweis oben!) und vom göttlichen Zimt - und das alles röstet über dem Feuer zu knusprig-süßen Bröseln.
Und nun noch zum Zwetschkenröster ...
Der Zwetschkenröster lässt sich in zweierley Art erkochen. Der einzig Unterschied dabei ist, dass jene, die es nicht so knackig lieben, zuerst die Zwetschken entkernen lassen sollten - vorzugsweise von der jungen Magd, auf dass sich auch das Auge des Meisters beim Warten erfreuen mag. Füttert sie anschließend zur Belohnung dafür mit ein wenig von den süßen Bröseln - sie wird es euch vielleicht später danken und zugleich könnt ihr an ihr ergründen, ob die Brösel wohlgeraten sind.
Nehmt dann wieder eine Pfanne, macht, dass drei Esslöffel Zucker (VORSICHT!) über dem Feuer flüssig werden, gebt die Zwetschken hinzu und lasst das ganze Zeug verkochen. Würzt noch mit einer Zimtstange und mit Nelken und vergesst zu guter Letzt nicht auf den Weingeist - nicht auf den, der in die Pfanne soll und nicht auf den Rest im Krug!
Auf dass ihr stets reichlich Zucker im Hause habt und eure Zähne sich darob erfreuen!
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