Ritterfestfest auf der Burgruine Liebenfels / Kärnten
(22. - 24. August 2008)
Am diesem Wochenende durften wir einer Einladung von Horst Fellinger zu seinem Ritterfest auf der Kärntner Burgruine Liebenfels fol- gen. Für uns stellte dieses Fest, auf das wir uns bereits lange gefreut hatten, sicherlich einen der Höhepunkte der heurigen Saison dar. Alleine die Ruine selbst rechtfertigt die weite Anreise, doch natürlich war es auch das Wiedersehen mit vielen guten Freunden, das uns so erwartungsfroh den weiten Weg ins (vermeintlich) sonnige Kärnten antreten ließ. Und wenn auch das Wetter zeitweise als Spielver- derber aufzutreten versuchte, so konnte auch dies dem wunderbaren Wochenende keinen Abbruch tun.
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Generalstabsmäßig geplant, gelang diesmal die Abfahrt aus Wien tatsächlich zum geplanten Zeitpunkt. Und da sich die 330 Kilometer einfache Wegstrecke im Vergleich zu den knapp 500, welche die Anreise nach Vohenstrauß auf den Tachostand zuschlägt, wie ein Katzensprung ausmachen, trafen wir bereits am frühen Nachmittag vor der Burgruine ein. Deren Anblick ließ uns vorerst einmal den Atem stocken, denn Anlage und Ausmaße sind wahrlich beeindruckend. Allerdings hatten wir Horst mit unserem frühen Eintreffen ein wenig überrascht, waren wir doch tatsächlich die Ersten - eine Premiere.
So ließen wir ihn die wohlverdiente Mittagspause genießen und nützen die Zeit zu einer ersten Besichtigung der Burg. Seit nunmehr zwei Jahren hat Horst die Anlage gepachtet und in dieser Zeit wahrlich Beeindruckendes geleistet. Zum Glück muss man sagen, denn andernfalls wäre die Ruine wohl wie viele andere in Österreich dem schleichenden Untergang geweiht. Der Leser möge jedoch an dieser Stelle nicht zuviele Informationen über die Burg selbt erwarten, diese sollen einem eigenen Artikel vorbehalten bleiben ...
Dann aber war es soweit, das eigentliche Abenteuer konnte beginnen - nämlich die Auffahrt in den Burghof. Was vorerst als leichte Übung erschien, entpuppte sich als kniffelige Angelegenheit - speziell bei erstmaliger Anfahrt mit schwerstbeladenen Fahrzeug. Währ- end nämlich der Erde-Schotteruntergrund des relativ steil ansteigenden Fahrweges nach einer gewissen Mindestgeschwindigkeit ver- langt, spricht die Schmalheit des sogenannten Ungarntores, das sogar ein vorheriges Anlegen der Außenspiegel notwändig macht, eher gegen eine solche. Nun ja, am besten Augen zu und durch und möge bloß niemand entgegenkommen ...
Wenn man zuerst eintrifft, ist das nicht immer vorteilhaft. Speziell dann nicht, wenn ein Teil des vorgesehenen Lagerplatzes vorerst noch unverbaut bleiben muss, um den nachfolgenden Lagergruppen die Zufahrt freizuhalten. Egal, das stellte nun wirklich kein großes Problem dar. Außerdem konnten wir bereits jetzt feststellen, dass wir wohl noch nie vergleichbar gute Lagergegebenheiten geboten bekommen hatten: Erstens war das ganze Festgeschehen im Inneren der Burg geplant. Zudem lag ebener, grasüberwachsene Unter- grund vor, hoch über Bühne und Vorplatz gelegen, sodass alles, was sich dort unten abspielen würde, aus unserem Lager auch zu sehen wäre. Und das, ohne einen Fuß bewegen zu müssen. Toll! Wasser, Toiletten und auch Duschgelegenheiten in unmittelbarer Nähe komplettierten den Idealstandort.
Die Zelte waren rasch aufgestellt, während um uns nach und nach die anderen Lagergruppen eintrafen, darunter viele Bekannte, etwa von den Greifensteigern oder die Schmidbergers aus Molln. Klar, dass wir uns hier sofort wohlfühlten, was uns aber nicht davon abhielt, gegen Abend den Weg ins nicht allzuferne Klagenfurt anzutrten, wo just an diesem Tage ein Fußballereignis der Regionalliga mit Linzer Beteiligung anstand. Glück muss man eben haben, dachten wir - zumindest vor dem Spiel. Nun ja, man kann nicht immer gewinnen - dabei sein ist auch schön ...
Bei der neuerlichen und bereits tiefnächtlichen Ankunft fanden wir im Burghof bereits ein beeindruckendes Lager vor, in dem nur noch wenige der erwarteten Teilnehmer fehlten. Den Abend ließen wir schließlich gemütlich und stímmungsvoll mit einem nächtlichen Kerzen- lichtdinner unter dem Liebenfelser Sternenhimmel ausklingen. Sehr zu empfehlen; Nachahmung wird, soferne sich die Gelegenheit bie- tet, dringendst angeraten. Eigentlich konnte, so waren wir uns sicher als wir einigermaßen erschöpft in unsere Zelte fielen, nach so einem tollen Beginn kaum noch etwas schief laufen. Zwar war die Wettervorhersage für Samstag nicht ganz ungetrübt, aber auch nicht so schlimm, als dass Schlimmes zu befürchten stand. Aber erstens kommt es anders als man denkt ...
