Historisches Fest im Schloss Neugebäude - Wien
(16. und 17.09.2007)
Schönes Wetter verleitet meist dazu, anliegende Arbeit bis auf Weiteres beiseite zu legen und die heimatlichen vier Wände zu verlassen. So geschehen an diesem Wochenende, an dem erstmalig in Schloss Neugebäude ein historisches Fest stattfand. Da nun der Weg nach Simmering keine Weltreise bedeutet, lag für uns das Ausflugsziel auf der Hand und vor der Nase ...
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Schloss Neugebäude, eine Renaissanceanlage inmitten Simmerings, von der wir bisher nicht allzuviel wussten, Jagdschloss Maximilians, des Letzten Ritters, Lustschloss Maximilians II. mit der ersten Menagerie Europas, an jener Stelle erbaut, an der Sultan Süleyman während der ersten Türkenbelagerung angeblich sein Lager aufgeschlagen hatte - in jener historischen Kulisse sollte an diesem Wochenende ein historisches Fest stattfinden. Ehrensache, dass Saelde und Ere sich einen derartigen Termin nicht entgehen lassen durfte, war doch auch zu erwarten, dass man am Veranstaltungsort wieder einmal viele bekannte Gesichter würde begrüßen dürfen. Und so kam es, dass die Gruppe, obwohl nur zu Besuch, zeitweise mit bis zu acht Mitgliedern vertreten war. Doch der Reihe nach ...
Nach einer etwa zwanzigminütigen Anreise am Samstag, fanden wir uns unvermittelt vor der mächtigen Schlossanlage, die inmitten des schönen Simmerings liegt, umgeben und verborgen von Wohnhausanlagen im Plattenbaustil. Beim Betreten des Schlossvorhofes wurden leise Zweifel laut, ab wir uns denn nicht im Termin geirrt hätten; vorerst ließen sich keine historisch Gewandeten unter den Anwesenden ausmachen und so hieß es tapfer lächelnd weiterzumaschieren. Doch bald schon huschten vereinzelt Personen in seltsam karierten Röcken, schwarzgekleidete und bleichgeschminkte Maiden vorbei und spätestens als wir erstmals Herren in ihren schweren, klirrenden Hemden erblickten und von einem verwaisten Bettlermädchen um unsere ersten Münzen gebracht wurden, wussten wir uns am richtigen Ort.
Nach dem Durchschreiten hielten wir einige Momente inne: Vor uns tat sich der Ausblick auf den mächtigen Löwenhof auf, in dem die Stände und Lager der teilnehmenden Gruppen aufgebaut waren. Die beeindruckende Anlage bietet wahrlich eine imposante Kulisse für ein derartiges Fest. Bereits eine ansehnliche Menge an Besuchern tummelte sich zwischen den Ständen herum, lauschte den Musik- und Tanzdarbietungen von Conductus Conforza oder ließ sich von den erzählten Geschichten der Gauklertruppe Halibux erheitern - einer Familie mit drei mitwirkenden Kindern, von denen die jüngste unsere verwaiste Bettlerin war.
Nach einem ersten Rundgang statteten wir unseren Bekannten von Drachensporn einen Besuch ab und versuchten uns, mit zweifelhaftem Erfolg, im Armbrustschießen und Äxtewerfen - autsch! Die Gruppe Drachensporn ist ja fast schon so etwas wie eine Fixeinrichtung bei österreichischen Mittelalterfesten; neidvoll lauschten wir den Berichten von zwölf Festen, bei denen diese umtriebige Gruppe heuer aktiv beteiligt war oder noch sein wird. Dass darüber die Frauen der Herren Recken bereits ins Stöhnen geraten, wie ebenfalls bestensgelaunt berichtet wurde - wen wundert's.
Auf Irene's Eintreffen waren wir schon besonders erpicht, sollten wir doch endlich einmal Marian kennenlernen. Im Eselchenkostum von allen Seiten bestaunt, hatte sie nicht nur ihren Freund im Schlepptau, sondern auch den Schwiegervater in spe und mit Ferdinand einen Freund Marians. Der Letztere wurde sofort als Mitwirkender für eine von den Gauklern umwerfend spaßig erzählte Spielgeschichte 'zwangs-'verpflichtet. Sein Auftritt in der dramatischen Mär als 'schottischer' Prinz und Drachentöter McFerdinand unter Richard Wagner-Schwanenhelm entlockte dem begeistert gaffenden Publikum mehr als nur einen Lacher. Jedenfalls hoffen wir jetzt, da Marian seinen ersten offiziellen Mittelalterauftritt hinter sich hat, darauf, ihn in Zukunft öfters zu treffen - ebenso wie vielleicht den schottischen Lord.
Viel gäb's noch zu berichten, von den Taten im fernen Simmering, etwa von den vielen Freunden, aber auch von neuen Bekannten, mit denen man sich unterhalten konnte, von der guten Speise und dem Tranke, an denen man sich labte und von vielem mehr. Doch da dies ja ein Kurzbericht sein sollte, möge davon nur noch weniges hier gesagt werden .... Jedenfalls verbrachte man bis zum Abend kurzweilige Stunden im Gespräch mit der Geschichtenerzählerin von Elfenklang, dem Dudelsackspieler von Arduinnas Gefährten, Verena und Ron, die als Berichterstatter für das Huscarl-Magazin unterwegs waren, und ... und .. bewunderte die Vorführungen der Wiener Fechtgruppe Touchee, lauschte den Klängen mittelalterlicher Weisen ...
Die abendliche Feuershow bildete schließlich den gelungenen Abschluss für ein unserer Meinung nach sehr gelungenes Fest. Einzig der Umstand, dass eine Innenbesichtigung des Schlossgebäudes selbst nicht möglich war, da wir uns für die einzige Führung des Tages nicht angemeldet hatten, stellte einen kleinen Wermutstropfen dar.
Ach ja, beinahe wär dies jetzt unterschlagen worden: Auch am Sonntag fanden wir uns plötzlich in Simmering unter den mächtigen Mauern das Schlosses Neugebäude wieder. Und da wir nun schon einmal da waren, blieben wir auch an diesem Tag für eine Weile. Zwischen den wogenden Menschenmassen war es schwieriger als am Vortag, Bekannte auszumachen. Offensichtlich ist der Sonntagnachmittag der Familientag der Simmeringer.
Kaum noch rechneten wir damit, da entdeckten wir ein paar Eselsohren in der Menge - mit der zugehörigen Irene darunter. Mit einer Gruppe von Freunden wurde an einem schattigen Plätzchen gerade lustig gebechert. Offensichtlich ein fröhliches Völkchen, dass da mit unserer Närrin unterwegs war - und so soll es ja auch sein. Leider war Marian zu einem Sondereinsatz abkommandiert und auch Ferdinand wurde schmerzlich vermisst.
Nach einigen mehr oder weniger kurzen Plaudereien mit den üblichen Verdächtigen machten wir uns dann am frühen Abend endgültig auf die Heimreise, einhellig der Meinung, ein schönes Wochenende hinter uns zu haben.
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