Sælde und êre - Bericht von René's Schmiedefest

Schmiedefest bei René von den Greifensteigern / Lanach - Steiermark
(27. September 2008)

Als uns Dienstags, nicht gänzlich unerwartet, weil angekündigt, die Einladung für Rene's Schmiedefest ins Haus flatterte, konnten wir es kaum noch erwarten, die Fahrt ins schöne Lannach, dem Tor zur Weststeiermark, anzutreten. Zu neugierig waren wir schon, endlich das legendäre Schmiededomizil des Greifensteiger Recken zu besichtigen, aus dem eine große Anzahl der beeindruckenden Waffen und Ausrüstungsgegenstände des Vereins stammt. Und wer das Lager der Getreuen zu Greifensteig kennt, weiß, dass es dort eine Menge zu begaffen gilt.

Die Esse ist angerichtet! Tritt ein, oh Lehrling der Schmiedekunst und ergreif den Hammer - Rene's Schmiede

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Kleiner Zwischenraum

Nach einer Fahrt von rund zwei Stunden trafen wir fast auf die Minute genau ein und befanden uns mit dem Erscheinen im guten Mit- telfeld der Geladenen. Wie der Leser sicherlich weiß, empfiehlt es sich, zu einer Einladung weder zu früh noch zu spät zu erscheinen: Ist man nämlich zu spät dran, hat die Feier schon begonnen und die besten Leckerbissen sind möglicherweise bereits verspeist. Zu früh erscheinen kann wiederum bedeuten, dass man zur Vorbereitung eingeteilt wird ...

Rene hatte geladen und seine Schmiede war das Ziel der Reise ... ... und so versammelten sich am frühen Nachmittag nach und nach alle Geladenen vor Ort.

So ergatterten wir den letzten Parkplatz direkt vor der Haustür. Danach galt es, freudig viele gute Bekannte von den Greifensteigern zu begrüßen, Damen, Herren, Kinder und Josef. Immerhin lag das letzte Zusammentreffen in Purgstall bereits auch schon wieder drei Wo- chen zurück. Zwei weiter Fixpunkte waren, neben der Begutachtung der umfangreichen Kakteensammlung (sollte der Klimawandel tat- sächlich schon die Steiermark erreicht haben?) sowie des neuen, eleganten Kurzhaarschnittes des Gastgebers, die Besichtigung der vielfältigen Schätze im Keller des Anwesens sowie die Bewunderung der Rene'schen Bibliothek, welche mit mancher Sonderausgabe zu glänzen weiß. Und dass unmittelbar vor einem Schlafzimmer eine ganzes Arsenal von Schwertern und Stangenwaffen an der Wand hängt, ist zwar ungewöhnlich aber dafür umso beeindruckender. Friedvolle Träume scheinen da des Nächtens garantiert.

Und während die einen manch Baum verunstalteten oder als Lesestuhl verwendeten ... ... übten sich andere in konsequenter Hundeerziehung, die aber in unbeachteten Momenten durch kleine Leckerbissen versüßt wurde.

Das Besondere an Rene's Schmiedefest ist, dass bei dieser Gelegenheit, wie der Name schon sagt, auch geschmiedet werden kann. Und zwar nicht nur vom Meister selbst, sondern von all jenen Gästen, die selbst einmal Hand anlegen möchten, jedoch nicht in der Lage sind, zu Hause eine derartig umfangreich ausgestattete Kleinschmiede zur Verfügung zu haben. Die Vielfalt der, teilweise noch sehr alten, Werkzeuge, die wir hier versammelt antrafen, war schon beeindruckend. Auch wenn wir als Laien nur bei den Wenigsten sagen konnten, welchem speziellen Verwendungszweck sie ihre jeweils besondere Form verdanken. Die Ähnlichkeit mit urzeitlichen Dentalgerätschaften ist hoffentlich nur eine zufällige.

Noch ein letzter kleiner Plausch, ... ... danach wird es ernst: Rene beim Anheizen der Esse.

