Die Katze - stets ein wenig unheimlich ...
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Nach allgemeinem Volksglauben haftet der Katze etwas Dämonisches Unheimliches an. Während der Hund nämlich, so sagt eine Redensart, täglich neunmal darüber nachdenkt, wie er seinen Herrn retten kann, sinnt die Katze neunmal darauf ihn zu verderben. Ob dies nun in der Eigenart des Tieres begründet liegt, mehr Bindung zum Haus aufzubauen, denn zu seinen Bewohnern, an seinem raubtierhaft-geschmeidigen Gang, an der Nachtaktivität, oder worin auch immer - in vielen Gegenden und zu vielerlei Zeiten wurde der Katze stets mit einer gewissen Scheu begegnet. Und im Speziellen gilt dies für die schwarze Ausführung. Ist dies aus der Sicht der kleinen possierlichen Mäuschen ja noch einzusehen, die einst unsere Vorratskeller und Speicher plünderten, sollte der moderne, aufgeklärte Mensch diese Einstellung hingegen endgültig überwunden haben. Außer ...
... außer da ist eine schwarze Katze. Dann nämlich gilt es vorsichtig zu sein. Und die lokalen Gegebenheiten zu beachten. Denn da zeigt sich dem Sammler von volkstümlichen Expertenmeinungen bereits das wiedersprüchliche Bild, unterschieden nach Landstrich- en und Regionen, das so typisch für die Katze zu sein scheint. Denn während die einen behaupten, es bringe immer und grundsätz- lich Unglück, wenn ein derartiges Samtpfötchen schnurrend den Weg kreuzt, meinen andere, es komme auf die Richtung an: von rechts wär nicht so übel, von links dagegen schon. Außerdem spiele da die Tageszeit auch noch eine beträchtliche Rolle.
Leicht einzusehen, dass es bei einem derartig komplexen, verwirrenden Regelwerk manche Menschen vorziehen, das Haus lieber gar nicht erst zu verlassen. Sicher ist sicher - außer es steht eine Leiter in der Wohnung herum. Unter die hindurch, sollte man nämlich ... aber das ist bereits wieder eine andere Geschichte. Nein, nein, um nun zur Katze zurückzukommen, beruhigen die Drit- ten. Nur dann wenn das Tierchen auf dem Wege sitzenbleibe und einen ansehe, dann ... ja dann gelte es, rasch Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Nämlich einen Stein zu werfen - nein nicht nach dem schwarzen Untier, sondern quer über den Weg.
Aber Achtung dabei auf Nachbars Fensterscheibe, denn andernfalls kann besagter Abwehrzauber wiederum in (sehr handfestem) Unheil münden. Alternativ, wenn denn etwa die unheimliche Begegnung im verglasten Gemüsegewächshaus stattfindet, bietet sich das dreimalige Ausspucken zur Schadensbegrenzung an. Eine Defensivmagie, die, wenn man sich den Zustand der öffentlichen Straßen und mancher Stiegenhäuser vor Augen führt, offensichtlich und glücklicherweise innerhalb breiter Bevölkerungsschichten bereits einen starken Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad erlangt hat.
Natürlich kann die schwarze Katze auch zu vielerlei Nützlichem herhalten, sieht man einmal von so Offensichtlichem ab, wie dem Zurückdrängen der heimischen Goldfischpopulation oder der Beseitigung von trainierten, weißen Mäusen. Will man nämlich ein neu- es Heim beziehen, so sollte man stets eine schwarze Katze vorschicken. Die kann dann stellvertretend alle bösen Geister und Dämonen auf sich ziehen, die möglicherweise auf Neusiedler lauern. Dass das arme Tierchen damit wiederum mit dem Bösen in Berührung gebracht wird ... nun das ist eben Katzenschicksal.
Derartige Praktiken gehen dann schon wieder in Richtung von Schutz- und Abwehrzauber, von denen früher eine ganze Menge in Gebrauch waren. Ausdrücklich distanzieren wir uns davon, heutzutage noch Katzen lebendig einzumauern, zu vergraben, etc., um damit Häusern einen langen Bestand zu sichern, Obstbäumen einen hohen Ertrag, und dergleichen mehr. Auch raten wir von der zugegebenermaßen weniger brutalen Methode ab, Zahnschmerzen mit Hilfe eines Katzenschwanzes, quer durch den Mund gezo- gen, zu kurieren. Klar ist der Zahnarzt nicht jedermanns Sache. Aber abgesehen davon, dass auch die Härchen nicht jedermanns Geschmack sein werden, könnte eine unwillige Katze zu sehr handgreiflichem Unglück führen ...
Wettertier, Vorausdeuterin für bevorstehenden Besuch, für Glück oder Unglück in der Liebe und Ehe, für Krankheit und drohende Todesfälle, als Bringerin von Unerwünschtem und Erwünschtem, makabere Löschhilfe bei Bränden, Krankheitserregerin und Heilerin - die Liste der Volksweisheiten ist eine lange. Und nicht selten eine sehr widersprüchliche. Im alten Ägypten göttlich verehrt, später dämonisiert. Im Mai geborene Katzen sind schlecht und zu nichts zu gebrauchen, man sollte sie ersäufen; andererseits bringt es Unglück, Katzen zu töten und das Schiff dessen Schiffskatze verlorengeht, wird ihr bald zum Klabautermann hinab fol- gen ...
Stets wurde die Katze, speziell die schwarze, auch mit Teufelswerk in Verbindung gebracht. Trafen sich Hexen zu ihren nächtlich- en Betätigungen, so waren die schwarzen Finsterlinge dem Volksglauben nach niemals weit. Wenn dann ein solches Unglückstier angeschossen wurde, dann fanden sich nicht selten am nächsten Tag Frauen, mit den entsprechenden Verwundungen. Klar, dass man im Zeitalter der Hexenverbrennungen gleich mal der einen oder anderen Katze den Prozess machte und das arme Tier ebenso wie die bedauernswerten menschlichen Opfer der Wahns verbrannte. Und als Teufelstier wurde sie natürlich auch mit dem Ausbruch von Krankheiten in Verbindung gebracht. So sagte eine mittelalterliche Theorie, dass für den Ausbruch von Seuchen Katzen verantwortlich wären, die, vom Blutiglecken einer Kröte durstig geworden, beim Saufen alle Trinkbrunnen mit deren Gift verderben würden, wodurch sich die Seuche ausbreite ...
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