Mittelalterfest in Krems - Eröffnung der Gozzoburg
(22.09.2007)
Langsam neigt sich die diesjährige Festsaison dem Ende zu. Doch einmal noch wollten wir uns an diesem Wochenende mittelalterlich gewandet zu einem Festbesuch aufmachen. Am Samstag brachen wir ins gar nicht so ferne Krems auf, begierig vor allem darauf, die sensationell gut erhaltenen Fresken in der Gozzoburg zu besichtigen. Was wir zu sehen bekamen, war allemal den Ausflug wert; dass wir nebenbei auch noch einen schönen Spätsommerfesttag erleben durften, machte die Reise nur umso erfreulicher.
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Als im Jahre 2006 im Rahmen von Sanierungsarbeiten der Gozzoburg die ältesten bisher bekannten profanen mittelalterlichen Fresken Österreichs entdeckt wurden, war der Medienrummel entsprechend groß. Mehr als ein Jahr später war es nun soweit: Die Stadtburg am hohen Markt wurde im Rahmen eines eigens zu diesem Anlass organisierten Mittelalterfestes für den Besuch eröffnet. Klar, dass wir von Saelde und Ere uns diese Gelegenheit zur Besichtigung der vielgenannten Fresken nicht entgehen lassen konnten. Wer bleibt denn auch an einem so schönen Herbsttag schon gerne zuhause hocken ...
Allerdings gestaltete sich die Anreise zur Burg am Hohen Markt etwas mühsam. Der verspätete Aufbruch ist ja fast schon so etwas wie Tradition bei uns geworden. Warum sollte es also an diesem Samstag anders sein? Doch in Krems angekommen, parkten wir unser braves Gefährt bei erstbester Gelegenheit ein - weit vom Stadtzentrum entfernt, hatten wir doch vernommen, dass die Abstellgelegenheiten dort eher rar vorhanden sein sollten. Dies bedeutete aber einen langen Fußmarsch, an staunenden Kremsern und massenhaft freien Parkplätzen vorbei, in die am Samstag Vormittag sehr belebte Fussgängerzone hinein. Niemand schien hier etwas von einem Mittelalterfest zu wissen und so dementsprechend groß waren die Augen derer, die unserer ansichtig wurden ...
Am Markt selbst erlebten wir eine positive Überraschung. Hatten wir ursprünglich mit einem überlaufenen Stadtfest und großem Gedränge gerechnet, ging es bei unserem Eintreffen noch recht ruhig her. Der Hohe Markt selbst bietet ja ein herrliches Ambiente für eine derartige Veranstaltung und so machten sich die Stände im seinem oberen Teil optisch recht gut aus. Manches gab es zu sehen, wie eben von solchen Festen gewohnt, und alles und jeder wirkte sehr gemütlich und entspannt. Einzig der ins Auge stechende große Glasverbau vor dem Zugang zur Gozzoburg trübt den Gesamteindruck des sehr schönen Platzes doch bedeutend, passt er doch unserer Meinung nach so gar nicht in das Gesamtensemble. Aber vielleicht ist es auch nur so, dass wir zuwenig von moderner Architektur verstehen ...
Die ersten bekannten Gesichter ließen auch nicht lange auf sich warten und so machten wir uns rasch auf zum romantischen Petergarten, in dem Arduinnas Gefährten lagerten und auch ihre Bogenschießkünste zum Besten gaben. Leider waren Arduinnas die einzige Lagergruppe vor Ort, wir hatten doch auf mehr Anwesende gehofft. Immerhin waren die Bogenschützen mit schönem Lager und einer großen Truppe anwesend. Und die dargebotenen Schussvorführungen waren, wie von ihnen gewohnt, sehr beeindruckend und ließen die Besucher staunen - wenn sie sich denn nicht gerade auf dem Kinderparcours prügelten ... Sehr nett von den Gefährten, fast schon von höfischer Manierlichkeit, war es, unsere hübschen Damen - egal ob groß oder klein - allesamt zum Bogenschusse einzuladen.
