16. Juli 2014
Wie immer, wenn im tiefsten Winter (dass ein solcher zu sein hätte, meint zumindest der Kalender gerade zu wissen) ein Bericht erscheint, der sich mit Bildern wild wuchernder und sprießender Blümlein und reichlich sattem Grün schmückt, dann ahnt der erfahrene Leser längst, dass wir von Sælde und êre in unserer Langenweile wieder einmal nichts Besseres zu tun hatten, als in unseren zweifelhaften Archiven zu kramen und zu sortieren, um derart Erinnerungen an wärmere Zeiten wachzurütteln
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Und sieh an, wie häufig in solchen Fällen, entdeckten wir dort, weit, weit hinten, im finstersten Winkel, einen Ordner, gefüllt mit Ablichtungen, die wir uns just im heißesten Juli auf einer unserer Tagesausflüge ins schöne Oberösterreich eingesammlt haben. Ins schöne Traunviertel führte uns damals unsere Reise, oder besser durch diesen schönen Teil unseres Landes hindurch. Auch wenn die so gewählte Route einen Umweg bedeutete hinsichtlich unseres Zieles, war sie nicht ganz von ungefähr gewählt - denn die romantisch verfallene, auf abschüssiger Zinne klebende Burgruine Scharnstein wollten wir besuchen, wo wir doch schon einmal in der Gegend waren ...
Dass dabei schönster Sonnenschein herrschte, mag vom eisigen Jänner aus betrachtet ja recht rezvoll klingen; im Hochsommer wünscht man sich derartiges, zumal wenn ein steiler Aufstieg auf eine Burg bevorsteht, wohl weniger herzlich. Und dieser Aufstieg, Mann oh Mann, der hat es offensichtlich in sich - erahnt, ja befürchtet man, wenn man von unten, vom Ort aus, mit klammen Gefühl in den bereits bebenden Unterschenkeln, den überhängenden Felssporn beäugt, auf den sich die alte Ruine schmiegt.
Alles nicht so schlimm, können wir euch beruhigen. Denn die sengende Sonne, die störte uns nicht weiter sobald wir ins lauschige, vom Rauschen des Baches erfüllte Tießenbachtal einbogen: Überhängendes Grün und Schatten überall, Wasser, das über Schnellen und Katarakte murmelte (immerhin lagen die starken Regenfälle, von deren verheerender Wirkung, später, bei unserem Abstieg, Rinnen voller gefällter Stämme zeugen sollten) noch nicht lange zurück.
Durch die angenehmen Umstände der Wanderung leichtsinnig geworden, wählten wir hinter der immer noch vorhandenen, einst als Talsperre dienenden Mauer den steileren Aufstieg über die lange Stiege (= Treppe für unsere nordgermanischen Besucher) - anstatt den längeren, über gemächlich gewundene Straße und Forstweg. Belohnt wurden wir - wie es sich gehört - für unseren Wagemut; und zwar mit einer kurzen Einkehr in die besinnliche Stille der in den Hang geklebten Bergkapelle.
Einige - viele - Stufen später, dann die Burg: Einsam inmitten wuchernder Wildnis; keine Menschenseele weit und breit. Beeindruckende Impressionen überall. Und ein atemberaubender Blick in die Tiefebene hinaus! Über die an der äußersten Ecke des Palas sitzende Ausgucknase hinab ins Tießenbachtal; kurz nur, ehe der Schwindel überhand nehmen kann.
Dann schon lieber, auf dem Rücken liegend, einen Halm in den Mund gesteckt, darüber sinnierend, dass man, zumindest als Burgherr und des Sommers, hier einst wohl ganz gut leben konnte - bei all der frischen Luft, dem fröhlichen Vogelgezwitschere und den vielen hübschen Mägden, die einem als solchen zu Diensten standen, den täglichen Einkauf im Tal zu erledigen hatten, den Boden zu fegen, das Mahl zu bereiten, das Bettchen zu schütteln und all die anderen Dinge mehr, die der moderne Mann heutzutage längst selbst zu erledigen weiß (Staubsaugerroboter und Mikrowelle sei Dank ...)
Aber wir wollen hier keine Geschlechterdebatte vom Zaune brechen, schließlich ist Gezänke an solch einem friedvollen Ort nicht angebracht. Also erheben wir uns wieder und machen noch einen Abstecher zur höher liegenden Mittenburg, um derart die überschäumende Phantasie durch Erschöpfung zu bezwingen. Ihr aber solltet euch an den Bildern zu zweien erfreuen, die daraus entstanden, so sie euch gefallen. Wen nicht, dann tröstet euch: Der nächste Sommer kommt gewiss - und mit ihm unvermeidlich neue Ausflüge unsererseits. Seid also vorgewarnt ...
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