Mittelalterfest Eggenburg - Zeitreise ins Mittelalter
(11. September 2010)
Drei Jahre ist es nun her, dass wir zuletzt das mittelalterliche Spektakel zu Eggenburg besuchten. Eine viel zu lange Zeit, wie wir meinen. Grund genug also, dieses Versäumnis auszuräumen und eine Zeitreise ins Mittelalter zu wagen, Mann, Weib, Kindelein samt Besuch, und Maus in die motorisierte Sänfte zu laden und den weiten Weg ins schöne Waldviertel zu wagen. Nun wäre Sælde und êre nicht Sælde und êre, wenn es uns nicht stets gelänge, die geplante Abreisezeit beträchtlich zu überschreiten und so war es auch diesmal. Macht fast gar nichts - Versäumtes kann man schließlich durch Ausdehnen des Besuches bis in die späte Nacht hinein nachholen.
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Mit dem komfortablen Parkplatz beim Bahnhof war's natürlich längst nichts mehr, als wir schließlich am Ziel eintrafen. Also hieß es gute Miene zum niederträchtigen Spiel zu machen und - wie das gemeine Volk auch - mit der abgelegenen Wiese als Zufluchtsort für unseren braven Karren vorlieb zu nehmen. Und, so ehrlich müssen wir sein, ein kleiner Fußmarsch schadet wohl keinem von uns, wenn man an die vielen Tafelfreuden des vergangenen Sommers denkt. Dass wir dabei auch einige schöne Aussichtspunkte passierten, machte den letzten Wegteil noch angenehmer ...
... zumindest solange, bis wir am Kremser Tor eintrafen. Am Kremser Tor? Nein - schon viele Schritte zuvor mussten wir uns einordnen in die Menge derer, die Einlass begehrten in die Stadt. Da half es auch gar nichts, dass besagtes Tor gar nicht mehr existiert, denn die unerbittlichen Wächter ließen nur passieren, wer denn auch den geforderten Zoll zu entrichten bereit war.
Dennoch, es war keine Wegelagerei was da betrieben wurde, denn man verlangte nur wenig für das Viele, das wir später zu sehen bekommen sollten und überraschend schnell fanden wir Einlass in das bunte Gedränge und Geschubse, wie wir es ja schon von unseren letzten Besuchen hier kannten. Macht fast gar nichts, denn schließlich sind wir gestandene Männlein und Weiblein, denen es nur recht ist, wenn ein Fest nicht in Langeweile ertrinkt. Und das kann man vom Eggenburger Spektakel nun wirklich nicht behaupten.
Natürlich ist es ein Stadtfest, wobei man sagen muss, ein Fest in einer ausgesprochen schönen Stadt, in der sich an allen Ecken und Enden noch die Spuren vergangener Zeiten finden, ja nicht nur an den Ecken, sondern außen ganz rum - ist doch die mittelalterliche Stadtmauer zum überwiegenden Teil noch gut erhalten. Wer hier, auf engstem Raum, nach beschaulicher Ruhe Ausschau hält, der muss lange suchen. Aber so ist's nun mal und ähnlich wird's einst wohl auch beim mittelalterlichen Markt gewesen sein.
Vielerlei Volk drängt sich auf den Straßen und - natürlich - der Großteil davon in moderner Gewandung oder in einer Aufmachung, die sich, wie es scheint, nicht zu entscheiden weiß zwischen altertümlich oder neu. Egal, dem Spaß tut's keinen Abbruch und perfekt sind wir schließlich alle nicht. Perfekt? Ja doch, es finden sich natürlich auch immer wieder prachtvolle Kostüme und beeindruckende Rüstungen, die zum Bestaunen und Ablichten einladen. Dass trotz Sonnenscheins stets angenehme kühle Temperaturen vorherrschen, macht allen das Tragen derselben leichter.
