Sælde und êre - Fachbücher aus unserer Bibliothek

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Angelus & Diabolus

Weihnachten ist bekanntlich auch eine Zeit des Schenkens und sich beschenken lassen. So auch bei den mittlerweile leicht angegrauten Mitgliedern von Sælde und êre (nein, meine Damen - ihr seid damit natürlich nicht gemeint!). Solcherart darf es den werten Leser nicht verwundern, wenn das heurige Fest unserer Bibliothek wiederum den einen oder anderen Zuwachs beschert hat.

Doch dieses Jahr waren selbst wir, die wir doch manch Erfahrung mit vielerlei Büchern zu haben glauben - großen, schweren, schmalen, abgegriffenen, alten, neuen, und was denn sonst noch auf dem Markt ist! -, diesmal waren selbst wir bass erstaunt über die Art, wie sich uns eine Neuerscheinung präsentierte. Und zwar schon vorab, ehe wir noch die Verpackung geöffnet hatten.

Angelus & Diabolus: Buch und Transportkarton - letzterer eine sehr sinnvolle Zugabe, wie sich bald zeigte ...

Da gab es an erster Stelle nämlich einen Paketzusteller (ja, wir müssen an dieser Stelle gestehen, wir haben aus Verfügbarkeitsgründen etwas getan, das wir normalerweise so nicht handhaben, nämlich ein Buch online zu bestellen; eigentlich lieben wir den unmittelbaren Kontakt bei der Bücherwahl in unseren bevorzugten Buchhandlungen viel zu sehr, um solcherart ihre Geschäftsgrundlagen auszuhebeln ... Es wird so schnell nicht wieder vorkommen, versprochen!), der uns ungehalten vor die Wohnungstür klingelte, ...

... um uns dort mit bösem Blick einen Stift in die Hand drückte und ein riesenhaftes Paket, über dessen Inhalt wir nur mutmaßen konnten, vor die Füße knallte. Zwar wussten wir um unsere ausstehende Buchbestellung, aber das, was da nach dem empörten Abgang des Lieferanten vor uns stand, konnte, bei Paketabmessungen von geschätzten 60 x 40 x 20cm wohl alles, nur kein Büchlein sein, wie man sie gemeinhin in Regale stellt. Eher ein Kleinmöbel oder ein Musikinstrument (Ein Kornett? Eher schon Sopransaxophon oder Trompete ...).

Angelus & Diabolus: Blick ins mit prächtigen Abbildungen ausgestattete Buchinnere

Nun hatten wir zwar weder das eine noch das andere geordert (letzteres aus Rücksicht auf den Gemütszustand unserer Nachbarn, die überhaupt nichts von guter Musik verstehen), doch wegen der grimmigen Blicke des Paketzustellers verzichteten wir darauf, nachzufragen, worum es sich denn wohl handeln ... nein, nein, wir übernehmen es schon. Und vielen Dank noch ...

Das Anheben und der in unmittelbarem Zusammenhang damit stehende Stich im Ischiasnerv verdeutlichten uns zweierlei Dinge: Dass wir einerseits nach nun mittlerweile gut zehn Jahren Sælde und êre nicht mehr die allerjüngsten sind und es einen guten Grund dafür gibt, Paketzusteller zu beschäftigen. Andererseits begannen wir ab diesem Zeitpunkt zu ahnen, was denn die recht bedeckte Laune des Letzteren bewirkt haben mochte ...

Angelus & Diabolus: Blick ins mit prächtigen Abbildungen ausgestattete Buchinnere

Tatsächlich handelte es sich um das bestellte Buch 'Angelus & Diabolus' der Autorin Maria-Christina Boerner, das mit seinen gut 10kg(!!) an Gewicht und den nahezu schon jurazeitlichen Abmessungen von 44 x 29cm erst ungläubiges Staunen bei uns auslöste, dann hellauf Begeisterung: Auf 800, von Rolf Toman im Ullmann-Verlag herausgegebenen Seiten finden sich nämlich zudem gut 1000 prachtvolle, durchgehend farbige Fotos (beigesteuert von Fotograf Achim Bedndorf), die von der Spätantike bis zur jüngeren Vergangenheit die behandelte Thematik eindrucksvoll darzustellen verstehen.

