Sælde und êre - Etymologie: Von der Herkunft der Wörter

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Die altdeutschen Bezeichnung der Wochentage ...

Kalender: Teilabbildung der Dezemberseite mit den durch Buchstaben gekennzeichneten Wochentagen, Psalter der Hl. Elisabeth, um 1215

Sieben Tage hat die Woche - so sehr sind wir daran gewöhnt, dass die meisten von uns gar nicht mehr nach dem Grund dafür fragen. Ist's deshalb, weil, wie in der Genesis berichtet, Gott sechs Tage für die Schöpfung benötigte, plus einen weiteren, um zu ruhen? Für Juden und Christen wär's solcherart verständlich, die Siebenzahl aus dieser Quelle herzuleiten ...

Aber warum, fragen wir uns dann, haben bereits die noch olympischen Griechen und Rom, ja selbst die Ägypter und die altorientalischen Völker bereits Abschnitte von sieben Tagen gekannt (wenn es auch lange Zeit andere Wocheneinteilungen gab)? Das hat vermutlich mit dem Wechsel des Mondes zu tun, der für einen vollständigen Zyklus durch die vier unterscheidbaren Phasen Neumond, zunehmender Halbmond, Vollmond und abnehmender Halbmond etwas mehr als 28 Tage benötigt, was wiederum eine Unterteilung des größeren Intervalls in vier Siebenergruppen nahelegte.

Woher aber rühren unsere (deutschsprachigen) Bezeichnungen für jeden dieser sieben Wochentage? Die sind eine Mischung: nämlich aus den lateinischen Bezeichnungen, mit denen die Germanen im Zuge ihrer mehr oder minder friedlichen Kontakte zum römischen Imperium Bekanntschaft machten. Diese aber gingen zurück auf die Namen der bereits in sumerisch-babylonischer Zeit bekannten sieben 'Wandelsterne', die Göttern des jeweiligen Pantheons gleichgesetzt wurden.

Griechen und Römer übernahmen die Planetenzuordnung - ersetzten aber die orientalischen Bezeichnungen durch die Namen 'gleichwertiger' Gottheiten: Vom Sonntag beginnend (der lange Zeit als Wochenbeginn galt) haben wir es im Latein also mit 'dies solis' (der Tag des Sonnengottes Apollon), 'dies lunae' (Luna bzw. Artemis)), 'dies martis' (Mars bzw. Ares), 'dies mercuri' (Merkur bzw. Hermes), 'dies Iovis' (Jupiter bzw. Zeus), 'dies Veneris' (Venus bzw. Aphrodite :-)) sowie 'dies Saturni' (Saturn bzw. Kronos).

Die Germanen übernahmen die Siebenzahl, machten es aber wie die Römer vor ihnen - setzten nämlich statt lateinischer Bezeichnungen germanische, bzw. statt römischer Götternamen die einheimischer, vergleichbarer Gottheiten: So wurde Solis zur Sonne, Luna zum ihr zugeordneten Mond, der Tag des Marses zum 'tiwas-dagaz' (dem Tag eines germanischen Kriegsgottes Tiwaz), Merkur musste dem Wotan weichen, der donnerstägliche Jupiter dem Thor oder Donar, die Venus der ihr in manchen Aspekten gleichenden Frigg oder Frija, während Saturn sich vorerst im entlehnten Satertag behaupten konnte.

Nebstbei bemerkt haben sich diese 'ursprünglichen' germanischen Bezeichnungen im Englischen relativ unverhüllt erhalten, wenn wir etwa an den zuletzt aufgezählten Samstag - Saturday denken, oder den Wednesday als Wodanstag. Und der Thursday ist ja wohl recht eindeutig dem Thor zugeordnet (während dieselbe Gottheit mit seinem 'Zweitnamen' Donar für den deutschen Donnerstag Pate stand).

Allerdings wissen wir, dass sich heidnische Götternamen in den Namen der Wochentage im Zuge der Christianisierung der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters in den Augen der Kirche nicht gut ausmachten. Also versuchten die Missionare des germanisch-althochdeutschen Sprachraums die damals gebräuchlichen Bezeichnungen durch andere zu ersetzten, was ihnen allerdings nur mit dem Mittwoch und dem Samstag gelingen sollte. Letzterer hervorgegangen aus der Bezeichnung des jüdisch-christlichen Sabatt.

Und so finden wir in der frühmittelhochdeutschen, um 1150 entstandenen 'Kaiserchronik', übrigens dem ersten längeren 'weltlichen' Erzählwerk in deutscher Sprache, auch folgende nicht vollständige Aufzählung der Wochentage: 'sunnentach' (Sonntag), 'mântage' (Montag), 'mittewochen' (Mittwoch), 'donerstage' (Donnerstag) und 'sameztage' (Samstag).

Aus anderen Quellen lassen sich die nicht erwähnten Dienstag und Freitag mit mhdt. 'ziestag' bzw. 'distach' (Dienstag) beziehungsweise ahdt. 'fri(j)tag' und mhdt. 'vritac' (Freitag) erschließen - in (wie im alten Deutsch üblich) jeweils mehreren unterschiedlichen Schreibungen.

Eine letzte Bemerkung zum Schluss: Die mittelalterlichen Kalender verwendeten für die Bezeichnung der Wochentage nicht etwa die Namen der Tage selbst, sondern 'nummerierten' diese von a bis g mit Buchstaben durch. Sehr praktisch, kann man doch dadurch diese Kalenderseiten mit jedem neuen Jahr wieder verwenden; zu beachten sind dabei nur die jeweils geänderten Zuordnungen der Wochentage zu den eingetragenen Buchstaben ...

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