Samstagmorgen: Das hieß gemütliches Frühstück, Begrüßungen und Plaudereien mit allen Spätzugereisten, Frühankömmlingen - und all den anderen. Mit den Greifensteigern als unmittelbaren Nachbarn kann es auch gar nicht langweilig werden. Toll auch die Hilfsbereit- schaft bei jeder Gelegenheit, aber von der weiß ohnedies jeder Bescheid, der die Steirer kennt ... Vielleicht war auch hin und wieder ein besorgter Blick auf den bewölkten Himmel dabei, über den zunehmend dunklere Wolken trieben, aber das muss ja nichts heißen.
Muss nicht, tat es aber in diesm Fall. Die Wolkendecke wurde dunkler und dunkler und während des Einzugs mussten die Wanderer erste Tropfen verspüren. So ließen sich denn auch nur wenige Besucher blicken, denn der Mehrzahl der Besuchswilligen dürfte geahnt haben, was an diesem Nachmittag noch bevorstand: Regen ... und Regen ... und Regen. Der war zwar zu Beginn noch nicht übermäßig stark, zwang aber bald die Schaulustigen ihre Regenschirme auszupacken, ließ mit zunehmender Stärke Programmpunkte platzen be- ziehungsweise zwang zur Verlegung in die wirklich stimmig eingerichtete Taverne.
Liebevoll dekoriert, unter Verzicht auf alles Neuzeitliche, stellt dieser Raum eine Schmuckstück dar. Klar, dass hier Stimmung aufkom- men muss wenn Abinferis aufspielen und Pompo mit dem Feuer spielt. Selbst dann, wenn es draußen mittlerweile wie aus Kübeln schüt- tet, wie am Samstagabend geschehen. Dennoch schade, denn dem Vernehmen nach hatte Pompo im Jahr zuvor seine Kunststücke auf den Mauern und Türmen der Ruine zum Besten gegeben, was wir nun wirklich gerne gesehen hätten. Da erwies sich das Wetter als echter Miesmacher.
Auch in den Lagern ließ man sich die Laune nicht verderben und so wurde fröhlich Unterhaltung betrieben, manch Neuigkeit ausge- tauscht und Ereignisse kürzlich zurückliegender Feste besprochen. Unser Dank gilt den Getreuen zu Greifensteig für die gewährte Gast- freundschaft - es war wie immer sehr gemütlich bei euch! Und als dann gegen Mitternacht hin das Trommeln auf den Planen verstumm- te, war man allseits guter Dinge, dass die vorhergesagte Wetterbesserung bereits eingesetzt hatte. Schließlich wünschte man Horst für all seine Mühen einen sonnigen Sonntag mit einer Unmenge an Besuchern und sich selbst trockene Zelte beim Abbau ...
Irgendwann um zwei in der Früh ließ sich ein altbekanntes Geräusch hören: Regen oder besser Starkregen. Und um Sechs immer noch - keine Chance auf einen trockenen Tag. Nein, da steht man nicht freiwillig auf. Augen zu, vielleicht hat man ja nur geträumt. Und tat- sächlich, um 9 Uhr zeichneten sich erste Schattenspiele, die Umrisse von Blättern auf der Plane ab. Und soetwas geht nur, ... Genau, wenn die Sonne scheint!
Raus aus dem Zelt und Blick in die Höhe: Zwischen all den Nebelschwaden lugte doch wirklich die Sonne hervor, hier ein Fleckchen blauer Himmel, dort einer ... Und was uns noch viel wundersamer erschien - nach all den Regenmassen bedeckte kein See den Burghof. Einem erfolgreichen Festsonntag stand somit nichts mehr im Wege. Das dürften auch die Besucher geahnt haben, denn nun, lange vor dem Einzug, bevölkerten bereits größere Gruppen den Hof und die Zahl der Gäste nahm ständig zu.
Diesmal gab' s auch beim Einzug der Gruppen nur lächelnde Gesichter. Es macht bei schönem Wetter einfach mehr Spaß. Spaß machten übrigens auch die Ansagen des Heroldes in gereimter Form, kongenial von den Fanfarentönen - oder sollte man sagen Ausrufzeichen? -des Gauklers Fleapit umrahmt. Und dass auch manch Mittelhochdeutsches aus dem Munde eines Walthers von der Vogelweide oder eines Harrand von Wildon zu vernehmen war, ist ein Umstand, den der Verfasser dieser Zeilen wohl zu schätzen weiß.
