17. August 2009
Wenn man denn schon einmal einen Ausflug tut ins schöne Wechselgebiet, dann empfiehlt es sich dringlich, eine Kamera mit sich zu führen und etwas Zeit für Unterbrechungen einzuplanen. Dann nämlich kann es geschehen, dass bei schönenm Wetter einige reizvolle Fotomotive im digitalen Speicher landen. So geschehen am 17. August, an jenem Tag, an dem wir schon der Wolfgangskirche in Kirchberg einen Besuch abgestattet hatten. Dass man an einem solchen Tag Burg Feistritz nicht einfach links liegen - halt, eigentlich müsste es heißen, nicht einfach rechts liegen, schließlich befanden wir uns schon auf der Rückfahrt - lassen kann, versteht sich wohl von selbst.
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Nun, eigentlich war diese zweite Besichtigung an diesem Tag ja geplant, denn schon bei der Hinfahrt wenige Tage zuvor war uns der markante Bau mit dem riesenhaften Torturm und den auffälligen rot-weißen Fensterläden nicht entgangen. Doch da waren es noch die Termine die uns daran hinderten, jetzt aber, an diesem wunderschönen Sonntagmittag konnte uns nichts mehr vor der Erstürmung ab- halten - dachten wir.
Also wurde das Vehikel am Fuße des Burgberges abgestellt und intensiv nach einem Weg denselbigen hinauf geforscht. Tatsächlich bot eine beschriftete Tafel eine Route zur malerisch über uns thronenden Burg an, vermutlich keine zwanzig Minuten weit. Doch uns von Sælde und êre ist selbst ein solches Wegstück zu lang, wenn sich denn ein kürzeres anbietet - und dies schien uns die zweite Schot- terstraße - welche nicht beschriftet ist - zu sein. Zehn Minuten Gehweg - höchstens! Also los, diesen Weg entlang.
Vorbei am malerischen Hof, welcher wohl der Nachkomme des einstigen Meierhofes ist, über einige Nattern hinweg, die sich drohend die Kiessteine entlangschlängelten, führte uns der Pfad zu erstem Gemäuer und einer malerischen Pforte, deren erzernes Gatter einladend weit offenstand. Sonntagmitteg und weit und breit niemand zu sehen, der uns diesen Durchgang gestatten oder verwehren mochte, kein Schild das uns aufklärte, ob man uns denn als willkommene Gäste betrachten oder mit der zwanzigschnauzigen Hundemeute zu Tode hetzen würde. Also traten wir durch diese vergessene Kerkaporta um uns zugleich in einer verwunschenen Welt wiederzufinden.
Einige Schritte später nämlich, vorbei an efeuüberwucherten Mauern vorbei, öffnete sich der Pfad zu einer herrlichen Parkanlage, in dem sich Statuen mit Brunnen abwechseln und ein kleiner Satyr gerade einen Reiher bekriegt - und das alles unter der beeindrucken- den Westfront der Kernburg. Also waren wir im Burggraben gelandet, unter der steinernen Brücke zum Haupttor, welche irgendwann im Laufe der Umbaugeschichte den Originalzugang mit Zugbrücke ersetzt hat. Einige Minuten Staunen und dann hieß es, Brücke stürmen und die letzte Bastion zum arkadenumrahmten Innenhof nehmen, eine Aufgabe, welche wir allsogleich in Angriff nahmen.
Auf der Brücke - vor dem Tor zur Kernburg. Kein Mensch zu sehen. Doch halt - welch Glück - ist hier tatsächlich eine Seitenpforte ge- öffnet? An diesem Tag schienen sich uns alle Türen doch tatsächlich wie von selbst zu öffnen. Listig überquerten wir leisen Fußes die Schwelle zum inneren Allerheiligsten der Burg, zückten schon die Kamera, die Arkaden zum Greifen nahe - da ereilte uns das Schicksal in Form zweier Burgbediensteter - oder gar einer solchen mit der Besitzerin selbst? -, die uns höflich aber bestimmt klarmachten, dass hier Privatbesitz betreten und ein Zutritt nicht erwünscht wäre.
Da nun ein überzeugendes Leugnen nur schwer möglich schien - Touristenaufmachung mit Kamera und Strohut statt Seminarkrawatte und Anzug, nur das Hawaiihemdchen fehlte noch - zogen wir denn sogleich schwer gedemütigt ab, zurückgeschlagen von der wackeren Burgbesatzung, und uns blieben im Vorbeigehen nur noch einige Blicke auf das imposante Gebäude und die weitläufigen, bestens ge- pflegten Parkanlagen, in denen sich sogar ein unauffällig plaziertes Schwimmbecken erahnen ließ. Nun, wenn es denn einmal soweit sollte, dass die Welt reif für von Sælde und êre abgehaltene Seminare geworden sind, und dazu alle Teilnehmer auch freudig ihre Schatztruhen öffnen möchten, dann sollten diese Veranstaltungen wohl hier stattfinden ... (Anmeldungen dazu, sowie Vorschüsse an Goldtalern werden hier natürlich bereits entgegengenommen ...)
Natürlich sinnierten wir im Vorbeigehen, die Burg hätte ihr markantes Aussehen hauptsächlich Umbauten des frühen 19. und 20 Jahr- hunderts zu verdanken, der Torturm wäre so etwa durch Aufstockung zum beherrschenden der ganzen Anlage geworden, und Vieles in der Art mehr. Dennoch, eine beeindruckende Burg bleibt eine beeindruckende Burg, auch wenn sie nur von außen besichtigt werden kann. Aber das ist ja dem mittelalterlichen Kriegeradel auch des öfteren widerfahren, wenn er ungerufen vor verschlossenen Toren stand. Immerhin sind uns keine Armbrustbolzen um die Ohren gesaust. Ach ja - das Schild 'Privatbesitz - Zutritt verboten' haben wir schließlich auch noch entdeckt. An einem Tor, zu dem uns der beschilderte Weg geführt hätte. Manchmal wird Faulheit und Bequem- lichkeit ja doch belohnt ...
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