Musik beim Fest zu Hofe - Teil 1
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Die Bedeutung der Musik beim Fest zu Hofe:
Hoffeste stellten herausragende Ereignisse im Leben des mittelalterlichen Adels dar. Für den gewöhnlichen Ritter, der seinen Alltag für gewöhnlich auf der karg ausgestatten Burg fristete, nicht selten weitab von größeren Städten, waren Kälte und Mangel, Ein- samkeit und Langeweile viel zu häufige Gäste. Sein Heim bot bei weitem nicht den Komfort, wie wir ihn aus opulenten Hollywood- verfilmungen kennen und in den langen Wintermonaten mussten er und seine Familie schon froh sein, wenn ein weitgereister Spiel- mann Neuigkeiten und einige Kurzweil durch die Pforten der Burg mit sich brachte.
Feste am Hofe eines großen Herrn boten die Gelegenheit, aus diesem harten, oftmals wenig spektakulären Alltag auszubrechen. Hier war es möglich sich mit Standesgenossen auszutauschen, Unterhaltungen zu pflegen, denen man sich zuhause enthalten musste, zu turnieren, üppig zu speisen und zu trinken und - wie die mittelalterlichen Literaten oft betonen - schöne Frauen zu bestaunen, ja, wenn man besonders wagemutig und höfisch sein wollte, mit diesen sogar einige Worte zu wechseln oder einen Tanz zu wagen. Hier wurden Verbindungen angebahnt, Allianzen geschlossen, Kontakte gepflegt.
Umgekehrt bot ein derartiges Ereignis dem Herrn die Möglichkeit all seinen Reichtum und seine Macht zu zeigen, Freigiebigkeit und Großzügigkeit zu beweisen, seinen Vasallen, indem er sie mit Einladung, Gruß und Geschenken ehrte, den Spielleuten, damit sein Ruhm in die weite Welt hinausdringe, in all die großen Städte und kleinen Burgen. Sagten wir Möglichkeit? Eigentlich war es mehr Verpflichtung, denn wenn einer der Großen bei einer solchen 'hochgezît' knauserte, dann brannten ihm schnell Tadel und Spott der Fahrenden auf dem Rücken.
Neben Speisen und Getränken, nicht selten in opulenter Folge üppiger und seltener Rezepturen präsentiert, neben den festbe- schließenden Geschenken gehörten auch Unterhaltung und Musik zu jenem Angebot, das man sich beim Fest erwartete. Je größer dabei die Sensationen waren, die geboten wurden, je mehr Gaukler, Fahrende und Musiker zur Erbauung der Gäste beitrugen, umso größer wahr der Ruhm, den sich der Gastgeber später erhoffen durfte.
Neben Schilderungen realer Festbankette, meist mit einem herausregenden Ereignis verbunden - mit Krönung, Hochzeit oder Friedensschluss - liefert uns die mittelalterliche Romanliteratur eine Menge an Informationen, wie solche Lustbarkeiten abliefen. Oder wie sie, in den Augen der Autoren, idealerweise ablaufen sollten. Denn eins ist immer zu beachten, Literatur ist Fiktion und als solche nicht immer ein getreuer Spiegel wirklicher Gegebenheiten. Dennoch ermöglicht uns dieser Spiegel manch Einblick in vergangene Zeiten.
Die Aufführungssituation:
Die musikalische Unterhaltung der Gäste spielte beim Fest stets eine wichtige Rolle. Wie bei Speisen und Getränken, bei all den anderen Sensationen, galt auch hierbei ofensichtlich der Grundsatz 'je mehr, umso besser. So lässt uns etwa der Stricker in seinem 'Daniel vom blühenden Tal' über dreihundert berühmte welsche Geiger und weitere sechzig deutsche Spielleute mit Streichinstrumenten staunen - von den Harfen und den Flöten und den Handtrommeln ganz zu schchweigen Ach ja, fast hätten wir es vergessen: Zwanzig Sänger fanden sich dort ebenfalls.
Die Wichtigkeit, die der Musik zukam, wird noch dadurch betont, dass viele der Autoren die einzelnen Instrumente namentlich aufzählen, die zur Unterhaltung beitragen. Da finden sich fidel und gîge (Geige), flöite, rotte (Harfenzither), psalterium (Zither), harpfe , symphonîe (Drehleier), manichord (Trumscheit), pusîn (Trompete oder Posaune), organiston (Seiteninstrument, das mit einer Tastatur gespielt wurde), tambûr (Trommel), und viele mehr. Schwierigkeiten bereitet uns in diesem Zusammenhang die Verschiedenartigkeit der Begriffe, mit denen man Musikinstrumente bezeichnete und die uns oftmals eine genaue Identifikation erschwert oder gar unmöglich macht.
Häufig finden sich Hinweise, dass nicht alle Instrumente gemeinsam gespielt wurden. Vielmehr stellte man sie nach Klang und Lautstärke und wohl auch nach ihrem Rang zusammen (so galt vielfach die Fiedel als edelstes der Instrumente, dessen 'süßer Klang ein jedes Herz erweichen konnte', während bei den lauten Instrumenten die Trompete höchstes Ansehen genoss). Tanz und vor allem Gesang verlangten nach einer anderen Begleitung - liebliches Saitenspiel, teils gezupft, teils gestrichen - als wilde Vorführungen auf Pferden, Kriegsspiele, wie sie für große Feste bezeugt sind und für die man Trommeln und Blasinstrumente bevorzugte.
Die höfischen Dichter beschreiben uns auch Zusammensetzungen verschiedener Ensembles, so wie sie gebräuchlich gewesen sein dürften: Trompeten wurden, soferne sie nicht alleine auftraten, zu Trommeln und Pauken gestellt; manchmal gesellen sich auch die Holzbläser dazu. Die Flöten konnten aber auch mit Trommeln auftreten, alleine fanden sie sich kaum. Im Codex Manesse sieht man Fiedel und Flöte gemeinsam zum Tanz aufspielen. Man war sich dabei der unterschiedlichen Wirkungen der einzelnen Instrumenten- gruppen mit ihren unterschiedlichen Klangfarben wohl bewusst. So sagt Hugo von Trimberg im 'Renner':'Harfen, Rotten und Geigen erwarten freundliche Aufmerksamkeit, Anstand und Schweigen. Krieg will toben, lärmen schlagen, blasen und schalmeien.'
Ach ja - Mann und Frau sind nicht gleich, beschied der mittelalterliche Poet (was wir, die wir eine bessere Hälfte besitzen, na- türlich längstens ebenfalls schon wissen), auch nicht im musikalischen Geschmack, denn im 'Jüngeren Titurel' erfahren wir: 'Weder von den Trommeln noch von den Trompeten wollten sich die Damen verzaubern lassen. Fiedeln, Harfen, Rotten und andere lieb- liche Töne wollten sie hören.'
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