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Meisterwerke der Buchmalerei
Manch einer unserer Besucher mag sich schon gefragt haben, woher wir denn die vielen Abbildungen neh- men, die von Nöten sind, um unsere Artikel so farbenprächtig zu illustrieren. Nun - zu unserer Schande müss- en wir's kleinlaut gestehen -, die Illustrationen sind nicht die unserer eigenen Hände Werke. Zumindest die meisten nicht; und selbst jene, die wir in schlaflosen Nächten unter dem trüben Licht der rauchigen Elektro- dochte um den Preis dauerhaft gekrümmter Rücken geschaffen, selbst jene gewannen ihre Motive aus den Vorlagen mittelalterlicher Meister.
Aber habt ihr denn, wollen jetzt sicherlich viele von euch wissen, alle diese wertvollen Handschriften bei euch lagern? Nein, zum Teufel, und schad' ist's darum (und wenn wir sie hätten, dürften wir's an dieser Stelle nicht verlauten). Immerhin bietet unsere Bibliothek aber manch Kunst- und Historienbuch eine Heimat, das mit sei- nen zahlreichen Fotos zumindest ein kleinwenig um diesen Mangel vergessen lässt. Einen besonders pracht- vollen dieser Bände wollen wir euch heute vorstellen.
In dem Band Meisterwerke der Buchmalerei, der im treffenden Untertitel 'Die schönsten Handschriften der Welt von 400 bis 1600' auch gleich den zeitlichen Rahmen für die vorgestellten Werke verrät, werden 167 beson- ders schöne und berühmte Werke vorgestellt. Eine große Anzahl - Fluch und Segen zugleich, schließlich möch- te man keines dieser Werke missen; andererseits bleibt für jedes nur wenig Raum. Viel zuwenig, wie man beim Betrachten der wunderbaren Buchmalereien und Illuminationen seufzend ausrufen mag! Nun, ist erst einmal die Begehrlichkeit geweckt, dann stehen ja für weiterführende Recherchen andere Quellen zur Ver- fügung - man denke nur an die Abbildungen des berühmten Codex Manesse, die sich vollzählig im Netz finden lassen ...
Chronologisch geordnet sind die Werke nach dem Entstehungsdatum; und so vermag der Band einen guten Überblick darüber geben, wie sich die Buchmalerei im Laufe der Jahrhunderte entwickelte, wie sich Techni- ken und auch Moden änderten, von spätantiken Schriften, über die charakteristischen Darstellungsformen des Hohen Mittelalters, bis hin zu den Erzeugnisen der flämischen Werkstätten an der Wende zur Neuzeit. Und ändert sich auch der Stil dabei, so machen sie den Betrachter doch allesamt staunen. Staunen über die dar- gebotene Pracht der Farben, staunen über die Detailverliebtheit, staunen über all die Arbeit, die in einer einzigen Seite einer solchen Handschrift steckt.
Was ist da nich alles zu finden an prominenten Werken: Von der Bible moralisée bis zur die Kreuzfahrebibel, von der großen Heidelberger Liederhandschrift zur Les Trés riches Heures du Duc de Berry, von Boccaccios Dekameron zu den Werken des Guillaume de Machaut, von den Cantigas König Alfons des Weisen zum Stundenbuch der Isabella von Kastillien, und ... und ... und ...
Wer aber jetzt meint, der vorliegende Band würde einzig eine Auswahl von Handschriften aus den christlichen Ländern Europas beinhalten, der irrt: Auch außereuropäische Kulturen besitzen eine Tradition der Buchmaler- ei, auf die nicht gänzlich vergessen wird. Und so finden sich zwischen den 504 Seiten auch Beispiele dieser Kunst, die aus Indien und Persien und dem Osmanischen Reich, ja sogar aus Altmexico stammen - und somit reizvolle Kontraste.
Bei all diesen begeisterten Schilderungen unsererseits verhält es sich wie mit einer festlichen Tafel: Da kann einer noch so liebevoll die dargebotenen Speisen und Gänge schildern; den wahren Genuss wird man erst an der Tafel selbst erfahren. Und so wollen wir statt vieler weiterer Worte an dieser Stelle einfach eine Empfehl- ung aussprechen: Besorgt euch diesen Prachtband, auf dass ihr die Freuden selbst genießen könnt. Zumal ein Preis von etwa 22 € nicht die Welt darstellt, wohl aber die vorgestellten Handschriften vieles aus dieser Welt zeigen ...
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