Sælde und êre - Besichtigung der Stadtpfarrkirche St. Michael in Haag

09. Februar 2011

Vielfach schon geplant - und doch nie gelungen; so könnte man unseren Wunsch bezeichnen, endlich wieder einmal der spätgotischen St. Michaelskirche in Haag einen Besuch abzustatten. Auffällig ist sie ja und auf unseren Wochenendausflügen in heimatliche Gefilde liegt sie direkt am Weg. Allein, es ergab sich selten eine Gelegenheit, bei der nicht die knappe Zeit oder ein Termin drängte. Und wenn doch, dann fehlte stets der Fotoapparat. Schluss damit, sprachen wir endlich ein Machtwort, mit diesem beschämenden Zustand, und so wurde einer dieser besagten Ausflüge endlich zur Besichtigung benützt.

Die Kirche St. Michael bietet dem aufmerksamen Besucher manch interssantes Detail - etwa ein spätgotisches Ölberg-Relief aus dem 15. Jahrhundert.

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Die Anreise gestaltet sich dabei als sehr einfach, besitzt doch das altehrwürdige Haag eine eigene Autobahnabfahrt. Die Kirche lockt mit ihrer dominierenden Lage schon von weitem - besonders attraktiv zeigt sie sich des Nachts, wenn sie im Glanz künstlichen Lichtes erstrahlt - und kaum zwei Gehminuten von ihr entfernt finden sich Stellplätze für die Kutsche. Von wegen Wanderung also ... da gab es schon Besichtigungsobjekte, die nach stärkerem schuhwerk verlangten.

Eins vorweg: Die Informationsgestaltung stellt sich für den interessierten Besucher als geradezu ideal heraus. So finden sich an der Kirche selbst, sowie an zahlreichen, zur Kirche gehörigen Objekten in der Umgebung (etwa der relativ jungen St. Michaelskapelle, an der sich aber mehrere Grabplatten aus dem 16. Jahrhundert finden, oder dem Messnerhaus, das früher als erstes Schulhaus diente, und dessen Errichtung ins 16. Jahrhundert fällt, zahlreiche Informationstafeln. Nicht zuletzt kann der Wissbegierige aber auf ein sehr schön gestaltetes Heft zurückgreifen, das ihn über alle wichtigen Gegebenheiten zur Stadtpfarrkirche aufklärt.

So erfahren wir etwa von der Entstehunggeschichte Haags, dessen Namen auf das althochdeutsche 'hag' zurückgeht, was soviel bedeutet wie 'umfriedete Schutzstätte', Einhegung, und die über 1000 Jahre zurückreicht, möglicherweise sogar noch in karolingische Zeit. Kaiser Heinrich II. ebnete mit seiner Gebietsschenkung an den Ritter Pilgrim den Weg zum ersten urkundlich nachweisbaren Kirchenbau.

1431 wird Haag als Markt bezeichnet; die aufstrebende Entwicklung lässt die alte romanische Pfarrkirche als zu klein erscheinen. Und so kommt es, dass 1433/35 unter Pfarrer Dietrich von Köln mit dem Neubau der heutigen Stadtpfarrkirche begonnen wird. Zuerst als spätgotische Staffelkirche, die im Verlaufe der folgenden kriegerischen Zeiten mit all ihren Einfällen und Türkenbedrohungen dann zur Wehrkirche ausgebaut wird, der Bevölkerung zum Schutz - ein Schicksal, das vielen Kirchen der damaligen Zeit gemein ist..

Gemein ist der Kirche, die dem Heiligen Michael, dem Drachentöter geweiht ist, auch das Schicksal vieler Umbauten und Modernisierun- gen im Laufe ihrer mittlerweile fast 600jährigen Geschichte. Neben den Erweiterungen zur Wehrkirche findet, ganz dem Geschmack der Zeit entsprechend, im 18. Jahrhundert eine Barockisierung statt, der um 1890 die Regotisierung folgt. Und im 20. Jahrhundert wird schließlich die Inneneinrichtung ersetzt. Ach ja, fast hätten wir's vergessen: da finden sich an der Fassade noch die alten Römersteine, und, und ... Was, so mag man sich also fragen, ist dann noch 'echt' an der Kirche? Vielleicht lautet die Antwort einfach, dass sich so viele Versatzstücke finden aus vieler Jahrhunderte Geschichte, dass die Kirche in ihrer heutigen Gesamtheit den oftmals stürmischen Lauf der Jahrhunderte besser widerspiegelt als ein 'originaler' Bau - was immer das auch sein sollte.

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Einige Daten zur Geschichte der Kirche:

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Einige Eindrücke:

In Haag ist sie nicht zu übersehen: Die Stadtpfarrkirche St. Michael Beim Aufstieg klart es auf über Haag ... ...und so zeigt sich auch der Hauptplatz im Sonnenschein von seiner prächtigsten Seite ... ... und mit ihm die Stadtpfarrkirche. Umwandert man sie, dann findet sich an ihrer Außenfront ... ... oder in der Umgebung - etwa an der zu Ende des 19. Jhdts errichteten St. Michaelskapelle - ...  ... manch (Spät-)Mittelalterliches, beispielsweise diese Grabplatte des Ritters Andreas Rohrbach zu Klingenberg - ... ... aber auch jüngere Kunstdenkmäler, etwa der Heiligen Leonhard (1911) ...  ... oder der Heilige Nepomuk (18. Jhdt.) haben hier ihr Domizil gefunden  Wer's lieber älter mag, kann sich an Römersteinen wie diesem ergötzen.  Rund um die Kirche geh's: Von der kühlen Nordseite ... ... zurück in die Sonne ... ... an der gegenüberliegenden, südlichen Seite.  Von einstiger Wehrhaftigkeit künden noch die wiedererrichtete, zinnenbekrönte Wehrmauer ...  ... ein einsames Kanonenrohr auf der St. Michaelskapelle ...  ... und diese originalen Pechnase über dem nördlichen Seitenportal. Zum Glück weniger gut verteidigt war das Südportal ...   ... und so konnten wir einen Blick ins Innere werfen ... ... mit dem neugestalteten, lichtdurchfluteten Altarraum ... ... dieser neuzeitlichen Pietá ... ... und einem barocken Heiligen Florian. Zwar erst 1891 entstanden, sind die Glasfenster dennoch äußerst sehenswert.

Weiterführender Link:

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