22. Juli 2011
Wie heißt's so schön? Richtig! Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erleben. Speziell dann, wenn er vor der Fahrt noch einen Blick in die Karte macht, ob es denn da nicht etwas Sehenswerte gäbe, längs seines Weges, das einer längeren Pause und einer Besichtigung Wert wäre. So zumindest halten wir das stets und somit auch an jenem Freitag im späten August, als uns unser Weg wieder einmal in die schöne Steiermark führte (eigentlich sogar ein Stück darüber hinaus). Gleich vorweg, weder war es die Schönheit der Landschaft noch geschichtliches Interesse, das uns zu dieser Fahrt verführte; ein Umstand, den der erfahrene Leser spätestens dann erahnen wird, wenn er denn erfährt, dass dieser Tag ein Freitag war. Und Freitag ist ....
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... aber erst ab 18h30. Und bis dahin bleibt genügend Zeit. Also der besagte Blick in die Karte - was gäbe es denn da zu bestaunen? Einen Fels am Wegesrand, im Granitztal, einen ziemlichen hohen, und oben eine Burg - oder das was Zeit und Ungemach davon übriggelassen haben. Eine Höhenburg, wie mehrfach schon gesehen. Ruinen, Reste sagten wir uns, was kann das schon Besonderes sein? Dennoch, neugierig waren wir allemal, neugierig und entschlossen, diese Burgruine, um die sich wilde Schauergeschichten ranken, zu besichtigen. Gut so, stellten wir später einhellig fest.
Schon bei der Ankunft staunten wir - schließlich verrenkten wir uns fast den Hals, als wir vom Fuß des steilen Felsdornes noch oben spähten, dorthin, wo sich die Ringburg, der älteste Teil der Burganlage, an den Stein klammert. Schwindlig könnte man da werden, dachten wir - und machten uns an den Aufstieg. Dabei ging's zuerst in ungezählten Serpentinen durch den Wald; kein Problem, der Weg befestigt und ein Wetter, wie es besser gar nicht hätte sein können. Dann die ersten Mauern - die Überreste der Vorburg mit dem beeindruckenden Kanonenrondell - Zeit für eine Rast. Und die eigentliche Burg? Immer noch ragt sie weit über unsere Köpfe hinaus, ein richtiges Adlernest, und der Fels scheint so steil, dass wir uns wundern, wie ein Aufstieg wohl gelingen mag.
Und wenn's auch schwierig scheint, meist findet sich dann doch ein Weg. So wie hier auch und ganz so beschwerlich, wie zuerst befürchtet ist er gar nicht. Zumindest nicht für uns neuzeitliche Besucher. Ganz anders mag's unerwünschten Gästen im Mittelalter ergangen sein, wenn sie sich mit Torturm - von dem es noch Reste zu sehen gibt - und Zugbrücke konfrontiert sahen, und dahinter dem schmalen, an die senkrechten Klippen geschmiegten Aufstieg, der eine halbe Rundung des Fels hinauf vor das zweite Tor führt, stets unter den Mauern der Ringburg entlang, stets mit der rechten, ungedeckten Seite den Verteidigern zugewandt.
Uneinnehmbar werdet ihr jetzt sagen. Wir zumindest dachten dies - und so war es auch. Schließlich soll die Burg einst, wenn überhaupt, nur durch Verrat oder Auslieferung gefallen sein. Ah, vermutet ihr nun, jetzt geht's zu den Geschichten, schaurig und blutrünstig, von denen zuvor die Rede war. Richtig, denn hier, in der Steirermark, gab's schon vor Arnies Zeiten harte Burschen, dem Kernöl sei's gedankt. Herrand von Wildon zum Beispiel soll so einer gewesen sein. Aus bedeutendem Geschlecht, war er standesgemäß an der Verschwörung gegen Ottokar Przemysl beteiligt; dieser, wenig erfreut darob, setzte einen seiner Getreuen über den Besitz des Wildoniers.
1278 hieß es dann Abschied nehmen für den Böhmenkönig nach der für ihn unglücklichen Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen. 'I'll be back again,' mag da Herrand gesagt und seine Besitztümer wieder eingestreift haben. Standesgemäß, denn, wie es hieß soll er nicht nur die Burg zurückerobert, sondern anschließend auch hochstselbstpersönlich die verhasste Besatzung massakriert haben. Von wegen 'Chefs drücken sich immer vor der Arbeit'. Im Mittelalter zumindest wurde noch selbser Hand und Klinge angelegt. Und man war nicht zimperlich dabei.
Viel später, die Zeiten hatten sich geändert, nicht aber die Sitten. Wir hören von Familienstreitigkeiten, von einem Bruder, der gar nicht ziperlich seine Schwester, damals die Besitzerin der Burg, für zwei Jährchen ins Verließ werfen ließ - und achtet wohl, damals gab's noch keine Zentralheizung im Winter, keine Fernsehabende und Freigänge. Noch später tat sich Burggraf Christian Alban von Saurau bei der Grundlegung weiterer Sagen hervor - mit Totschlag und Vergewaltigung. Selbstredend kam er, wie's einem solchen Schurken zusteht, schlussendlich im Grazer Kerker zu Tode. Recht so, du Pösewicht!
Hinter der Wehrmauer Palas, Kapelle, Zisterne und der Wirtschaftstrakt, darüber noch die Ringburg, von der sich ein atemberaubender Rundumblick über das Granitztal hinweg auftut, und alles fein beschildert, - wir staunten nicht schlecht ob der Sehenswürdigkeiten, die sich uns darboten. Auch wunderten wir uns ein wenig und fragten uns, wie es sich wohl gelebt hat hier oben, auf der Spitze des Felsens, wenn man, anders als der Adler der Flügel entbehren muss. Wenn es galt Vorräte heraufzuschaffen aus dem Tal. Naja, wofür wären sie sonst gut gewesen, die Bediensteten und die Leibeigenen? Wofür, wenn nicht für die vielen kleinen Annehmlichkeiten, die dabei helfen können, das langweilige Leben eines Burgherren zu versüßen, wenn es nicht gerade gilt ordentlich dareinzuschlagen?
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