Die Blockflöte - Teil 1: Einige Worte zur Geschichte
Wer kennt sie nicht, die wundervollen Töne, die des Nachbarn hoffnungsvoller Nachwuchs seiner Blockflöte entlockt, schrill und klagend, ganz wie es sich für ein erstes Instrument gehört. Tatsächlich gilt gerade die Blockflöte, speziell in der Ausführung als Sopranflöte mit deutscher Griffweise, neben oder noch vor der Gitarre, als klassisches Anfängerinstrument. Und dieser Einsatz als Schulinstrument zum ersten Kennen- lernen der Notenschreibweise, zur Entwicklung eines gewissen Taktgefühls, bevor man (Kind) denn man auf ein anderes Instrument umsteigt, hat dazu geführt, dass man allzugerne übersieht, dass auch die Blockflöte ein vollwertiges Instrument sein kann, beziehungsweise in früheren Zeiten als solches betrachtet wurde, für das die Meister der Komposition eine Unzahl eigener Stücke schufen.
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Da wir von Sælde und êre nun endlich beschlossen haben, den gutnachbarlichen Terror nicht einfach tatenlos zu ertragen, sondern ihn mit gleicher Münze furchtbar zu vergelten und da auch wir hoffnungsvollen Nachwuchs unser Eigen nennen, erschallen seit einiger Zeit die zarten und verführerischen Töne solche Blockflöten vermehrt auch aus unseren Wohnzimmern. Vorerst sind es mehrere Sopran- und eine Altblock- flöte, die der vorhandenen Traversflöte begleitend zur Seite stehen sollen, in weiterer Zukunft wird wohl auch die Tenorausführung zuneh- mend zum Objekt unserer Begierden werden.
Dies ist jedenfalls für uns Grund genug, hiermit einige Artikel über diesen Flötentyp zu starten. Einerseits wollen wir damit unsere Kenntnis- se, die sich im Laufe der Zeiten und mit der Menge an geübten Etüden furchterregend mehren mögen, zur Verfügung stellen, andererseits bietet sich endlich die Gelegenheit, der bislang etwas stiefmütterlich behandelten Musikseite vermehrte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Allfällige Unzulänglichkeiten bitten wir mit freundlicher Nachsicht zu behandeln. Für korrigierende Zuschriften werden wir wie immer ein off- enes Ohr finden ...
Bei der Blockflöte handelt es sich vermutlich um ein sehr altes Instrument, das möglicherweise schon in vorgeschichtlicher Zeit zum Einsatz kam. So findet es sich auch heute noch in vielen Ländern als urtümliches Volksinstrument. Dabei kommt und kam die Blockflöte, wie Quellen belegen, sowohl als Soloinstrument wie auch im Gruppenspiel zum Einsatz, gesangsbegleitet oder als reines Instrumentalinstrument, zuständig für die Erzeugung der Melodiestimme. Diese Vielfältigkeit hat diesem Instrument über lange Zeit eine große Wertschätzung eingetragen.
Erst im 18. Jahrhundert wurde die Blockflöte mehr und mehr von der Querflöte verdrängt, einem geänderten Klangideal gehorch- end, und geriet für über eineinhalb Jahrhunderte fast in Vergessenheit. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erfolgte dann schließlich die Wiederentdeckung, als man sich zu mühen begann, alte Musik möglichst original wiederzugeben.
Will man die Geschichte der Blockflöte im Mittelalter verfolgen, so fällt die aus mehreren Gründen schwer. Ein Grund ist die schlechte Fundsituation, da man aus jener Zeit kaum über Instrumentenfunde verfügt, bzw. erst über solche, die aus relativ späten Epochen stammen. Andererseits erlauben Darstellungen in zeitgenössischen Abbildungen und auf Plastiken kaum eine zweifelsfreie Identifizierung. Somit sind genauerer und eindeutige Aufschlüsse nur schwer zu finden, Vieles muss Mutmaßung bleiben. Als früheste gesicherte Abbildung gilt etwa eine Darstellung in einer Psalterminiatur des 12. Jahrhunderst, denkbar sind aber solche bereits im 11. Jahrhundert.
War ursprünglich und bis ins frühe Mittelalter hinein in Europa der meist verbreitete Flötentyp panflötenartig, also aus mehreren Pfeifen unterschiedlicher Länge bestehend - man denke an die zahlreichen antiken Darstellungen - dürfte die vertikal gehalte- ne Blockflöte mit Grifflöchern im Rohr und Kernspalte über zwei Wege zu uns gefunden haben. Auf der einen Seite waren es die spanischen Mauren, die das Instrument aus Afrike einführten, auf der geographisch entgegengesetzten Seite könnten es die Slawen gewesen sein, die solche Flöten aus Asien mitbrachten.
Die Blockflöten scheinen bereits im Mittelalter in verschiedenen Größen gebaut worden zu sein. Neben solchen Instrumenten, die mit beiden Händen zu spielen waren, wie unsere modernen Ausführungen auch, gab es noch sogenannte Einhandflöten, die drei Grifflöcher besaßen und mit nur einer Hand, meist der linken, zu halten und zu spielen waren. Dadurch erhielt der Spieler die Möglichkeit mit der anderen Hand eine Begleitung anzuschlagen, etwa Schellen oder eine Trommel, wie in der obenstehenden Abbildung zu sehen ist. Aber auch Doppelflöten fanden sich. Aufgebaut waren die Flöten damals noch aus einem Stück, einer ungeteilten glatten Röhre mit zylindrischer oder leicht konischer Innenbohrung.
Vorerst waren es Spielleute und Vaganten, welche die Flöte hauptsächlich zum Tanze einsetzten. Solche Spielmänner, die von Fest zu Fest, von Burg zu Burg zogen, aber durchaus auch begehrte feste Anstellungen bei begüterten Gönnern haben konn- ten, beherrschten in der Regel mehrere Instrumente, von denen die Flöte aber zu den wichtigsten zählte. Daher bezeichnte man diese sozial niedrig stehnden Musiker oft auch als Pfeifer. Vorerst hauptsächlich solistisch eingesetzt (mittelalterliche Musik war ja über lange Zeit nur einstimmig, begleitet allenfalls von Schlag- und Rythmusinstrumenten), fand das Instrument auch den Weg in höfische Kreise.
Dort kombinierte man die Flöte wohl bald mit einer Singstimme und einem Zupfinstrument, wie etwa der Laute oder der Harfe. Viele zeitgenössische Traktate und Schulen betonten, galt vor allen anderen Instrumenten aber die menschliche Stimme als das edelste 'Instrument', war doch der Mensch 'nach dem Bilde Gottes' geschaffen. Instrumente, welcher der Stimme klanglich nahekamen, ihren Part gar übernehmen konnten, wurden daher höher geschätzt als andere. Daher rührt auch die die hohe Rangstellung, die Flöten allgemein und damit die Blockflöte auch, im mittelalterlichen Musikgeschehen einnahmen.
Wer nun mehr über die Blockflöte erfahren möge, der möge sich gedulden, auf dass bald eine Fortsetzung folge ... wenn uns denn die erbosten Nachbarn bis dahin nicht bitteres Leid angetan ...
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