16. Juli 2014
Auf unseren Ausflügen suchen wir vieles zu planen - so etwa auch die Wege, die uns stets so an unsere Ziele führen sollen, dass sie nebst diesem Erfordernis - nämlich dort zu enden, wohin wir zu gelangen trachten - auch möglichst die eine oder andere Sehenswürdigkeit tangieren. Vor der stehen wir dann - soferne uns noch genügend Zeit dafür gegeben ist - und staunen. Dort bannen wir auch das eine oder andere Detail in die Speicher unserer Kameras, ehe wir, dem weißen Kannchen gleich, in steter Eile und immer zu spät zum Endpunkt der Reise zu gelangen trachten ...
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Doch halt. Manchmal nämlich endet eine so minutiös geplante Ausfahrt in der Wirrnis gewundener und wegkreuzreicher Klein- und Kleinststraßen - schließlich sind Navigationssysteme allenfalls etwas für Schwächlinge! Und wenn man dann wieder den Übergang findet, hinter den wogenden Weizenfeldern hervor, vom traktorengeplätteten Feldweg zurück auf den heißen Asphalt der österreichischen Interstates, dann geschieht das nicht selten an ganz anderer Stelle als erwartet ...
Dass dies auch ein glücklicher Umstand sein kann, der manch unerwartetete Begegnung mit altem Stein beschert, durften wir bereits einige Male erleben - zuletzt an einem heißen Freitag des heurigen Sommers. An jenem nämlich standen wir, ins wunderschöne oberösterreichische Kremstal verschlagen, unvermittelt einem beschaulich raschelnden Maisfeld gegenüber und nebst dem Kukurruz auch einem kleinen Kirchlein, das dort, unter strahlendblauem Himmel dahintreibenden Schäfchenwolken, schon recht lange seinen Standort zu haben schien und uns einen absolut idyllischen Eindruck vermittelte.
Obwohl in der Zeit bereits säumig, hielten wir inne, widerstanden tapfer dem Drang einige von des Bauern Kukuruzkolben auf ihren Reifegrad und Geschmack zu testen, und umrundeten rasch das alte Gotteshaus auf der Suche nach einem Zugang. Einem Zugang, mit alt geschmiedetem Schloss, dass uns - richtig erraten! - den Zutritt vewehrte. Und zum Abholen des Schlüssels von zettelbeschriebener Stelle fehlte uns schlichtweg - du meine Güte, schon so spät! - die Zeit. Schade, meinen wir, dass es heutzutage nicht mehr wie dereinst möglich ist, Kirchen einfach offenstehen zu lassen, ohne dass darob gleich alle Opferstöcke samt aller darüber wachenden Heiligenfiguren in viellerley Weltgegenden verstreut würden.
Wenn uns schon kein Zutritt ins Innere gewährt war - ein Umstand, dem wir uns auch andernorts schon mehrfach gegenübersahen, wie sich der treue Leser gewisslich zu erinnern vermag -, dann vermochte uns zumindest die Fotographie auf der kleinen Schautafel einen Eindruck von den drei Altären im Inneren geben, die, laut beistehendem Text 'im alten Knorpelstil gehalten', vom seligen Kremsmünsterer Tischlermeister Sebastian Grundler stammen sollen. Dass wir vor 'einer der schönsten und besterhaltenen gotischen Kirchen Oberösterreichs' standen, dessen hätte uns der Text dagegen gar nicht erst aufzuklären gebraucht.
Das Wertvollste aber, das die Kirche, die uns der Text als Filialkirche Oberrohr identifizierte, zu bieten hat - lauscht gut ihr fahrenden Archäologen und Schätzesammler -, steht gar nicht in der Kirche: nämlich eine romanische Statue des Hl. Petrus. Zumindest nicht das Original. Die bewahren sie aus Sicherheitsgründen im benachbarten Kremsmünster auf. Gut so, wie wir meinen - schließlich kommt so kein Handelsreisender in die Versuchung, den hier und sonst nirgends beheimateten Fels zu versetzen. Und das prachtvolle Netzrippengewölbe, von dem noch geschrieben steht, das kann selbst der tüchtigste Sammler schwerlich in einer Nacht abtransportieren.
Also dann vor der Weiterfahrt noch einen dieser leckeren Kolben zur Entschädigung für entgangene Innenansichten? Oder doch lieber nicht? Schließlich ist hier, unter blauem, oberösterreichischen Himmel, ähnlich wie unter dem etwas weiter nördlich benachbarten blauen Himmel, das gestrenge Auge des Hergottes niemals fern. Und allzuviele Strafpunkte wollen wir schwarzen Seelen uns dann auch wieder nicht gut- beziehungsweise schlechtschreiben lassen ...
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