01. November 2007
Wenn am Allerheiligentag die Hochnebeldecke aufreißt und der Herbsttag von Sonnenstrahlen vergoldet wird, hat das traute Heim meist schlechte Karten. Vielmehr stellt sich die Frage nach einem attraktiven Ausflugsziel. In unserem Fall heißt das dann meist soviel wie: 'Wo liegt die nächste erreichbare Burg?' Diesmal fiel die Wahl auf die Burg der alten Herzogstadt Hainburg.
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Nur einen etwas größeren Katzensprung von Wien entfernt und gut erreichbar bildet Hainburg das ideale Ausflugsziel für den kurzfristig Entschlossenen. So passierten wir denn nicht allzulange nach unserem Aufbruch das Ortsschild der etwa 6000 Einwohner zählenden Stadt. Völlig unvorbereitet und dementsprechend staunend, fanden wir uns plötzlich vor dem sogenannten Wienertor, das einen der Zugänge zum mittelalterlichen Kern Hainburgs bildet.
Bei diesem Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert handelt es sich übrigens um das größte erhaltene mittelalterliche Stadttor Europas - etwas, das man ja nicht unbedingt an dieser Stelle vermuten würde. Aber Hainburg besitzt mit seinen 2,5km langen Stadtmauern den erhaltenen drei Toren und mehr als einem dutzend Türmen (allesamt im geschichtsträchtigen 13. Jahrhundert errichtet bzw. ausgebaut) über eine der besterhaltenen Stadtbefestigungen des Abendlandes. Vieles gäbe es zu berichten, über all die bedeutsamen Ereignisse, die sich im Laufe der Jahrhunderte in diesem östlichen Vorposten des Babenbergerherzogtums ereignet hatten. Doch an diesem Tag stand nicht die Stadt auf dem Programm - dazu wird wohl ein eigener Besuchstag notwendig sein - sondern die auf dem Schlossberg majästetisch über Hainburg thronende ehemalig landesfürstliche Burg.
Keine zwanzig Minuten Fußmarsch später, durch herbstlich gefärbte Blätterpracht und vorbei an zahlreichen Aussichtpunkten, tat sich das erste äußere Tor auf, das mit seinen Mauern ja eigentlich einen Teil der gesamten Stadtbefestigung bildet. Eine Wegkehre dahinter war schon die eigentliche Burg erreicht - ein beeindruckender Bau in seiner Ausdehnung, ganz anders als viele der kleinen Höhen- burgen, Sitz lokaler Herren, wie man sie sonst in unseren Gefilden kennt. Die Bedeutung, welche dieser Festung als östlicher Vorposten des Reichs und später des Herzogtums Österreich gegen Ungarn hin zukam, wird allein schon aus der Ausdehnung der Anlage offensichtlich. Und tatsächlich gäbe es einiges zu berichten, etwa vom Aufenthalt Friedrich Barbarossas bei seinem Kreuzzug ins Heilige Hand, von dem er nicht wiederkehren sollte. Oder von der in der Burgkapelle erfolgten Hochzeit des jungen Ottokar Premysl, des späteren Königs von Böhmen, mit der um 18 Jahre älteren Margarethe, der Schwester des letzten Babenbergerherzog Friedrich II. Wohl keine Liebesheirat, vielmehr erhoffte der gute Ottokar dadurch Anspruch auf das verwaiste Babenbergererbe geltend machen zu können. Eine Rechnung, die bis 1278, bis zur Schlacht von Dürnkrut, als sich der Böhmenkönig längst schon wieder von Margarethe getrennt hatte, durchaus aufging. Danach jedoch waren die Habsburger am Zuge.
Ungarnkriege, Türkenstürme und das unselige und schaurige Kapitel der Hexenprozesse und -verbrennungen - an alldem hatte auch die Hainburger Feste ihren Anteil beziehungsweise war Schauplatz ...
Für vertiefende Betrachtungen der faszinierenden Geschichte Hainburgs und seiner Burg wird dem geneigten Leser dringend der alsbaldige eigene Besuch ans Herz gelegt: Es lohnt sich - sowohl vom architektonischen als auch vom geschichtlichen Standpunkt aus. Einziger Wermutstropfen an diesem prachtvollen Herbsttag war für uns die Tatsache, dass Wohnturm und Pankratiuskapelle, weil Feiertag, verschlossen blieben. Schade, aber ein weiterer Besuch Hainburgs wird sicherlich nicht ausbleiben, allein schon der historischen Bauten in der Stadt wegen. Dass dabei ein zweiter Abstecher zur Burg Pflicht ist, versteht sich wohl von selbst ...
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