21. Juni 2014
Ein Ausflug ins schöne Waldviertel ist immer eine Reise wert. Nicht zuletzt wegen der dortigen Burgen, die, einst zwei Sperrlinien gegen das angrenzende Böhmen bildend, als Ruinen nach wie vor beeindruckende Zeugnisse von einstiger militärischer Stärke zu geben vermögen oder, weil weitestgehend erhalten und zeitweise immer noch bewohnt - wie Rappottenstein, die mächtige Feste, der dieser Besichtigungsbericht gewidmet ist -, eine Ahnung von damaligen Lebensumständen vermitteln.
Hier findet ihr zurück zum Anschlagbrett, zu weiteren neuen Geschehnissen oder zur Hauptseite
Fast könnte man es als Schande bezeichnen, wenn man so wie wir von Sælde und êre einer derartig beeindruckenden Festungsanlage wie Rappottenstein, nach so vielen Jahren der Burgenbesichtigungen immer noch keinen Besuch abgestattet hat. Wenn sie doch zudem von unserem Domizil aus in nicht allzulanger Zeit zu erreichen ist. Diese Schande gab es also endlich an einem voerst trübwolkigen Frühsommertag die Gelegenheit auszumerzen. Mit der Information über die Beginnzeiten der täglichen Führungen begaben wir uns also frohen Mutes auf den Weg, versprach doch der Wetterbericht eine baldige Aufhellung, ...
... eine Aufhellung, von der der Himmel aber nichts zu wissen schien, kreuzten doch unseren Weg, der uns zuerst durch die Wachau und unter Dürnstein vorbei führte, keinerlei Wolkenlücken oder gar verirrte Sonnenstrahlen, sondern allenfalls einige Regentropfen. Doch obschon wir nicht mehr an eine trockene Begehung glaubten, klarte sich das Firmament rechtzeitug zum Nachmittag zur kühlen Klare auf. Vom Parkplatz kommend, bestaunten wir alsbald von drei Seiten das auf mächtigen Felsen thronende Rapottenstein mit all seinem beeindruckenden Mauerwerk.
Schritt um Schritt wurde uns klarer, warum diese Festung - denn als Festung kann man diese Anlage, die bis ins beginnende 17. Jahrhundert hinein erweitert und dabei stets auch in seiner Wehrfähigkeit verstärkt worden war, getrost bezeichnen -, warum also diese Festung durch die Jahrhunderte hindurch sämtlichen Belagerungen durch aufständische Bauern, kaiserliche Hilfstruppen oder schwedischen Scharen standhalten konnte.
Wir selbst befanden uns vor dem verschlossenem Spitzbogentor aus dem 16. Jahrhundert übrigens vorerst in selber Situation wie so viele wackere Burgtouristen der Vergangenheit - wenngleich unsere Absichten deutlich freundlicherer Natur waren -, wodurch wir es nach der ersten äußeren Besichtigung vorzogen, anstatt zu frieren, in der gemütlichen Burgtaverne Platz zu nehmen und uns dort ein Schwätzchen mit der freundlichen Bedienung zu gönnen. Als jedoch der Zeitpunkt näherrückte, an dem sich die Torflügel zur nächsten Begehung öffnen sollten, nahmen wir auch wir unseren Platz unter der illusteren Schar ein, die sich mittlerweile wartend hier angesammelt hatte.
Pünktlich empfangen und eingelassen, entrichteten wir den getreulich den nicht übermäßig hohen Obulus und folgten fortan immer höher aufsteigend mit zunehmendem Staunen unserem Burgführer durch die zahlreichen Tore und aufeinanderfolgenden, zwingerartigen Höfe bis in den innersten Kern der Hochburg, dorthin, wo uns die spätgotische Rauchküche, die kreuzgewölbte, offene Pfeilerhalle und die dreigeschossigen Renaissance-Arkaden ein weiteres Mal gaffend innehalten ließen.
Viel zu kurz die Verweildauer, denn schon hieß es, ins Innere der Hochburg zu folgen, wo uns neben Kapelle und einer kleinen Waffenausstellung mit den prächtigen Fresken aus dem frühen 16. Jahrhundert ein weiterer Höhepunkt erwartete. Welch ein Ah und Oh!, welch ein Klicken der Fotoapparate (selbstverständlich ohne Blitz!) Doch Achtung! Schon sind sie verschwunden, all die anderen wackeren Genossen, getreu ihrem Führer folgend, und so gilt es, eilig hinterher hastend, den Anschluss nicht zu verlieren in diesem Gewirr aus Räumen, denn noch wartet mit der Felsterasse ein atemberaubender Ausblick über die tiefer gelegenen Teile der Anlage.
Was, schon wieder umkehren? Wo es doch so vieles an Details zu bestaunen gäbe! Noch ein Abstecher in die unterirdischen, aus dem Fels geschlagenen Gewölbe, noch einmal Gruseln bei der Vorstellung, dass hier, in diesen Verliesen einst zahlreiche Gefangene schmren mussten, und dann hieß es schon wieder Abschied nehmen. Kaum zu glauben, dass es anstatt der rund 50 angekündigten mehr als 70 Minuten waren, die sich der nette Kastellan für uns Zeit genommen hat - was wohl auch unseren vielen lästigen Fragen geschuldet war.
Ob sich der Besuch lohne? Fragt ihr das wirklich noch? Auf, auf, zögert nicht, denn ihr werdet beim Anblick des festen Rappottensteins gewisslich ebenso ins Gaffen geraten wie uns dies geschehen ist!
Hier findet ihr zurück zum Anschlagbrett, zu weiteren neuen Geschehnissen oder zur Hauptseite
© 2014, Gestaltung und Inhalt: H. Swaton - alle Rechte vorbehalten