Bis zum Mahl hieß es aber zuvor noch auszuharren, doch wegen der zahlreichen Gesprächspartner wurde die Zeit nicht etwa zu lang, sondern verstrich im Gegenteil viel zu rasch. Außerdem gab es da ja noch die zahlreichen Nachspeisen und Beilagen, die einfach zu Vorspeisen umfunktioniert und gnadenlos dezimiert wurden, ehe Rene ein Einsehen hatte und die Hauptspeise servierte: eine für diesen bewölkt-kühlen Tag angenehm heiße und äußerst geschmacksvolle Krautsuppe mit Erdäpfel und Würsteln. Er scheint ja tatsächlich so etwas wie ein Universalgenie zu sein. Dass er nämlich schmiedet und auch Holzarbeiten bestens erledigt, wusssten wir schon lange. Seine Kochkünste waren jedoch eine Überraschung.

Und schon kann es losgehen: Der Meister und sein Geselle ... ... hämmern was der Rohling hält - ganz nach altem Brauch ...

Satt und zufrieden konnte dann das eigentliche Werk begonnen werden. Die Esse wurde angeheizt, mit dem Effekt, dass der Rauch kurzfristig aus allen Ritzen des Schmiedeschuppens trat, nur nicht aus dem Abzug, und erste Rohlinge bereitgestellt. Für uns interes- sant, weil neu, war auch, dass zur unverzichtbaren Ausrüstung des steirischen Schmiedes offensichtlich nicht nur Zange und Hammer gehören, sondern auch immer mindestens eine gutgefüllte Flasche Bier. Ob das allerdings ausschließlich etwas mit dem Abschrecken und Härten der Werkstücke zu tun hat, diese Beobachtung entzog sich unserer Aufmerksamkeit. Immerhin fanden wir heraus, dass sich manche Biersorten besser zu eignen scheinen als andere ...

... oder mit kleiner technischer Unterstützung. Das Ergebnis - der Rohling einer Speerklinge - kann sich jedenfalls sehen lasse.

Gearbeitet wurde unter der fachkundigen Anleitung und, wann immer nötig, mit der tatkräftigen Mithilfe des Gastgebers, natürlich auch: So kam es, dass Neulinge ihr erstes Stück schmiedeten und danach stolz die in harter Arbeit erworbenen Blasen an den Händen präsentierten, während andere ihre Kenntnisse auffrischten. Eine abschließende Bilanz umfasste einige geschmiedete Aschenbecher, einen Türgriff sowie eine Speerklinge auf.

Und während draußen der gesellige Teil seinen Lauf nimmt ... ... wagen sich auch die Damen an den Amboss.

Für uns Laien war es natürlich von besonderem Interesse, die Arbeitsgänge, die zur Fertigung eines Gebrauchsgegenstandes oder einer Waffe notwendig sind, einmal in natura und in aller Ruhe mitzuverfolgen. Dass dabei auch selbst Hand angelegt werden konnte, machte den Schmiedealltag für die Aktiven nur noch interessanter. Unabhängig von den Schmiedearbeiten, genossen wir aber das Zusammen- sein mit guten Freunden, das Austauschen von Neuigkeiten, die Fachsimpeleien. Da der Tag ein später wurde, bot sich eine ganze Menge an Gelegenheiten dazu ...

Doch sie wurden alle betrogen; denn in dunkler Nacht ... ... schmiedete Rene, nur von wenigen beachtet, den , ähh ... Meisterstab.

Spät, aber doch noch mussten wir die Heimreise antreten. Schade, denn Rene hatte uns eine Übernachtungsmöglichkeit samt sonntag- vormittäglichem Flohmarktbesuch angebote - genau dorthin, wo er immer diese vielen Werkzeuge und Materialien auftreibt, mit denen er Schmiede, Werkstätte und Keller vollzustopfen pflegt. Aber leider - die Zeit ... Vielleicht können wir das ja ein anderes Mal nachho- len. Jedenfalls hat uns der Besuch in Lannach und das Wiedersehen mit Freunden viel Spaß gemacht. Zwar sind wir immer noch keine Schmiedkundigen, aber zumindest haben wir jetzt eine Ahnung davon ...

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