Mittelalterspectaculum zu Schloss Egg / Bayern
(9. - 13. Mai 2008)
Am Pfingstwochenende hatte das lange Warten endlich ein Ende. Mit der Teilnahme am Mittelalterspectaculum zu Schloss Egg begann auch für Sælde und êre die Festsaison 2008. Und es wurde ein großartiger Einstieg: Unter strahlendem Himmel entwickelte sich vor der romantischen Kulisse von Schloss Egg ein rauschendes Fest, bei dem man viele alte Freunde wiederbegrüßen und auch manch neue dazugewinnen konnte.
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Doch von Anfang an: Bereits einige Tage vor dem Pfingstwochenende war die Anreise von uns bis ins kleinste Detail geplant, sodass gar nichts mehr schiefgehen konnte - immerhin stand mit Egg ein Ziel in Bayern und somit im Ausland auf dem Ziel. Zwar deutschsprachiges Ausland (und somit für exilierte Oberösterreicher auch gut verständlich), aber immerhin war doch eine einfache Fahrstrecke von etwa 340 Kilometern zurückzulegen. Daher sollte der Aufbruch bis spätestens 9 Uhr am Freitag Vormittag erfolgen, was eine geschätzte Ankunftszeit zwischen 12 und 13 Uhr erwarten ließ. Dies hätte uns ausreichend Zeit gelassen, um uns nach vollendeter Lagermontage entspannt zurücklehnen und die Aufbaubemühungen der später angekommenen Gruppen freundlich kommentieren zu können.
Pünktlich um 11h30 war es dann wirklich soweit - Abfahrt, doch noch! Schuld war ... naja, lassen wir das. Läppische 4 Stunden und drei Irrfahrten durch Deggendorf später erreichten wir die Lagerwiese unterhalb des Schlosses. Ein Gewimmel an Zelten, Wimpeln und Fahnen, an Gewandeten und Zivilen begrüßte uns. So wie auch Margit, Mitglied der Teutschen Gwandweiber und Organisatorin des Festes, schon leicht genervt ob der vielen Anfragen und Sonderwünsche von allen Seiten und ob der Spätankömmlinge.
Nach der herzlichen Begrüßung ging es rasch weiter zu unserem Lagerplatz, der bereits an allen Seiten von anderen Gruppen eingeschlossen war. Zum Glück hatte unsere Vorausabteilung, die bereits einige Stunden früher eingetroffen war, den Platz mit Klauen und Krallen gegen alle Begehrlichkeiten verteidigt und es nebenbei noch geschafft Strohballen und etwas Holz zu ergattern. Seid gedankt dafür!
Während zu unserer Linken die Passauer Wolfsklingen lagerten, hatten sich zur rechten Hand gute Freunde und Bekannte einquartiert - die Getreuen zu Greifensteig. Gleich dahinter waren die Hirschensteiner untergebracht und daneben baute die Familie Schmidberger ihre Feldschmiede auf. Ein vorzügliches Plätzchen also zum Lagern, dass uns Margit zugeteilt hatte, wenn auch relativ schmal bemessen - nicht zuletzt deshalb, weil uns mit Viatores den Wanderern noch eine Gruppe vor die Nase gesetzt wurde. Die konnten allerdings gar nichts dafür, sondern das Gedränge resultierte einfach aus dem großen Andrang von Händlern und Gruppierungen. Somit betraf dieses Problem alle gleich. Immerhin, so sollte sich zeigen, fand unser gesamtes Lager Platz - wenn auch derselbe bis auf den letzten Handbreit ausgenutzt werden musste ...
Rasch galt es nun die Zelte aufzustellen - unter den freundlichen Kommentaren aller Umstehenden, die ihre Hausaufgaben ja schon längst erledigt hatten. Insbesondere der Aufbau eines Speichenradzeltes bietet ja immer wieder Gelegenheiten für Bemerkungen. Allerdings sei angemerkt, dass es die Greifensteiger nicht beim Zusehen beließen, sondern kräftig mit Hand anlegten. Ein herzliches Dankeschön auch dafür, dass wir so doch noch den Aufbau des Lagers vor der offiziellen Festeröffnung um 19 Uhr schafften. Obwohl sich an diesem Abend dann kaum Besucher blicken ließen. Laut Margit handelte es sich ohnehin nur um einen Termin für Presse und Fernsehen. Letzteres war in Form eines Kamerateams dann auch laufend auf der Suche nach Interviewopfern. Diese Kerle dürften ein gewisses Talent besitzen, gelang es ihnen doch, dem Vernehmen nach, Margits Fluchtversuche über alle möglichen Schleichpfade zu vereiteln und ein Interview zu erzwingen.
Da der Freitagabend so ruhig verlief, war dann noch Gelegenheit sich ins Lager der Hirschensteiner zu einem von Shelley's legendären Gesangsabenden einzuladen und die dortige Gastfreundschaft (und Hirschensteiner Bier) zu genießen.
Am Samstag Morgen war es schließlich an der Zeit, den neuen Baldachin, der erst nach Mitternacht eingetroffen war, aufzustellen und somit festtechnisch einzuweihen. Ob seiner Buntheit erweckte das gute Stück gleich auch einmal einige Aufmerksamkeit. Doch blieb kaum Zeit, sich im Schatten des Zeltneulings zu sonnen.
