Mittelalterspectaculum auf der Friedrichsburg / Vohenstrauss, Bayern
(01. - 03. August 2008)
Eine knappe Woche nach unserer Rückkehr aus Kaprun hieß es schon wieder zum nächsten Mittelalterereignis aufzubrechen: Margit hatte gerufen und so ging es am Freitag los zum mittelalterlichen Spectaculum ins bayrische Vohenstrauss, das irgendwo 'gleich hinter Regensburg' liegen sollte. Nun, gleich hinter Regensburg meinte schließlich rund 80 zusätzliche Kilometer, welche diese Fahrt zur läng- sten des heurigen Jahres werden ließ. Dennoch und trotz des durchwachsenen Wetters können wir nachträglich versichern, ein sehr schönes und stimmungsvolles Fest mit manch lustigem Geschehen erlebt zu haben ...
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Doch alles der Reihe nach: Hatte am Wochenanfang der Wetterbericht buchstäblich noch das Blaue vom Himmel versprochen, so ver- dunkelten sich die Aussichten zum Reiseantritt hin immer mehr. Am Freitag selbst, als wir denn bereits in Bayern unterwegs waren, ging dann die Rede von Unwettern, Hagel und Gewitter, Starkregen und örtlichen Sturmböen - Aussichten, die uns betroffen schlucken und Schlimmstes befürchten ließen.
Doch als wir nach einer fünstündigen Fahrt schließlich kreuzschmerzgeplagt am Zielort eintrafen, präsentierte sich das Schloss aus dem 16. Jahrhundert unter bewölktem Himmel. Keine Spur von Unwettern - dafür aber von vielen Bekannten: den Teutschen Gwandweibern, Magicus Incendium und, kurz nach uns eintreffend, Drachensporn. Klar, dass die Begrüßung da herzlich ausfiel. Unser Dank geht an dieser Stelle an jene, die uns beim Lageraufbau behilflich waren, beziehungsweise zusätzliche Zelte zur Verfügung stellten ...
Toll auch das Service der Gwandweiber, die am Freitag und am Samstag für das gesamte Lager kochen wollten, und dies auch mit Bra- vour meisterten. Sowohl die Speckknödel mit - eh schon wissen, wir sind in Bayern - Sauerkraut als auch das samstägliche Gulasch mundeten vorzüglich, wozu auch Kordula ein wenig beitragen konnte. Zudem gab's auch beim Markt einige Leckereien zu erstehen, etwa Desiderias Crepes, sodass die Verpflegung eine ganz ausgezeichnete war.
Natürlich ging es dann doch nicht ganz ohne Regen und Gewitter ab, jedoch hielt sich die Intensität in Grenzen. Kein Beinbruch also, zudem man sich ohnedies bei den Besuchen viel zu erzählen hatte und der Abend somit gesellig ausklang. Als kurzweilige Unterbrechung erfolgte dann noch die Einladung an die Festteilnehmer zur Besichtigung der Friedrichsburg, die freudig und interessiert angenommen wurde. In der Nacht selbst setzte Dauerregen ein, der uns, unter warmen Schaffellen begraben, nicht zu erschüttern vermochte.
Schließlich zeigte sich am Samstagmorgen bereits wieder die Sonne am Himmel. Schon um 10 Uhr erfolgte die Markteröffnung, doch waren es vorerst nur wenige Besucher, die sich bis zu den Lagern um uns herum verirrten um uns beim Frühstück zu bewundern. Kein Grund zu Händeringen und Panik, schließlich waren in der Stadt noch alle Geschäfte geöffnet. Im Laufe des Tages würde sich der Andrang sicherlich noch steigern.
Im Lager hatten wir unser übliches Programm aufgebaut: Mittelalterliches Spiele verschiedenster Art, sei es nun das große Schach, Mühle oder andere Brettspiele, vor unserem Baldachin konnte mit Ringen geworfen oder geplattelt werden. In Ermangelung der Massen ließ es sich dabei am Vormittag noch recht gemütlich leben und so blieb auch Zeit, selbst die eine oder andere Schachpartie zu wagen oder am Würfelbrett die horrende Summe von 23 Cent zu verspielen.
Doch gerade als sich mehr und interessierte Gäste am Gelände zeigten, setzten die ersten starken Regenschauer ein. Und dies sollte während des gesamten Nachmittages so bleiben. Ein Jammer für die Organisatoren, waren doch in Ermangelung wetterdichter Unter- stände mit einem Schlag alle Besucher verschwunden. Und selbst galt es, immer einen wachsamen Blick auf den Baldachin zu werfen, wielange er denn, mit verbesserter Imprägnierung, denn Wassermassen trotzen würde. Ziemlich lange war es - aber leider nicht lange genug, wenn auch das Wasser nur noch an wenigen Stellen floss, wo es nicht hätte fließen sollen ...
Da aber nun kein Regenwetter ewig währt, beruhigte sich der Himmel auch dieses mal wieder und am Abend begann es spürbar auf- zutrocknen. Schade, dass dies zu so später Stunde kaum noch Besucher herbeizulocken vermochte. So blieb die Veranstaltung auch jetzt eine sehr familiäre und man tat sich eben am hervorragenden Kesselgulasch, das schon stundennlang vor sich hingeblubbert und gebrodelt hatte, gütlich.
