08. Dezember 2007
Am Samstag des zweiten Adventwochenendes, dem Marienfeiertag, beschlossen wir, dem allgemeinen Einkaufsrummel zu entfliehen und eine etwas andere Tagesgestaltung zu wählen. Ein langersehnter Wunsch sollte endlich erfüllt werden - der Besuch der Burg Thernberg in der Buckligen Welt. Neugierig gemacht durch die tollen Internetseiten von Martin Aigner und Werner Hammerl waren wir aber auch vorgewarnt: Ein Betreten der Burg würde wohl gar nicht mehr möglich sein. Doch auch diese trübe Aussicht konnte uns nicht mehr aufhalten ...
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Beim Eintreffen in Thernberg zeigte sich auch das Wetter von seiner trüben Seite und Temperatur und leichte Nieseln erinnerten un- missverständlich daran, dass der Spätherbst bald in den Winter übergehen würde. Beim Abfahren der Ortschaft fand sich kein Hinweis auf den Zugang zur Burg - durchaus folgerichtig, wenn man bedenkt, dass die Besitzer kein Interesse an Besuchern haben sollen. Dafür aber machte sich bereits mehrmals Staunen breit, als wir die Burg aus der Ferne von verschiedenen Positionen aus betrachteten. Tat- sächlich ist ihre Lage im steilabfallenden Schräghang einer Anhöhe eine Besonderheit, die wir so noch nirgendwo sonst zu Gesicht bekommen hatten.
Wetter und auch fehlende Weghinweise zwangen uns, schweren Herzens, den Gedanken an den Aufstieg fallenzulassen. Doch immerhin hat Thernberg auch eine romanische Marienkirche zu bieten, die aus dem Jahre 1147 stammen soll, also aus jenem Jahr, in dem sich Konrad III. von Hohenstaufen und der französische König Ludwig VII. zum zweiten Kreuzug aufmachten. Wie in der Gegend immer noch erzählt wird, sollen sich damals in einem 'Hof zu Thernberg', vermutlich dem heutigen Stanghof, die Babenberger Kreuzritter versammelt haben, ehe sie zum Zug ins Morgenland aufbrachen.
Der kleine romanische Bau ist gut erhalten und bietet in Teilen immer noch ein originales Bild aus der Zeit seiner Entstehung. Als wir uns schon damit abgefunden hatten, das Innere der Kirche, weil verschlossen, nicht besichtigen zu können, tauchte der Pfarrer mitsamt seinem Messner auf und ließ uns freundlicherweise ein. Ein Glück, denn nun konnten wir die wunderbaren Freskenteile aus dem 15. Jahrhundert bestaunen, darunter auch jenes der sogenannten 'Heiligen drei Madln', mit denen der romanische Bau im Inneren der ehe- maligen Apsis noch versehen ist. Dass uns der sehr nette Pfarrer gleich auch noch für eine im Anschluss in der Kirche stattfindende Ad- ventandacht 'gefangennahm' störte uns nicht im Geringsten, sondern ließ im Gegenteil den Tag sehr besinnlich und stimmungsvoll werden.
Anschließend erfuhren wir von Einheimischen, dass die Burganlage zunehmend dem Verfall unterliegt und nach dem Einsturz einer Wen-deltreppe der Zugang zur eigentlichen Höhenburg auch gar nicht mehr möglich wäre. Anscheinend ist man von Besitzerseite nicht an einer Erhaltung interessiert oder nicht in der Lage dazu - schade! Da wir aber gleichzeitig auch eine Wegbeschreibung erhalten hatten und sich mittlerweile die Nachmittagssonne durch die Wolken gekämpft hatte, wollten wir uns zumindest noch zu einer Außenbesich- tigung aufmachen.
Eine halbe Stunde später wurden die ersten mächtigen Mauern inmitten des Waldes sichtbar. Es handelt sich hierbei um den Mauer- gürtel um das Schloss, dass nach Aufgabe der Höhenburg unterhalb dieser angelegt beziehungsweise ausgebaut wurde. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts hatte es Erzherzog Johann als zwischenzeitlicher Wohnsitz gedient. Einige Minuten später gelangten wir schließ- lich zum beeindruckenden Bergfried-Palas der eigentlichen romanischen Burg, deren Entstehung wohl knapp nach 1200 zu datieren sein dürfte. Ursprünglich erfolgte von hier der Hocheinstig in die Anlage über ein heute vermauertes Rundbogentor. Wie dieser Zugang zu diesem Tor erfolgte, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Vom Palas aus konnte man über einen steilen, engen Steg in den Hof absteigen. Einzigartig, dass der Zugang zur Burg in ein Obergeschoß des Wohnpalas führte. Leider ist nicht nur dieser ehemalige Zugang, sondern auch jener über die Schlossanlage von unten herauf nicht mehr gangbar, da nach Aussagen der Ortsbewohner die dazu dienende Wendeltreppe eigestürzt ist.
Schon auf dem Sprung zum Umkehren begegnete uns schließlich noch eine Gruppe deutscher Studenten, die sich allesamt ziemlich erstaunt zeigten, als sie erfuhren, dass es sich bei dieser Anlage nicht um die Burg Seebenstein handle - nun ja, Seebenstein ist schließlich nur wenige Kilometer entfernt, da kann so etwas schon mal vorkommen ;-)
Zu guter Letzt trafen wir dann noch auf eine gute Fee - und die erfüllte uns einen Wunsch und versorgte uns immerhin noch mit Bildern aus dem Inneren der Schlossanlage. Für die Höhenburg, so meinte sie, sei sie nicht zuständig - schade! Leider lässt sich der Zustand des fortschreitenden Verfalls, in dem sich die Bauten befinden, nur allzugut erkennen. Es bleibt zu hoffen, dass sich demnächst doch noch eine Lösung findet, um den endgültigen Verfall aufzuhalten. Allzulange sollte damit aber nicht mehr gewartet werden, denn sonst verrichten die Bäume, die teilweise bereits im Inneren der Gebäude wurzeln, ganze Arbeit ...
Als wir uns endlich an den Abstieg machten, brach bereits die Dämmerung herein. Dass wir die Zeit übersehen hatten, bezahlten wir schließlich mit schlechter Sicht und einem überdehnten Knöchel. Jaja, wenn die Stadtmenschen mal aufs Land kommen. Dennoch, es war ein wunderbarer Ausflugstag und die Weihnachtseinkäufe werden wir hoffentlich immer noch erledigen können ...
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