Weil denn auch vom Ablichten die Rede war und ihr hier einige dieser Fotos auch vorfindet, will ich gleich eine erste Entschuldigung anbringen: Natürlich versuchten wir die Stimmung und das was geboten wurde, einzufangen. Allein, es war uns kaum möglich, alles was an Wunderbarem herumgaukelte, stritt und musizierte, festzuhalten. Zu groß das Gedränge, zu rasch waren sie wieder verschwunden, die Schöngewandeten, als dass wir sie hätten einfangen können. Verzeiht uns also das magere Bildmaterial, das nicht wiederzugeben vermag, in welcher Pracht sich Eggenburg an jenem Tag präsentierte ...
Da soll denn auch gleich unsere größte Kritik angebracht sein: Wie denn nun liebe Eggenburger, werte Veranstalter, wie denn nun soll man sich aus einem derartig großen Programmangebot seine Vorlieben herausgreifen, wie denn Interessantes aneinanderreihen, ohne dabei das Gefühl ertragen zu müssen, gleichzeitig zwei andere Höhepunkte zu versäumen? Tatsächlich gab es keinen Zeitpunkt, an dem wir nicht im Zweifel waren, was denn zu tun, ob der Vielfalt um uns herum ...
So hieß es denn auch auszuwählen und wegzulassen. Wegzulassen etwa die Vorträge der Eggenburger Universität, obwohl uns darob das Herz gar schmerzte, wegzulassen manche Märchenstunde für die Kleinsten, und dass wir Stampfi nicht zu Gesicht bekamen, darüber litten wir gleichfalls sehr. Denn schließlich soll er, schenkt man dem Programmheft Glauben - und wer sind wir, als dass wir solch geschriebenes Wort anzweifeln könnten -, der letzte Auerochse sein. Ob er allerdings etwas mit dem am Hauptplatz angebotenen Ochsenbraten zu tun hatte - wer kann das schon wissen.
War die Bühne am Hauplatz immerhin steter Anlaufpunkt bei der Rückkehr von fernen Exkursionen, etwa zum Kirchenplatz hinauf oder zum Stadtgraben hinab, blieben andere, gewiss ebenso sehenswerte Attraktionen unentdeckt. Also rat ich euch, ihr geneigten Leser, wenn ihr denn einmal nach Eggenburg zum Feste kommt, überlegt euch wohl, was ihr zu bewundern gedenkt, auf dass ihr nicht vor lauter Gezaudere gar Alles versäumt.
Pompo etwa, den großartigen Gaukler, der uns mit zartem Minnespiel erfreute, als er eine liebliche Maid im Publikum erblickte und danach als lebendiger Springbrunnen im Zusammenspiel mit einem weiteren beklagenswerten 'Freiwilligen' für Abkühlung unter den Zusehern sorgte. Doch, seid gewiss, es war ihm darob niemand gram - schließlich kann, wer herzlich lacht, niemals böse sein.
Am selbigen Ort, nämlich am Kirchenplatz, gleich nebenan dem handbetriebenen Wunderrad für die quietschenden Kleinen, zeigten die Mannen und zarten Maiden von Dreynschlag die Geschichte vom reichen Mann und von Gevatter Tod. Kommt doch irgendwie bekannt vor, oder? Nun ja, es war eine freie Auslegeung, wenn auch sicherlich humorvoller als das Original. Viel humorvoller sogar was dem amüsierten Volke da geboten wurde und wirklich Jedermann amüsierte sich.
Aber halt, sprach ich von zarten Maiden? Nein, das, so zeigte die Geschicht', sind sie wahrlich nicht. Eher Furien, die mit Besen und Topfdeckeln arme Mannsbilder gar schändlich zu vermöbeln pflegen und die Arglosen um ihr sauer Erspartes bringen. Dass der geizige Reiche schlussendlich vom unerbittlichen Sensenmann, der seine Sense bei Gelegenheit gar schmerzlich vermisste, geholt wurde, war nur recht und billig. Dem Engelchen sei's gedankt.