Der erste Umzug und somit Kleiderwechsel stand an; rein in die Prachtgewänder hieß es, schließlich hatte Margit für uns die Rolle der Fürstenfamilie samt deren Anhang vorgesehen. Und die sollte im schattigen Pavillon auf der Tunierwiese huldvoll lächelnd die Aufwartung aller mehr oder minder graziös vorbeimarschierenden Gruppen entgegennehmen. Wahrlich kein schlechter Handel - statt unter der heißen Sonne herumlaufen zu müssen, hatten wir aus edlen Pokalen kühles Nass zu schlürfen. Der geneigte Leser lasse sich dies nach unseren mehrtägigen Erfahrungen sagen: Es ist gar kein so schlechtes Beruf, Fürst zu sein. Man könnte sich daran gewöhnen, besonders dann, wenn, wie geschehen, all das niedere Volk in den drei Festtagen mehrmals ihren Kratzfuß vor uns machte. (Der ist mir richtig abgegangen, als ich nach dem Fest das erste Mal wieder einkaufen war ...)
Für die Kleinen in unserer Gruppe war das Ganze natürlich ein besonderes Vergnügen. Strahlende Gesichter, als sich die stolzen Reiter hoch zu Ross vor ihnen verbeugten. Viel hätte nicht gefehlt, dass sie ihre Herzritter mit Bändchen an den Labzenspitzen ausgezeichnet hätten, wie dies schon einstens die Edelfräulein zu den Pfingstturnieren am Hofe des vortrefflichen König Artus zu tun pflegten.
Mit diesem Ereignis war dann das Fest wirklich eröffnet und besonders an Sonn- und Montag tummelte sich eine Unmenge an oftmals sehr interessierten Besuchern auf dem Turnierplatz und zwischen den zahlreichen Zelten. Zwischenzeitlich erregten einige starke Windböen aus wortwörtlich heiterem Himmel gewisse Bedenken, dass der Baldachin Opfer der Naturgewalten werden könnte, doch - oh Wunder - das gute Stück hielt brav stand und überstand somit seine Feuertaufe.
Neben den Umzügen und Turnieren gab noch so viele zusätzliche Höhepunkte, dass es ein Ding der Unmöglichkeit wäre, sie hier alle aufzuzählen. Erwähnt sei nur die bemerkenswerte deutsch-österreichische oder genauer bairisch-steirische Auseinandersetzung zwischen einer Allianz von Hirschensteinern und Wofsklingen einerseits und Greifensteigern auf der Gegenseite in Form eines Feldscharmützels, welches die Greifensteiger überraschenderweise und trotz intensiven Beschusses durch die bairische Artillerie für sich entscheiden konnten. Ob's am steirischen Kernöl liegt oder doch daran, dass die Hirschensteiner beim Laden möglicherweise auf die Kugeln vergessen hatten? Wer weiß. Jedenfalls hatten die Beteiligten die Lacher auf ihrer Seite.
Wir selbst konnte erstmalig unser Schachbrett, welches nach mittelalterlichen Vorlagen gefertigt wurde, einweihen, woraus zwei vernichtende Niederlagen für Yvonne im Duell mit Andreas resultierten. Der verzichtete allerdings anschließend auf die als Spieleinsatz ausgehandelte Übernahme in die Leibeigenschaft, wodurch wir bei der späteren Rückreise nicht von der erhofften Gewichtsersparnis profitieren konnten. Das Manessespielebrett auf der Rückseite erregte schließlich ebenso die Aufmerksamkeit wie das mittelalterliche Mühlespiel, dessen Bemalung die Besucher mitverfolgen konnten. Dass es ob der Ausgestaltung der vorgeführten Bretter mit Abbildungen neben den Spielregeln auch einiges über die Bedeutung der Gestik in mittelalterlichen Darstellungen zu erläutern gab, versteht sich von selbt.
Vorführungen zu Pferd, der Zauberer, Musikgruppen, ein mobiler Beichtstuhl, Mönche, die einen Badezuber betreiben und massieren, Feuershow, die tolle Stimmung unter allen Beteiligten, neue Bekanntschaften, gegenseitige Besuche in den Lagern, das Kaiserwetter - alles passte wunderbar zusammen. Zwischenzeitlich schäkerten wir mit den Teutschen Gwandweibern und erfreuten uns am prächtigen Fürstengewand, das Margit mit den ihren in Akkordarbeit noch während des Festes fertiggestellt hatten. Soviel an Ablenkung wurde geboten, dass wir es einfach nicht schafften, die Burg zu besichtigen.
Vor allem aber waren es auch die Abende, die wir im illustren Kreis verbringen durften, die das Wochenende zu einem ganz besonderen machten und die uns schließlich bewogen, die Abreise nicht nach Festschluss am Montagabend, sondern erst einen Tag später anzutreten. So ließen wir uns im Greifensteiger Lager von Verena's und Bernd's Kochkünsten verwöhnen, amüsierten uns über Rene's Erlebnisse mit im Weg herumstehenden Hockern, fachsimpelten mit Hans, Andi, Eva und, und ... um schließlich noch ein letztes Mal eine sternklare Nacht zu durchzittern. (Allerdings, ein wenig geschummelt haben wir da schon und daran ist Rene's Gasheizung nicht unbeteiligt ...)
Am Dienstag war es dann aber endgültig soweit: Da ein weiteres Aufschieben nicht mehr möglich war, hieß es, Abschied zu nehmen. Von einem tollen Fest an einem wunderschönen Ort und von vielen Freunden und Bekannten. Wie immer eine etwas traurige Angelegenheit, die aber diesmal durch die Tatsache abgemildert wurde, dass man sich in nicht einmal drei Wochen vor Burg Clam wieder treffen wird.
Habt nun Nachsicht mit dem Schreiber, dass er an dieser Stelle seinen Bericht beendet, obwohl es doch noch soviel zu erzählen gäbe. Doch um all das kundzutun, was sich denn ereignet hat, dazu reicht die knappbemessene Zeit nicht aus. So soll jenes in unseren Gedanken aufbewahrt werden und wer mehr darüber zu erfahren erwünscht, der möge uns doch einfach befragen, wenn wir uns demnächst auf einem Feste treffen ...
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