Sælde und êre - Neuigkeiten aus unserer Bibliothek

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Ein Besuch im Antiquariat, 1 - beim Hintermayer in der Neubaugasse ..

In unserer Rubrik Buchneuigkeiten wollen wir heute ...

... ähm, Moment, ... von wegen Neuigkeiten. Eigentlich sind die Bücher, um die es in diesem Beitrag geht, ja alles andere als neu, zugleich sind sie's aber doch. In gewisser Weise. Für unsere kleine Hausbibliothek zumindest. Andererseits soll es diesmal in der Rubrik gar nicht so sehr um die Bücher gehen, nun ja, ein wenig vielleicht schon, sondern vielmehr darum, woher man sie bekommen mag.

Aber nun mal der Reihe nach, bevor wir alles endgültig verwirren und verknoten: Vielleicht habt ihr euch, geneigte Besucher, ob der langen Absenz neuer Vollzugsmeldungen ja schon gefragt, ob unser Interesse an zusätzlichen Büchern und Schriften erloschen wäre. Oder aber, ob denn die Kapazität der letzten noch möglichen Ecken und Spalten unserer Heime für Neuerwerbungen endgültig ausgeschöpft, das kärgliche Haushaltbudget aber bis zur Gänze von gieriger Druckerschwärze verzehrt wäre?

Einige, nicht alle 'Neu'-Erwerbungen, die uns knapp vor Weihnachten in die Hände fielen...

Nun, nun, wollen wir euch beruhigen, so schlimm steht es denn auch wieder nicht. Tatsächlich wächst unsere Sammlung an einschlägigen Werken in stetem Ausmaß, was zuletzt bereits mehrfach dazu geführt hat, dass, nach einigen größeren Umschlichtungsaktionen, manch Büchlein zum rechten Zeitpunkt schlichtweg nicht mehr auffindbar sich zeigte - um erst einige Tage und schweißgebadete, verlustangstgetränkte Alptraumnächte später an unvermuteter Stelle hinter dicken Wälzern wieder hervorzurascheln ...

Aber dieses soll nicht eure Sorge sein - spätestens im Sommer wollen wir ein neues System der Ordnung etablieren, das sich gewaschen hat: Alles wird anders, alles besser werden ... nicht zuletzt deshalb, weil sich im Laufe vieler Jahre auch Vieles in den Regalen angesammelt hat, das einmal gelesen, beim Ansehen höchstens noch müdes Gähnen verursacht ('Quaru Dack-du! Der Balzgesang der tibetanischen Dreivierteltaktente', die Ausgaben 13 - 46, excl. Nr.24, des 'Vierteljährlichen Almanachs des Verbandes der Mostviertler Mopszüchter', 'Riechst Du, wie sich die Zeiten ändern?' - eine 4000-jährige Kulturgeschichte der Nase, 'Lydia sieht rot - ein zupackender Krankenschwesternroman!' und dergleichen mehr). Werft doch einmal selbst einen Blick auf eure Bücherbretter (Was, gähnende Leere? Nur so ein kleines Wischerkästchen? Schämt euch!)

Auch in Schwarzweiß finden sich berückend schöne Motive - unter anderem für geplante eigene Mal- und Handwerksarbeiten,  ...

Also zusammengepackt, was nicht würdig ist, dort oben zu (be-)stehen! So taten wir und schleppten uns zur Büchertauschstelle. Tatsächlich gibt's dort zur Belohnung immer einiges an Barem ('Die Dreivierteltaktente' - so die Dame am dritten Stand - 'schön; wenn Sie wüssten, wie lange wir bereits danach suchen; wir dachten schon, sie wäre endgültig ausgestorben!') und zuhause etwas freien Platz für Neues.

Mit diesen Voraussetzungen und dem festen Willen ausgestattet, der heimischen Wirtschaft helfend unter die Arme zu greifen, bereisten wir ehestens per U-Bahnlinie 3 die Wiener Neubaugasse, die ob ihrer kleinen, aber feinen Geschäfte bekanntlich immer einen Besuch wert ist. Dort ist auch die Buchhandlung Hintermayer beheimatet, eine der (glücklicherweise noch) vielen Buchhandlungen, der wir in regelmäßigen Abständen unsere Aufwartung zu machen pflegen; viel lieber als uns mit dem aggressiven (Geschäfts-)Gebaren kriegerischer Amazonen und deren im Aufbau begriffener Drohnenarmeen auseinanderzusetzen.

... aber es gibt auch genug an farbenfrohem Mittelalter zu bewundern, wie etwa diese Ankunft der Hl. Ursula zu Köln von Hans Memling.

Nebstbei beherbergt die erwähnte Buchhandlung - wie so viele andere in Wien ebenso - auch noch ein gut sortiertes Antiquariat. Und das zu tun, liebe Bücherinteressierte, können wir euch nur dringend anraten! Besucht Antiquariate, wenn ihr Besonders sucht, das noch dazu preisgünstig sein soll! Blättert selbst in Büchern, anstatt euch am Bildschirm von einigen langweiligen Seitenansichten beflimmern zu lassen und auf Verdacht irgendwo übers Netz zu beordern. Ihr findet Titel, die es regulär nicht mehr zu erwerben gibt, ihr unterhaltet euch mit stets netten, nicht selten hübschen Buchhändlerinnen - und helft nicht zuletzt, wenn ihr etwas erwerbt, die Vielfalt des Buchhandels zu erhalten!

Die Preise! Da finden sich - um lächerliche 5 Euro!! - Bände samt breitem Bildteil von solch bedeutenden Künstlern wie Hans Memling, oder Breugel, Holbein alt und jung, Bosch, Botticelli, die flämischen und niederländischen Maler, und, und ....

Wem das schon zuwenig mittelalterliche, zu sehr Renaissancekunst ist, der ist mit Bildbänden über die französische und italienische Gotik und deren beeindruckenden, (uns bislang großteils unbekannten) Abbildungen bestens bedient. Dazu vielleicht noch die beiden Bände der Kunstdenkmäler Südtirols, dazu noch einiges an anderem Lektürenstoff und schon lasten die vorsorglich eingepackten Tragtaschen schwer auf den Schultern des nach literarischen und kulturellen Beutestücken gierenden Expeditionskorps.

Dass die, ob der ungeheuren Menge an errafften Seiten parallel dazu stattfindende, bedeutsame Erleichterung des mitgeführten Portemonnaie zumindest gewichtsmässig keinen Ausgleich dazu schaffen kann, braucht wohl nicht erwähnt werden - zahlt man doch heutzutage statt mit schweren Golddenaren mit leichtem Papierernem, das aber immerhin derzeit in den europäischen Münzstätten fleißig nachgedruckt wird und unters Volk ... äh, unter die Banken gebracht wird ...

Nicht alles ist käuflich! Da liegt es, das Schwarze Gebetbuch(-faksimile) - so nah und doch unerreichbare 2500 Euros entfernt ...

Also kann schlussendlich auch ein Besuch im Antiquariat kostspielige werden - dazu braucht es gar nicht erst den Halt in der Wollzeile (ein Muss für bücherinteressierte Wienbesucher!), wo sündteure Faksimiles zum Verweilen und Plattdrücken der Nasen an den Schaufenstern einladen. Allfällige Sponsoren, die es unerträglich finden, unsere Bibliothek bar solcher Schmuckstückchen dahindarben zu lassen, seien wie immer auf unsere Kontonummern verwiesen ...

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