12. Jänner 2008
Nach einer winter- und wetterbedingten Pause von mehr als einem Monat, war es endlich wieder soweit: Als der Nebel sich lichtete und die Sonne zaghaft zwischen den Wolken hervorlugte, beschlossen wir all die verstaubten Bücher für einen Tag zurückzulassen und eine Burgenbesichtigung einzuschieben. Nach den langen, dunklen Winterwochen mit vielen Weihnachtskeksen und sparsamer Bewe- gung überdies eine gute Gelegenheit, die Kondition wieder auf Vordermann und -frau zu bringen. Als Ziel hatten wir uns diesmal Baden auserkoren, an dessen westlicher Ecke Rauhenstein und Rauheneck den Zugang zum Helenental bewachen. Da diese beiden Burgen, die auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicken können, auf engstem Raum benachbart sind, gedachten wir uns erst vor Ort endgültig eine der Festen als Besuchsziel zu küren ...
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Keine dreißig Fahrminuten später mussten wir uns endgültig entscheiden: Zu unserer Linken thronte Rauheneck majestätisch auf der Kuppe eines Hügels, während rechterhand Rauhenstein, auf einem Felsen etwa 50 Meter oberhalb der Straße angelegt, nicht ganz so aufwändig zu ersteigen schien. Nun, in einem solchen Fall ist eine Wahl einfach zu treffen - sollte man denken... Wenn man nämlich Kinder dabei hat, dann kann es passieren, dass die sich für die schweißtreibende Variante entscheiden. Und genau das passierte uns - also war unser Ziel ausgemacht - die Burgruine Rauheneck.
Der Aufstieg durch den feucht-winterlichen Wald hinauf, vorbei an moosbewachsenen Gesteinsformationen und knorrig-verwachsenen Bäumen gestaltete sich dann allerdings bei weitem nicht so langwierig wie erwartet. Nur das rutschige Laub erschwerte die Wanderung, was jedoch durch spektakuläre Ausblicke auf das gegenüberliegende Rauhenstein mehr als ausgeglichen wurde. Und als dann zwischen Felsen und Stämmen die Kunturen von Rauheneck sichtbar wurden, war der vergossene Schweiß schon fast wieder vergessen.
Der Zugang zur Burg führt über eine Holzbrücke, die den ehemaligen Halsgraben überspannt. Durchquert man das von Laub umwucherte Tor, so öffnet sich der Blick in den Vorhof. Überthront wird der Hof vom 25 Meter hohen, dreieckförmigen Bergfried, der in bemerkens- wert guten Zustand ist. Nachdem wir den ersten Eindruck gebührlich genossen hatten, durchquerten wir ein zweites Tor, dass zum zentralen Hof führt. Die Mauern der zahlreichen Nebengebäude sind hier zum Großteil noch erhalten und so bietet die Burg einen guten Eindruck ihrer ursprünglichen Anlage aus der Babenbergerzeit - auch deshalb, weil sie schon verhältnismäßig bald zur Ruine wurde und ihr Aussehen durch keine nachträglichen Umbauten verändert wurde.
Das Portal zur Kapelle, guterhalten und angeblich aus dem frühen 13. Jahrhundert stammend lässt sich ebenso noch bewundern, wie die schöngestalteten Fenster. Aber Achtung: die ehemalige Ausfallpforte am nördlichen Ende der Burg sollte man nicht allzu ungestüm durchqueren - führt sie doch in steil abfallendes Gelände ...
Vom Bergfried, der begehbar ist, öffnet sich der Blick hin nach allen Seiten - besonders die Aussicht auf das nebelverhangene Helenen- tal und der Blick hinüber zur tieferliegenden Nachbarfestung waren an diesem diesigen Tag ein Genuss, der allein schon den Aufstieg rechtfertigte. Unwillkürlich denkt man an die vielen dramatischen Geschehnisse, die hier im Laufe der Zeiten stattgefunden hatten, an Eroberungen und Belagerungen, in denen die Besatzung ausgehungert wurde - und in solchen Augenblicken ist es immer gut, wenn der eigene Proviantrucksack gut gefüllt ist! Übrigens soll der Erbauer das Turms, ein Herr namens Turso, der Sage nach immer noch als Geist umgehen. Warum? Das weiß niemand - aber er wird schon seine Gründe haben. Auch wir hatten keine Gelegenheit nachzufragen, da er immer nur zu Silvester erscheinen soll. Nun, vielleicht auch besser so ...
Nach dieser Stärkung am Turm war es an der Zeit, Material für die zukünftigen Fotogalerien zu sammeln. Leider wurde das Schießen der Fotos einigermaßen durch eine größere Gruppe von jungen Leuten erschwert, die mit Spiegel, Lichtmessgeräten und ähnlichen Utensil- ien ausgestattet, durch die Anlage schwärmten. Offensichtlich planten sie irgendwelche Filmaufnahmen, da Drehbuch und Szenen be- sprochen wurden - auch wenn das alles nicht gerade nach Hollywood aussah. Wenn sie denn wenigstens in Gewandung unterwegs ge- wesen wären ...
Zu guter Letzt erwartete uns nach dem Abstieg noch eine, wenig erfreuliche, Überraschung: In der Windschutzscheibe des Autos zeig- te sich ein langer, ungefähr 750 Euro schwerer Sprung, der einer mehrtägig beschossenen Burgmauer alle Ehre gemacht hätte. Aber was soll's, so müssen wir wenigstens nicht befürchten, dass uns dieses Geld irgendwann einmal bei einem Einbruch gestohlen wird und die Autowerkstätte freut sich auch ...
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