Sælde und êre - Arbeitsgruppe Mittelalterliches Spiel

Herstellung eines Schachzâbel - Die Figuren / Teil 2: Der erste Bauer

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Schachzâbel: Die Figuren - Unterbiss und imposante Hakennase ... der erste Bauer

Einige Wochen sind verstrichen, seit jenem Artikel, in dem wir auf dieser Seite vollmundig angekündigt hatte, den kompletten Figurensatz eines Schachspiels herstellen zu wollen. Und zwar in eigener Hände Arbeit, im Schweiße unseres Angesichtes. Nicht irgendeinen Figurensatz wohlgemerkt, sondern einen solchen, der bei Betrachtung an mittelalterliche Spielsteine erinnert. Doch Vieles lässt sich rasch verkünden, dessen Umsetzung dann eines längeren Zeitraumes bedarf, wie wir rasch feststellen durften.

Nun ist es so, dass es uns bis zu jenem Zeitpunkt gänzlich an Erfahrung ermangelte, wie denn einem Stückchen unscheinbaren Holzes das Aussehen einer Schachfigur gegeben werden könnte. Mißtrauische Zeitgenossen mutmaßten inzwischen bereits, das lange Ausbleiben von Nachrichten über den Arbeitsfortgang an unserem Spielsatz kaönnte einer Kapitulation unsererseits gleich- kommen. Doch weit gefehlt. Getreu dem Motto 'nur anhand überaus zahlreicher Fehler lernen wir das Handwerk kennen', stürz- ten wir uns begeistert an Arbeit und in Gefahr ...

Fichtenholz eignet sich nicht zum Schnitzen - wie auch dieser unser erster jämmerlicher Versuch beweist! Nun gut denn! Auf einen zweiten Versuch mit dem klassischen Schnitzholz, der Linde nämlich.

Zuerst einmal galt es, den Stil, in dem wir die Figuren gestalten wollten, festzulegen. Mittelalterlich, das bedeutete für uns rasch, dass wir auf gebräuchliche moderne Formen verzichten wollten, auch wenn die verhältnismäßig einfach, nämlich ge- drechselt, hätten erstellt werden können. Nein, wenn man Originalsteine aus jener Zeit betrachtet, dann finden sich häufig gedrungene, untersetzte, aber sehr ausdrucksstarke Formen - man denke beispielsweise nur an die Lewis-Figuren. Andererseits wollten wir nicht kopieren, sondern etwas Eigenens, Originales schaffen ohne dabei auf abstrahierte Formen auszuweichen.

Soweit war also alles klar - wär nur nicht diese verflixte Sache mit dem Beherraschen des Handwerkes gewesen. Egal, nur wer nicht beginnt, macht keine Fehler. Unser erster gröberer Missgriff war die Wahl von Fichtenholz für das allerste Übungsobjekt. Ein Bauer sollte das übrigens werden ... Fichtenholz allerdinngs ist vollkommen ungeeignet für derartige Schnitzarbeiten und wir konnten diese Binsenweisheit einmal mehr bestätigen. Aber wenn man nun mal kein anderes Material im Haus hat ....

Da ist an einigen Ecken allerlei an Material abzunehmen ... ... und manches Mal fragt man sich schon, ob das überhaupt noch etwas werden kann, ...

Tage und Wochen strichen ins Land, ehe es uns schlussendlich gelang, passendes Material, nämlich Lindenholz, zu besorgen. Linde - das ist jenes Material, aus dem die wunderbaren gotischen Flügelaltäre bestehen, mit ihren beeindruckend detailierten Figurengruppen, die Madonnenstatuen. Was sollte also unserem Erfolg dann noch im Wege stehen? .... Erraten, das eigene Ta- lent war es - oder besser, das Fehlen desgleichen.

Dennoch wurde endlich munter losgeschnitzt, wurden liebevoll Holzspäne in alle Winkel verstreut, und wurde dann doch so et- was wie eine erste Figur geschaffen. Ein Bauer, wie vorgesehen. Doch halt, wir hielten uns bei der Gestaltung mehr an der Grundidee des Schaches, dass es sich nämlich bei den beiden Parteien um die Kämpfer zweier Armeen handelt und der Bauer eigentlich kein solcher, sondern stattdessen ein Fußsoldat ist, der in erster Reihe vorrücken soll.

... doch irgendwann werden dann doch erste Konturen ersichtlich, sowohl an der Rückseite, ... ... wie auch an der aufwändigeren Vorderseite, an der ein Schild den kriegerischen Charakter betonen soll.

Also galt es, ihn mit Helm und Schild zu versehen, einem sehr praktischenm Utensil übrigens, lassen sich doch dahinter trefflich schwer gestaltbare Hände verstecken. Wenn man nun den geschaffenen Prototypen betrachtet, so fällt dem kunstsinnigen Betrachter sicherlich sofort das fein gestaltete Profil, fallen ihm die äußerst lieblichen Gesichtszüge ins Auge. Doch lasst euch dies versichern, ihr Spötter, dass Knollennase und Unterbiss etwas sind, das einem grimmigen Kämpfer, wie es unser wackerer Fußsoldat schließlich sein soll, durchaus gut zu oder besser ins Gesichte stehen.

Schließlich möchten wir noch darauf aufmerksam machen, dass unser liebevoll gestalteter Golem zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht vollendet ist. Feile und Schmirgelpapier mögen ihm in näherer Zukunft möglicherweise noch ein kultivierteres Aus- sehen verschaffen. Auch sollen Beize und Lack noch ihre Arbeit tun. Aber immerhin erfahrt ihr hier einen ersten Eindruck von dem, was sich in den Werkstätten von Sælde und êre tut. Seid euch also gewiss, dass wir uns weiter wacker an den Figuren herumschlagen werden.

Monsternase und energischer Unterbiss verleihen unserem ersten Fußsoldaten, sprich Bauern, ein energisches Aussehen. Gut so, denn der Gegner soll sich fürchten! Abschließend noch ein Vergleich der beiden Materialien Linde und Fichte in Form der entstandenen Figuren.

Heumschlagen ist auch das richtige Wort dafür. Wenn wir nämlich jene Zeit, die uns dieser erste Streiter bis heute kostete, auf die noch fehlenden Figuren hochrechnen - es sind ja nur noch 31 -, dann wird unser Spielsatz vorasusichtlich bereits im Okto- ber oder November 2018 vollendet sein. Also, so bitten wir euch, werdet nicht ungeduldig und harret aus. Irgendwann mögt ihr auf einem Feste dann selbst erproben, wie sich die geschffenen Figuren beim Spiele anfühlen, womöglich beim Spiele gar mit mittelalterlichen Regeln ...

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