23. Juli 2013
Ausklang des Altweibersommers: Gerade sind die letzten warmen Tage sind am Verklingen, Schlechtwetterfronten, Nebel und erster Schnee angesagt, die Mücken versammeln sich, um in den Süden zu fliegen, und jedermann, der es ihnen nicht gleichtun kann, sehnt sich zurück nach brütender Sonne und lauen Vollmondnächten. Höchste Zeit also wieder für eine Reminiszenz an die vergangenen Sommermonate, die so heiß waren, dass man sich in den lauen Nächten nach Schlechtwetterfronten, Nebel und erstem Schnee sehnte. Nach einer solchen schweißtreibenden Nacht war es - man möge mit uns imaginieren, um solcherart die herrschende Kälte zu verbannen -, als wir uns wieder einmal zu einer unserer Rundfahrten aufmachten, um vor dem abendlichen Sportereignis noch längst vergangene Geschichte zu besichtigen - und dabei auch der kleinen Burgruine Windegg einen Besuch abstatteten.
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Also hurtig los mit der Schilderung: Die Donau bei Mauthausen gequert, Anfahrt über Schwertberg, dort einen kurzer Zwischenstopp eingelegt beim Schloss und dann ist das Ziel auch schon erreicht. Zumindest der kleine Parkplatz unterhalb des Burgweges. Gegenüber plätschert ein Bächlein in den idyllischen Teich - welch Hohn bei solcher Hundehitze, wenn man am Rande stehend die Nixen und Nöcke um ihr kühles Nass am Grunde beneidet. Aber war da nicht eine Bewegung ... - halb beugt er sich, halb zieht sie ihn - ... aber nein, da taucht keine wasserperlende Schöne aus den Fluten. Egal, wär ja sowieso keine Zeit geblieben; wir haben Wichtigeres zu tun.
Der Weg durch den Wald, der Anstieg, wie schwer wird er fallen bei diesen Temperaturen? Soll doch die Burg - ganz wie's Burgenbrauch ist - auf der Spitze eines Felssporns thronen. Zu entdecken ist voerst keine Spur hinter der dichten Sommervegetation; wie weit mag es noch sein, wie schwer zu erklettern? Wann dämmert's im Wald?
Fünf Sandalenminuten später stehst du vor Informationstafeln, den Arbeitsplänen für die vielen freiwilligen Helfer, die bei der Erhaltung behilflich sind und einer anscheinend intakten Burg. Von wegen unüberwindbarer Felssporn - nicht auf dieser Seite. Die Tafeln informieren uns. Davon, dass von der Burg nicht mehr viel erhalten war, ehe 1980 in letzter Minute die Sanierungsmaßnahmen und Wiederaufbaumaßnahmen vom örtlichen Erhaltungsverein eingeleitet wurden.
Für den Burgenromantiker, der an verfallendes Mauerwerk gewohnt ist, zwischen dem nächtens schwarze Höllenhunde heulen und blutige Ritter wandeln, für den mag alles vielleicht ein wenig glatt wirken, die bezinnten Mauern und der vervollständigte Bergfried, zugleich der weite, leer wirkende Hof - sind doch von den Wohnbauten und Stallungen, der Vorburg kaum noch Reste erhalten. Ein wenig fühlten wir uns an den Besuch etwa der niederösterreichischen Araburg erinnert, deren Zustand uns ähnliche Eindrücke vermittelte.
Doch halt: Was wäre die Alternative gewesen zur Restaurierung? Unerhörtes! Es war nämlich bereits von der Sprengung der gesamten Anlage die Rede, war die Burg doch in den siebziger Jahren so baufällig, dass abbröckelndes Mauerwek die unterhalb vorbeiführende Straße bedrohte. Burgverein hab Dank, dass es nicht dazu gekommen ist - von der vielen unentgeltlich geleisteten Arbeit zeugen eben jene Photos und Infos auf besagten Tafeln vor dem Burgtor.
Die wiedererrichten Teile sind übrigens nicht in billig-profaner Zementbauweise erstellt, wie bereits anderswo gesehen, sondern so fachmännisch angefügt, dass es der dezenten farblichen Kennzeichnung bedurfte, um sie überhaupt dem Laien erkenntlich zu machen - vorbildlich, wie wir meinen.
Was wäre übrigens ein Burgenbesuch von Sælde und ere, wenn nicht doch irgendwo eine verschlossene Tür Zutritt verwehrt hätte: so in Windegg zum (neu-)romanischen Bergfried, an dessen Hocheinstieg eine komfortable Holztreppe führt. Der Grund für die Verweigerung jedoch ist plausibel - werden die Räumlichkeiten doch regelmäßig für Ausstellungszwecke benützt und enthalten daher entsprechende Exponate, was ein Versperren abseits der Öffnungszeiten unumgänglich macht. Schließlich bevölkert genügend räuberisches Gesindel die Kreuz- und Hohlwege. Moment, ähh, Schatz ...? - Entschuldigung! - ... Würdest du bitte mal schnell den Folianten verpacken und im Keller hinter den Kohlensäcken verschwinden lassen ...?
So ... wo waren wir? Ah, ja - versperrte Türen! Leider ist's heutzutage notwendig. Aber die Aussicht auf den Hof und die umgebenden Hügel war an diesem strahlenden Tag auch vom oberen Absatz der Treppe bereits eine beeindruckende. Und schließlich fanden wir doch noch einen Zugang - zum Kellergewölbe nämlich, dass neben seinem beeindruckendem Aussehen, sowie jeder Menge alter Kerzenhalterungen und -leuchtern (wie alt eigentlich?) auch noch einen originalen und immer noch betriebsfähigen Kamin sowie jede Menge erfrischende Kühle zu bieten hatte. Am liebsten wären wir gar nicht mehr hervorgekrochen gekommen, wenn nicht ...
... wenn nicht mit einem Male ein seltsames Pochen und über den Boden Schlürfen zu vernehmen gewesen wäre, wie von bloßen Füßen und Kleidersaum, ein Seufzen, wie von weither. Die Vorhänge, die Wandteppiche begannen sich zu bauschen und blähen, den Abdruck einer unglücklichen Gestalt andeutend und ... naja, zugegeben, vielleicht nicht wirklich zu bauschen und blähen, schließlich gibt's dort unten keine Vorhänge. Vielleicht pochte nur die Hitze in unseren Köpfen nach (darum aber nicht weniger furchterregend!), hatten wir doch zuvor die Geschichte von der Weißen Frau, die ihre einstige Hartherzigkeit abzubüßen hat, von einer der Tafeln erlesen.
Also doch! Endgültig versöhnt mit der Burg, beschlossen wir eilends aufzubrechen. Nicht dass es ein Problem für uns gewesen wäre, die Dunkelheit abzuwarten, und die Dame zu erlösen - nein, nein, so etwas erledigen wir für gewöhnlich mit der Schildhand -, aber leider, wir hatten noch zu tun an jenem Tag. Kinder, beeilt euch ...! Nein, keine Fotos mehr vom Keller! Schnell ... Oh Gott, da hinten ...!
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