16. Juli 2013
Mit dem Sommer ist's nun endgültig vorbei. Der dunkle Teil des Herbstes mit seinen kürzeren Tagen und langen, kalten Nächten, mit Nebel und Nieselregen naht und mit ihm die Zeit, die vergangenen Hitzetage Revue passieren zu lassen, die vielen Fotos und Erinnerungen zu sichten und manche davon - sofern es sich um Ausflüge und Besuche historischer Orte und Sehenswürdigkeiten handelt, euch, geneigte Leser, zugänglich zu machen, in der Hoffnung, ihr möget darin etwas von der Wärme der vergangenen Tage wiederfinden.
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Wenn auch nicht so viele wie erhofft (aber ehrlich: wann bekommt man schon mal zur Gänze, was man sich erhofft?), so haben sich auch über diesen Sommer wieder einige Burgenbesuche angesammelt. Und jetzt, so meinen wir, ist es hoch an der Zeit, von diesen in lockerer Folge zu berichten.
Lasst uns also beginnen mit einem Ausflug, der uns aus anderen Gründen endlich wieder einmal ins Eferdinger Land und sein Becken geführt hat. Natürlich heißt es bei solcher Gelegenheit zeitig die Pferde zu satteln - besser, die Pferdestärken anzuwerfen, damit noch genügend Zeit bleibt, die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu besichtigen. Und damit sind nicht die Essiggurken gemeint! An diesem Tag sollte das die Burgruine Haichenbach sein, und mit ihr der fantastische Ausblick, der sich von der Spitze ihres Turms auf die Schlögener Donauschlinge auftut.
Schweren Herzens ließen wir also die imposanten Ruinen der vor viel zu langer Zeit letztmalig besuchten Schaunburg ebenso links liegen, wie die Tafeln, die den Weg zur benachbarten Burg Stauf wiesen. Bald aber wurden wir für unserer Standhaftigkeit mit den herrlichen Aussichten belohnt, die das bald erreichte Donauufer beidseitig zu bieten hat: Schloß Marsbach etwa, oder später, zur linken Hand, wenn man donausufwärts fährt, nur die Dächer und obersten Turmgeschoße einer mächtigen Anlage - Ruine Burgstall vielleicht, wie uns unsere Karte vermuten ließ. Oder doch die Gralsburg, die auf keinem Plan verzeichnet, uns in jenem Moment erschienen ist? Und nein - spart es euch -, wir haben die eine Frage nicht gestellt ...
Bei Niederranna wurde die Donau übersetzt, allerdings nicht wie weiland der grimmige Hagen, auf schwankendem Floß, sondern auf der komfortableren Donaubrücke. Dahinter wurde es rasch abenteuerlich - ein enger, ewigwährender, kurvenreicher Anstieg durch den Wald, auf das jenseitige Steilufer hinauf - schon dort konnten wir uns des Gedankens nicht erwehren, wie's die edle Frau von damals hielt, wenn sie beim Einkauf im Tal eine Kleinigkeit vergassen hatte ...
Aber dann, nach einigen Minuten Mühlviertler Hochebene, hatte die Anfahrt ein Ende und hinter einem kleinen Dorf, besser einem Weiler, der den sprechenden Namen 'Dorf' trägt, begann der tiefe, dunkle Wald. Wobei, dunkel war er an diesem Tag gar nicht, sondern sonndurchflutet und voller netter kleiner Tierlein. Solcher, die in den Zweigen saßen und schrien und solchen, die hinter dem Gebüsch rachelten und eine Menge Wirbel machten. Dazu Blumen, Beeren, Früchte aller Farb- und Geschmacksrichtungen - und eine Menge Eingeborener, wollte sagen Einheimischer, welche mit großen Körben die Himbeersträuche, die dort ganze Lichtungen überziehen, plünderten, so wie einst ihre Vorfahren die Schiffe der Passauer ...
Die Burg, fragt ihr jetzt, ...? Klein in ihren Überresten - eigentlich nur noch der (instandgesetzte) Wohnturm und der (ebenfalls renovierte) Torturm - ja, und noch weitere Reste weiter im Wald. Aber alles sehr romantisch gelegen, mit einer Fülle von Motiven für den Fotografen und einer Menge an Plätzen und Aussichten, die ebenfalls zum Staunen anregen. Mit dem Höhepunkt auf der Spitze des als Aussichtswarte dienenden Turms.
Atemberaubend der Ausblick auf das tief liegende Donautal, dieses einzigartige Naturschauspiel der Donauschlinge, die sich - so möchte man fast sagen, an dreieinhalb Seiten um den Höhenrücken, auf dem die Burg gelegen ist, zusammenzieht. Flußaufwärts und flußabwärts schweift der Blick, dazu bedarf es nur einer Drehung und weniger Schritte, Raubritterherz, was wünscht du mehr? Gut, vielleicht ein paar Passauer Schiffersleut', bevorzugt mit schwerer Ladung doder reichen Pfeffersächen an Bord. Ein bißchen Maut, das hat schließlich noch niemanden geschadet (als historisches Vorbild für die allgegenwärtige Reichensteuer) - zumindest scheinen unsere Politiker auch heute noch so zu denken, wenn wir uns unsere monatlichen Gehaltszettel vor Augen halten.
Warum an dieser Stelle von Raubrittern die Rede ist? Deshalb, weil an diesem Ort um 1500 einige ganz schlimme dieser Sorte gehaust haben sollen, die Oberhaimer nämlich! So wild trieben's diese Knaben, dass der Volksmund einige Sagen dazu zu berichten weiß: So kam etwa das 'Kerschbaum Schlössl', wie Haichenbach auch genannt wird, durch den Kirschkern zu seinem Namen, den ein gefangener Kaufmann, vor dem schweren Gang ins Verlies, über die Mauer der Burg gespuckt haben soll, versehen mit einem Fluch für die räubernden Herren. Der Kern wurde nämlich zum namensgebenden Baum, über ausgerechnet den - erraten! - später die Burgmauer erstürmt und in Folge das Strauchritternast ausgeräuchert werden konnte.
So, oder ganz ähnlich, oder aber vielleicht auch ganz anders muss es gewesen sein, wenn man den erzählungen Glauben schenkt. Da seufzt der Romantiker und wischt sich ein Tränchen aus dem Auge, ein Tränchen um das Unverständnis, das den damaligen Burgherren entgegengebracht wurde. Meine Herren Bischöfe und Landesfürsten: Was urteilt ihr so streng? Wirtschaftskrise für die Ritterschaft! Gönnt ihnen doch ein kleines Zusatzeinkommen ...
Halt, halt, halt, ruft ihr jetzt, stehlt euch nicht davon: Was ist's mit den Drachen und Schlangen, die ihr uns versprochen! Nun, kleine Drachen! Wir haben euch kleine Drachen versprochen! Und die sitzen dort zuhauf auf den sonngewärmten Mauern, unzählige, huschen auf und ab und jagen grausam nach Getier. Gut, vielleicht winziges Getier. Und es mag auch stimmen, das sie Ähnlichkeit mit Eidechsen besitzen - wer aber genau hinsieht, ....
Nattern und Ottern entdeckten wir im Wald, und - psst! - eine siebenköpfige Riesenschlange auch; furchtbar die Bestie, aber sie kommt aber nur alle 99 Jahre hervor aus ihrem Versteck unter dem Turm - und das war ausgerechnet der Tag unseres Besuches. Ihr braucht euch also nicht um sie zu bemühen, wenn ihr in nächster Zeit die Burg bereist - und das solltet ihr tun, sofern ihr in der Gegend weilt, denn es lohnt die Mühe allemal!
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