Zurück am Hohen Markt galt es dann einiges an Programm zu bestaunen, dass entweder auf der Bühne vor der Burg oder im Lager selbst dargeboten wurde. So erfreute Ernesto, uns schon aus Eggenburg bekannt, vor seiner Pier Brawerey mit Musik aus Sackpfeife und Drehleier und mit vielen originell-witzigen Sprüchen. Allerlei Wissenswertes zu den verwendeten Instrumenten und über die dargebotenen Lieder, die einen zeitlichen Rahmen von etwa einem halben Jahrtausend umspannen, war dabei zu erfahren. Unser Angebot, ihm auf der Stelle Sophia zum Erlernen der Bierbrauer-Kunst zu übergeben, lehnte er allerdings ab - selbst dann noch, als wir hoch und heilig versprachen, sie einige Jahre später wieder abzuholen. Hmm, lag es vielleicht daran, dass sie ihm zuviel in seinem Feuer herumgestochert hatte?
Gerade zurecht kamen wir anschließend zu einem besonderen Höhepunkt, der von Barbara, einer Marionettenbauerin und Puppenspielerin, und Scott, einem Sänger und Musiker auf vielerlei historischen Instrumenten, dargeboten wurde: 'Sey mir ein maygesell', ein mittelalterliches Konzert mit Marionetten. An sich schon war die Kunst der Puppenspielerin ihre Marionetten zu führen eine Augenweide: Was mussten denn Hans und Margarete nicht alles an Ungemach erleben, verursacht von dem teuflischen Verführer mit niedlichem Katzenschwanze, bis sie endlich wieder glücklich vereint waren. Die Besonderheit aber bei diesem Theater war, dass die Texte dazu in mittelhochdeutsch (oder in sehr frühem Neuhochdeutsch, je nach Auslegung) vorgetragen wurden - sei es nun gesprochen oder von Scott gesungen und die Inhalte durch das Puppenspiel erläutert wurden. So eine Auswahl an instrumentalen Begleitinstrumenten, wie sie Scott zu den verschiedenen Liedern spielte, hatten wir bis dahin noch nicht gesehen - und ehrlich, wer hat denn von euch schon mal eine Kuhhorn-Flöte zu Gesicht bekommen? Übrigens waren es Originaltexte, die zum Vortrag kamen, vom Mönch von Salzburg und Oswald von Wolkenstein. Und da der Autor dieses Artikels eine besondere Vorliebe für das Mittelhochdeutsche hegt, leuchten beim Tippen dieser Zeilen seine Augen neuerlich begeistert auf ...
Am frühren Abend hatten wir endlich noch einen Termin für eine Führung durch die Burg selbst ergattert, was ob des großen Andranges, der mittlerweile am Markt und in der Burg herrschte, gar nicht so einfach zu bewerkstelligen war. Gozzo, ein Kremser Stadtrichter, ließ sich den nach ihm benannten Bau um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichten. Die Bezeichnung 'Burg' ist etwas irreführend, handelte es sich bei diesem Bau doch um ein Stadtpalais, das niemals Wehrzwecken gedient hatte. Allein das burgenartige Äußere gab Anlass zu dieser Bezeichnung. Auf der Führung selbst war von sehr sachkundiger Seite Wissenswertes und Interessantes zu erfahren, den Höhepunkte dabei bildeten jedoch zweifelsohne die Besichtigungen des Wappensaales mit seiner noch originalen Holz-Tram-Decke und den reihum laufenden Wappenfresken, sowie der erst im Vorjahr freigelegten Fresken aus dem 13. Jahrhundert. Diese Fresken, teilweise mit profaner, teilweiser mit sakraler Thematik, die der Epoche der Frühgotik zuzuordnen sind, leuchten dem Besucher mit einer ungewohnten Farbpracht entgegen und wären sicherlich alleine schon Grund genug für einen Abstecher nach Krems. Ein Glücksfall, nämlich die Tatsache dass jahrhundertelang Bauschutt und Geröll die niemals übermalten Wandgemälde bedeckten, sorgte für deren sensationellen Erhaltungszustand. Man kann nur hoffen, dass die Restaauratoren Möglichkeiten finden, diesen Zustand auf lange Sicht zu erhalten ...
Abschließend sei noch bemerkt, dass der sehr schöne mittelalterliche Stadtkern von Krems jederzeit einen Besuch wert ist, wie wir bei einem, leider viel zu kurzen, Rundgang feststellen konnten. Um all die architektonisch und geschichtlich interessanten Objekte zu besichtigen, wird man wohl einiges mehr an Zeit aufwenden müssen, als uns zur Verfügung stand. Jedenfalls aber wird die Besichtigung, die wir uns für demnächst vorgenommen haben, dann in Zivilgewandung erfolgen ...
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