08. Juli 2013
Manchmal hat man kein Glück - und wie es an solchen Tagen ist, kommt dann Pech auch noch dazu. Nun, ganz so schlimm war es auch wieder nicht, was sich bei unserem Ausflug ins malerisch-schön im Ennstal gelegene Losenstein ereignet hat; ärgerlich allerdings ist es schon, wenn man an Stätten zurückkehrt, die man von seiner Jugend noch bestens in Erinnerung hat und deren Besuch man sich schon lange wieder einmal vorgenommen hat - und dann vor verschlossenen Toren steht ...
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Da nämlich über der Ortschaft Losenstein auf abschüssigem Felsen eine der größten Burganlagen thront, ahnt der bewanderte Leser bereits, was uns gedanklich bewegte, bei unserer Fernreise ins schöne Ennstal - nämlich der Wunsch diese Burg zu besichtigen und diese Besteigung auch durch eine erkleckliche Anzahl von Bildlein zu dokumentieren ...
... was auch gelungen wäre an diesem wunderschönen, sonngetränkten Tag, wenn nicht ... ja, wenn beim Aufgang der Burg nicht ein rotumrandetes Schildlein mit harscher Aufschrift - Betreten wegen Bauarbeiten vom 17.6 bis 31.10.2013 untersagt - unseren Ansturm noch vor den ersten Vorwerken zum Erliegen gebracht hätte.
Nun wollen wir nicht den Eindruck erwecken, dass wir prinzipiell gegen Erhaltungsmaßnahmen an Burgen wären - ganz im Gegenteil, zuviele Ruinen haben wir bei unseren Besuchen bereits in bejammerungswürdigen Zusand erblicken müssen. Gut dass etwas getan wird, mit viel Idealismus. Aber ...
... aber, lieben Burgenvereine, Gemeinden, Denkmalämter und dergleichen mehr: Müssen es immer gerade jene Burgen sein, die wir von Sælde und êre gerade besichtigen wollen? Wir jedenfalls überlegen jetzt, all diesen Institutionen und Vereinigungen unsere Besichtigungspläne vorab zukommen zu lassen, auf dass sie fürderhin ihre Erhaltungsmaßnahem darauf abstimmen können. Musste ja mal gesagt werden ...
Also standen wir betreten vor versperrten Toren - und unser Bericht hätte bereits hier enden müssen - mit eben jenem Verbotszeichen als (fast) einzigem Bildnis. Aber, wie das Glück so spielt, kam uns just in diesem Moment, als wir uns laut klagend unser schütter werdendes Haar rauften, ein Einheimischer entgegen, mit der typischen grünen Jägerstracht und einer roten Feder am Hut, und fragte uns freundlich um unseren Kummer.
Und denkt euch, was er uns anbot: Er wolle uns Abhilfe schaffen in unserem Leid, versprach er, nachdem er sich unser Ungemach angehört hatte, um ganz geringen Lohn wolle er das tun ... wir müssten nur ein Signum setzen, ja, ja mit Blut, so sei's hierzulande üblich ...der Preis? nein, kein Preis - nur eine kleine Annerkennung ... ein paar Seelen vielleicht? ... der kleinen Kindeleyn? Nicht der Kindleyn? Wessen sonst? ... Hmm?
Keine Sorge, wir versprachen ihm wenig für ein paar Bildlein von der Burg. Die Seelen der ersten, nein, nein, nicht zwei Dutzend, nur die der ersten Zwölf versprachen wir ihm, die diesen Artikel lesen würden - sonst würd's uns zuviele Leser kosten, meinten wir. Er wolle uns schon recht zu Diensten sein, versprach der gute Jägersmann listig lächelnd - und war stracks vor unseren Augen verschwunden.
Weg und schon wieder da - aber die Bildlein, die er uns brachte - oh Schreck - zeigten nur einen kleinen Teil der Burg. Was soll das bedeuten, fragten wir. Was ist mit dem Palas, all den Fenstern und Durchgängen, der Romanik und Gotik? Der Vorburg? Er aber: 'Um zwölf Seelen gibt's nicht mehr!'. Nun, ihr lieben Leser, glaubt ihr das? Wir nicht! Wir nämlich vermuten, dass der Kerl ein übler Aufschneider war, der sich einfach heimlich durch die Sperre stahl und dann - fast ertappt - eilenden Schrittes von der Burg fliehen musste, ehe er sein heimliches Werk vollenden konnte ...
Sei es wie es sei - ihr müsst euch mit diesen Ansichten zufriedengeben. Ein andermal wollen wir mehr nachbringen; wenn die Burg wieder zugänglich ist, den Besuch wiederholen. Und dann auch keinem Jäger oder weißen Fräulein oder wen auch immer mehr vertrauen ...
Und wie's jetzt mit euren Seelen steht, wollt ihr wissen? Macht euch keine Sorgen darum. Vielleicht seid ihr ja bereits der Dreizehnte. Ihr werdet's schon rechtzeitig erfahren, aber erst in achtzig, neunzig Jahren - und bis dahin fließt noch viel Wasser die Enns hinunter ...
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