Danach konnte das Fest erstmals so richtig beginnen. Mit zunehmend vielen Besuchern, die den Programmpunkten auf Bühne und Vorplatz begeistert folgten: Schaukampfauftritte von den Greifensteigern , die Konzerte von Abinferis und die Gaukeleien von Fleapit. Zwischenzeitlich wurde das Gedränge fast besorgniserregend, dem Gesicht des Veranstalters dürfte es aber ein zufriedenes Lächeln entlockt haben.
Der hatte sich aber auch jede Mühe gemacht, um den Besuchern ein tolles Spektakel zu bieten. Neben all den Fixprogrammpunkten konnte man Bogen- und Armbrustschießen, Äxten schleudern , Ringe werfen und Platteln mit Hufeisen. Dazwischen war der steirische Highlander Mc Schuly mit seinem Dudelsack unterwegs ... Natürlich gab's wieder das beeindruckende Waffenlager der Greifensteiger zu besichtigen, ebenso wie unsere mittelalterlichen Spiele.
Dabei entwickelte sich in unserem Lager auch manch interessante Unterhaltung, die von Wiener Verordnungen aus dem 15. Jahrhundert über die Falkennovelle von Boccaccio, Symbolik in mittelalterlichen Bilddarstellungen, Spielregeln und Spielgewohnheiten bis hin zu Shakespeare's Kaufmann von Venedig führte. Man redet halt über mancherlei, wenn man viel redet ...
Zwischenzeitlich konnte der Besucher, von Sonne und allzuviel Trubel aufgeheizt, auch die erst kürzlich eröffnete Folterkammer besich- tigen und sich Schauer des Entsetzens über den Rücken treiben lassen ob all der schlimmen Gerätschaften, die da zu sehen sind. Aller- dings, so hörte man, soll es auch vereinzelt vorgekommen sein, dass darüber geseufzt wurde, dass solche Gerätschaften im heimischen Keller fehlen ... Nun gut, wir wollen dies nicht weiter kommentieren.
Eine weitere Attraktion des Festes, ein Schätzspiel, hing nun eben mit gerade dieser Folterkammer zusammen. Denn dort war eine Sitz- gelegenheit zu bewundern, die man normalerweise nicht an seinem Tisch sehen möchte: Ein Stuhl mit einer Menge von eisernen, spit- zen Dornen. Und genau deren Anzahl war zu schätzen - wohlgemerkt ohne dass man sich daraufsetzen durfte. Als Preise konnten drei glückliche Gewinner Schwert, Dolch und Messer mit nach Hause nehmen.
Ein Detail sei hier noch erwähnt, um zu zeigen, welche Mühen der Veranstalter auf sich genommen hat, um ein stimmiges Fest zu or- ganisieren. Die Mahlzeiten, allesamt lecker, wie von uns unter großem körperlichen Einsatz für unsere Leserschaft ausgetestet, wurden nicht etwa auf gewöhnlichem Geschirr oder gar auf Papp- oder Plastiktellern serviert, sondern auf eigens dafür gefertigten Holzbrettern - von 400 Stück war die Rede, die Horst in den letzten Tagen angefertigt haben soll - oder im Brottopf. Auch das war für uns etwas, das wir in dieser Form noch nicht gekannt hatten.
Auch zeigten sich viele Einheimische, die in unserem Lager zu Gast waren, im Gespräch erfreut darüber, dass jetzt ein Pächter auf der Burg ist, der die aufwändigen Sanierungsmaßnahmen übernommen hat und eine Wiederbelebung des Standortes anstrebt. Denn andern- falls wäre wohl der Verfall, der in den letzten Jahrzehnten stetig vorangeschritten war, nicht aufzuhalten gewesen. Jedenfalls wün- schen wir Horst, dass er all seine ehrgeizigen Vorhaben, die er in Planung hat, genauso umsetzen kann wie das schon Geschaffte. Und das ist bereits beeindruckend genug.
Wenn man bedenkt, dass es erst das zweite derartige Fest auf Liebenfels war, dann muss man Organisation und Gestaltung umsomehr bewundern. Da spielt wohl die langjährige Erfahrung, die der Veranstalter in der Mittelalterszene hat, eine große bedeutung. Schade, dass das Wetter am Samstag so ein Spielverderber war, doch ist es anscheinend heuer die Regel bei Festen, dass zumindest ein Tag verregnet wird. Immerhin war das Besucheraufkommen am Sonntag ein sehr hohes und ich denke, dass von jenen die heuer das Ritter- spektakel auf der Burgruine besucht haben, sich keiner das nächstjährige Ereignis entgehenlassen wird ...
Tja, für uns endete der Sonntag schlussendlich mit fast trockener Ausrüstung. Fast deshalb, weil wir ob all der langen Abschiedsplau- dereien die Zeit übersehen hatten. Und so senkte sich der Abendtau bereits wieder über Gepäck und Planen, ehe wir alles verstaut hat- ten. Nun, selbst schuld. Schließlich soll nichts Schlimmeres passieren. Und die Außenspiegel haben die abschließende, verspätete Abfahrt durch das schmale Burgtor überstanden ...
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