Gerade hinsichtlich dieser Fotos machen sich die riesenhaften Abmessungen des vorliegenden Bandes auch äußerst positiv bemerkbar, ermöglichen sie doch großflächige Abbildungen selbst dort noch, wo auf derselben Seite fundierter Text sehr umfassende Erläuterungen beisteuert. Und dort wo die Darstellungen eine ganze Seite einnehmen, ja sich manchmal sogar über zwei benachbarte Seiten erstrecken, bewegen wir uns abbildungsmäßig irgendwo im Bereich zwichen A3 und A1. Beeindruckend! Nicht zu vergessen die insgesamt vier aufklappbaren Poster beziehungsweise Altarfalze ...

Angelus & Diabolus: Blick ins mit prächtigen Abbildungen ausgestattete Buchinnere

Von zehn Jahren Vorbereitungszeit ist die Rede und wir sind geneigt, dies aufgrund der Machart und Ausstattung des Werks sofort zu glauben. Wenn wir also in den einzelnen Kapiteln über 'Wesen und Erscheinungsformen der Engel', 'Göttliche Bestimmung: Die Aufgabe der Engels', 'Himmlische Ordnung: Die Hierarchie der Engel' 'Engelsturz: der Höllenfürst und seine Wohnstatt', 'Der ewige Kampf von Gut und Böse', 'Geschichte der Engel und Dämonen' und 'Wie das Böse in die Welt kam und was wir vom Himmel erwarten dürfen' lesen und die dazugehörigen Abbildungen bestaunen, meinen wir, dass sich das Buch (in dieser Form) wohl noch lange nicht überlebt hat.

Denn jenen sinnlichen Erlebnissen, welche dem Buchliebhaber etwa durch das Blättern und den dabei entstehenden Geräuschen, dem typischen Geruch der Neupressung oder dem Odor einer verstaubten Antiquariatsbekanntschaft vermittelt werden, mag das fantasielose Klicken der Maus in keinster Weise gleichzukommen und an die Qualität der vorliegenden Abbildungen kann ohnehin kein Monitor herankommen. Zudem bleiben euch Bücher, wenn ihr sie denn gut behandelt, treu, geneigte Leser; dies mag man von Onlinemedien nicht zu behaupten: Spätestens nach der nächsten Zombieapokalypse, wenn es der Menschheit an Strom ermangelt, dann nützt euch kein Steakkochbuch am Notebook mehr und auch keine 'How-to-pile-an-undead'-App am Smartphone! Spätestens dann seid ihr froh über Omas altes Kochbuch und den kleinen Exorzistenbrevier in eurem Regal!

Angelus & Diabolus: So sehen die wahren Machtverhältnisse aus - kein Wunder bei über 10kg geballter Pracht!

Im Sinne einer umfassenden Informationsgestaltung wollen wir jedoch auch nicht vergessen, die kleinen Schwächen zu erwähnen, welche dem vorgestellten Band innewohnen. Die da währen: 1. Er eignet sich nicht sonderlich gut als Reiselektüre (den Versuch, damit in der U-Bahn all die Kästchenwischer zu beeindrucken, gaben wir bereits kürz nach der Haustüre wieder auf); 2. Er findet in klassischen Regalen nur schwer Platz (und wenn doch, besteht ob der Belastung Einsturzgefahr) und lässt sich spätabends im Bett nur recht unbequem auf dem Rücken liegend lesen - wir denken als Abhilfe aber bereits daran, ein Lesepult nach mittelalterlichen Vorlagen anzuschaffen, was wiederum die sinnliche Leseeindrücke in ungeahnte Dimensionen heben könnte und noch dazu einen recht elitären Eindruck vermitteln würde ...

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