Mit übervollen Bäuchen und der Hoffnung auf einen schöneren Sonntag machten wir uns dann noch auf zur abschließenden Feuershow, die nun auf trockener Bühne stattfinden konnte, Und obwohl die Akteure dem Vernehmen nach erstmalig zusammenwirkten, konnten sie mit ihren Darbietungen beim anwesenden Publikum durchwegs Gefallen finden. Stimmungsvoll präsentierte sich zu dieser späten Stunde auch das Schloss im Lichte zahlloser, eigens angebrachter Fackeln und auch die Laternen und Kerzen in den Lagern trugen viel zum Staunen bei.
Zwei Umstände waren es, die einer ungestörten Nachtruhe im Wege standen: Einerseits furchtbares Schalmeigespiele aus Richtung des Drachenspornlagers - ohne jemanden verdächtigen zu wollen, würden wir doch an dieser Stelle die Empfehlung aussprechen, einen Mu- sikerwechsel in Betracht zu ziehen - und, nachdem dieses verklungen war, langandauerndes bayrisches Glockengeläut. Und zwar um 6 Uhr am Morgen. Gerade rechtzeitig, um zu hören, wie der Regen wieder einmal gegen die Planen trommelte. Nun, das war's dann wohl damit, mit trockener Ausrüstung heimzufahren.
Auch der Sonntagvormittag bescherte dem Lager ob der bedrohlich wirkenden Wolken und allfälliger Kirchbesuche nur wenige Besucher. 'Wenn die weiße Unterseite der Blätter zu sehen sind,' wussten Willi und Alex, 'dann gibt es hundertprozentig Regen. Toll! Allerdings gab's dann den ganzen Tag keinen Regen mehr, ein Umstand, den wir überrascht zur Kenntnis nahmen.
Denn insbesondere während des großen Festumzuges, der bis zum Ausgang des Marktplatzes und wieder zurückführte, schien es so, als würden jeden Momen neuerlich Regenmassen auf uns niederstürzen. Denkste. Stattdessen gab es jede Menge Applaus von den zahlreichen Einheimischen, die sich all die Verrückten in ihren komischen Gewandungen betrachteten. Doch anscheinend fand Gefallen, was zu sehen war, denn nach dem Umzug wurden die Kassen richtiggehend gestürmt. Endlich traf ein, was sich die Organisatoren schon für Samstag erwünscht hatten - nämlich starken Besucherandrang.
Klar, dass bei so vielen Besuchern auch die Wanderbeichte der schwarzen Mönche, der Fraternitas Nigra, auf Kundenfang - ähh Seelenrettung aus war. Da nun Bruder Georg vernommen, dass unsere Sophia lateinischen Gesang liebt, wurde sie kurzerhand für das geistliche Werk rekrutiert, ebenso wie ihre Schwester Isabella. Mit 'Erinnerungsmann' Andi von Drachensporn, sowie dem schwarzen Wanderbeichtstuhl samt Willi und einigen Weibern im Tross ging es an die Rettung sündiger Zeitgenossen, deren sich vieler fanden.
Und sie beichteten alle ihre Sünden - ob sie nun wollten oder nicht - überredet von den frommen, salbungsvollen Worten der Fratres, vom lateinischen Gesang der Ministrantinnen und vom schweren Hammer des Erinnerungsmannes. Klar, dass man nach solch einem intensiven geistlichen Gespräch schon mal erleichtert ist und für den Ablass auch leichten Herzens freudig die eine oder andere Münze spendet. Ob der Herr dies mit Wohlgefallen betrachtet - ich weiß es nicht. Sicherlich jedoch die wandelnden Beichtväter und ihr Gefol- ge, jedoch musste der wohlverdiente Umtrunk wegen Zeitmangels auf eine nächste, hoffentlich bald sich ergebende Gelegenheit ver- schoben werden. Spaß hatten jedenfalls alle Beteiligten an dieser Aktion der wirklich witzigen Beichtväter.
Als dann das Ende der Veranstaltung nahte, die letzten Fechttechniken und Schaukämpfe vorgezeigt, die Kinderspiele ausgespielt und die Töne von Gaudium Brachjalis verklungen waren, war immer noch kein Tropfen Regen gefallen, schien die Sonne, waren alle Zelt- planen trocken und zeigten die Blätter immer noch die weiße Unterseite ... Fünftes Fest in diesem Jahr und fünftes Mal trocken nach Hause reisen - toll. Hoffentlich bleibt es dabei!
Abbauen, viel zu viel Zeugs ins Auto packen und Abschied nehmen, das alles dauerte und so fielen wir nach einer 500 km langen Fahrt erst gegen zwei Uhr morgens ins heimatliche Bett. Danke an dieser Stelle nochmals an die Teutschen Gwandweiber für ihre Einladung und Gastfreundschaft. Schön war es und wir freuen uns schon auf das Wiedersehen. Ebenso wie mit all unseren Freunden - alten und neugewonnenen - hoffentlich ziehen nicht allzuviele Wochen und Monate bis dahin ins Land ...
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