15. August 2015
Wie bereits mehrfach von uns festgestellt, gibt es sie immer wieder - die Überraschungen, denen man, Nachbarn gleich, von deren Anwesenheit man lange Zeit nichts ahnte, nach vielen Jahren erst begegnet und ob deren Erscheinung man dann doch recht erstaunt sich zeigt. So geschehen wieder einmal, als wir uns dereinst im Hochsommer zur schon recht fortgeschrittenen Mittagsstunde ob der unerträglichen Hitze, die das heimatliche Domizil erglühen ließ, in Richtung Süden aufmachten, um dort vielleicht Baum, Schatten und Erholung vor der nächsten drohenden Tropennacht zu finden.
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Was läge einem solchen Ansinnen also näher, denn einen lauschigen Park zu finden; einen, der, idealerweise etwas abseits des städtischen Lärmens und Treibens gelegen, das süße Gezwitscher fröhlicher Vöglein mit dem beruhigenden Murmeln und Rauschen kühlender Wogen vereinte. Genau! Und im Hinterkopf trugen wir uns ja bereits seit längerem mit einem Namen, der solches zu bieten versprach: Pottendorf nämlich, mit einem Wasserschloss, das inmitten des in jüngerer Vergangenheit erst revitalisierten und wiedereröffneten Schlossparkes ein, wie man hört, Dornröschendasein frönen soll.
Also los! Nicht lange nachgedacht! Schließlich sind knappe 35km ab Haustüre kaum der Rede wert ...
Ein typisches Straßendorf, wie im östlichen Industrieviertel häufig anzutreffen, so schien es uns. Wo sich denn hier ein prächtiges Schloss verbergen sollte, erschloss sich uns erst einmal nicht. Erst als wir auf dem großen Bogen, den die Ortsstraßen bilden, eine 180°-Wendung vollführt hatten, öffnete sich linkerhand eine niedrige Mauer - unzweifelhaft der Zugang zum Schlosspark, der, glaubt man diversen Beschreibungen, dereinst eine der bedeutendsten Gartenanlagen im östlichen Österreich dargestellt haben soll.
Wir wollen hier gar nicht versuchen, den Eindruck widerzugeben, denn der Eintritt in dieses verwunschene Stückchen Vergangenheit auf wohl einen jeden unvorbereiteten Besucher machen muss: Uralte Baumriesen, die ihre weiten Laubschirme auf knorrig-bizarre Stämme stützen, zwischen denen, unvermittelt und in seiner Nähe und Wucht überraschend, die Kontur des Schlosses erscheint. Einem Märchenschloss gleich thront es auf einer flachen, vom Wassergraben umgebenen Insel. Wahrlich, ein prachtvoller Anblick, ...
... der aber spätestens beim zweiten Hinsehen ob des baulichen Zustandes des Schlosses trauriges Kopfschütteln auslöst. Zu unübersehbar sind die Spuren des fortschreitenden Verfalls, der so richtig ja erst in den letzten 40 oder 50 Jahren eingesetzt haben soll. Und niemand in Sicht, der die Mittel für die Sicherung und Erhaltung aufzubringen vermöchte.
Immerhin scheinen die mächtigen Buckelquadertürme recht massiv, so dass sie, wie so vieles Mittelalterliches, dem Zahn der Zeit wohl länger zu trotzen vermögen als die Zubauten der späteren Zeit. Doch auch ihre Dächer sind schadhaft, die großteils spätgotische Kapelle und der rechteckige Schlossbau sind wohl nicht mehr zu retten. Eine Schande! Erinnert die Situation nicht ein wenig an die Burg Thernberg? Wenn alles bröckelt und derart zerfällt, ist es vielleicht ganz gut, dass der kleine Steg über den Graben unvollständig, dass der Zugang zum Portal solcherart unerreichbar ist.
Dem Fotografen bieten sich ohnehin auch von außen mehr als genug Motive - ob es nun das sich im Wasser wiederspiegelnde Schloss ist, die friedlich auf der Schlossinsel grasende Schafherde, der mittelalterliche Kapellenteil mit den beiden flankierenden Türmen oder die vielen Aussichten auf und über den plätschernden Fischa-Bach, der den Schlosspark mit seinem Wasser kühlt. Allerdings sollte man sich - wegen des Bauzustandes der alten Gemäuer - vielleicht nicht mehr allzu viel Zeit mit einem Besuch lassen. Wer kann schon sagen, wieviele Winter das Schloss in seinem jetzigen Zustand noch überleben mag ...
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