Nach soviel Wirbel ist's gut sich auszuruh'n an stillem Orte. Für uns wurde die Martinskapelle zu diesem Zufluchtsort, an dem wir den großartig vorgetragenen Chorälen des Albert Schweizer Chores lauschen durften, Hymnen und altkirchlichen Chorälen, die einen reizvollen Kontrast zur lauten Marktmusik bildeten, die da an die geschlossenen Pforten brandete.
Es war nicht zum letzten Mal, dass wir die stille Kapelle zum Rückzugsrefugium machten an diesem Tag. Pünktlich zu Schwertleite der Hospitaliter waren wir wieder zurück und beobachteten die beeindruckende Zeremonie, ehe es für die guten Kriegermönche hieß Abschied zu nehmen - dem Vernehmen nach ins Heilige Land. Ob sie mittlerweile ihr fernes Ziel erreicht haben ist uns nicht bekannt - immerhin soll die Reise, soferne Man(n) bereit ist seine Waffen abzugeben, heutzutage um einiges schneller zu bewältigen sein.
Rasch, rasch - du meine Güte wir kommen zu spät - hieß es denn wieder zu eilen, um nicht zu versäumen ... Stop, genug! Jetzt einfach mal innehalten und an der Bogenbahn einige Pfeile ins Netz hinter den Scheiben versenken, den kleinen Künstlern von Salamanda lauschen und den orientalischen Klängen der Eggenburger Musikstipendiaten, das war dann Gebot der fortgeschrittenen Stunde. Schließlich galt es noch eine Weile durchzuhalten ...
... und dabei voller Freude den einen oder anderen alten Bekannten zu begrüßen - denn mag die Welt auch groß sein, so ist Eggenburg doch ein gut Stück kleiner und da trifft sich nun mal alles und ein jeder. Rasch geplauscht und kurz gelacht und schon heißt es wieder Abschied zu nehmen, bis zum nächsten Eck, wo - Hallo, schön dich zu sehen; ja lang ist's her! - schon ein anderer Gefährte aus vergangenen Tagen erblickt ward.
Kurz innegehalten. Was gibt's noch, was nicht versäumt werden soll, nicht versäumt werden darf. Das abendliche Konzert von abInferis - ein Muss. Andererseits wär da noch die Nachtwächterführung durchs nächtliche Eggenburg - sehr geheimnisvoll, sehr mystisch soll sie sein. Was nun, der du doch nur einer bist und nicht beides kannst erledigen? Richtig, ein Kompromiss muss her ...
Also dann, zuerst mit dem Nachtwächter durch die Nacht, hinter Hellebarde und Laterne durch den Stadtgraben, vorbei am Schwedenturm und an den glosenden Überresten der Eggenburger Hexen - Wie, so frage ich, will die Welt diesen Verlust jemals verschmerzen? - hinein in die Bürgerspitalgasse. Martinskapelle, Schwarze Kuchl, viel Wissenswertes gibt es zu erfahren und man ärgert sich, dass soviele dem Ruf des Wächters gefolgt sind. Immer das selbe Problem mit diesem lästigen, drängelnden Touristenpack, mal sehen ob ich nicht schneller bin ...
Am Hauptplatz, wo abInferis wohlbekannte Klänge locken, ist dann Schluss mit Mystik. Stattdessen wird noch einmal ordentlich gewirbelt und getanzt - bis die Schuhe der lieben Kleinen rauchen. Gut, dann schlafen sie wenigstens schneller auf der Heimfahrt. Heimfahrt? Ist es denn wirklich schon so spät? Ja ihr lieben Leut, mit Eggenburg ist Schluss für heut! Aber, wir kommen ab , denn da gab es doch noch etwas, das wir dieses Mal übersehen haben, wofür die Zeit nicht reichte und nicht die Kräfte ...
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