Zurück zur Bibliotheksseite, zum Anschlagbrett, oder zur Hauptseite
Neuigkeiten in der mittelhochdeutschen Bibliothek 2
Wiederum einige Worte zu Beginn ...
Längere Zeit ist verstrichen, seit hier über Neuzugänge für und Wiederentdecktes in unserer Bibliothek be- richtet wurde - soviel Zeit, dass mittlerweise drei ehemals jungfräulich-neue Regale berstend gefüllt sind und neuerdings darüber nachgedacht wird, ob denn Küche oder Badewanne tatsächlich notwendige Einrichtungs- bestandteile einer Wohnung darstellen. Immerhin verstellen sie wertvollen Stellplatz für die zahlreichen Schätze, die da noch in den Buchhandlungen und Antiquariaten unserer harren.
Angesichts dieser Tatsachen erscheint es ein zu mühseliges Unterfangen, all die Neuzugänge anzuführen, die uns diese Platzbedrängnis beschert haben. Dies soll der (immer noch) geplanten Bibliotheksseite vorbehalten bleiben, wenn sie denn einmal erscheinen wird. Nun ist es aber so, dass wir uns lieber mit den Inhalten die- ser Bücher befassen, denn ihre Titel aufzulisten, Verlage, Preise und dergleichen mehr, was wiederum zur langwierigen Verzögerung und Verschleppung von Lägstgeplantem führt. Um dem geneigten Leser bis dahin einigermaßen zu entschädigen, wollen wir an dieser Stelle einen fragmentarischen Überblick über einige, we- nige Zuwanderer in unsere gedrängten Regale berichten.
Zwei Dinge gilt es dazu noch vorweg zu bemerken. Einerseits wollen wir hier die vielen prachtvollen Bildbände nicht erwähnen, die sich mittelalterlichen Themen angenommen haben, ebenso die zahlreichen Fachbücher. Dies hat mit keiner Geringschätzung derartiger Werke zu tun - im Gegenteil, gerade die Bildbände sind eine ständige Quelle für unserer handarbeitlichen Bemühungen und den Fachbüchern verdanken wir nicht wenige Artikel dieser Seite - sondern einfach mit der großen Anzahl derartiger Werke. Hingegen soll der Focus auf Ausgaben liegen, die sich mit mittelalterlicher Literatur befassen, beziehungsweise solche widergeben - ide- alerweise in mittelhochdeutscher Fassung. Und zweitens sollen hier keine Buchbesprechungen stattfinden, sondern nur eine übersichtsmäßige Auflistung stattfinden. Besprechungen werden folgen, wann immer unsere stets knappen Zeitressourcen dies zulassen...
Die Neuen in der Sammlung ...
Beginnen wollen wir mit einem Hinweis auf Werke, die im Deutschen Klassikerverlag erschienen sind und eine dementsprechend schöne Aufmachung besitzen. In dieser Reihe finden sich dankenswerterweise auch Werke mittelalterlicher Autoren. Neben dem mittelhochdeutschen Text steht die neuhochdeutsche Übertragung, ge- folgt vom fundierten Kommentar und einem umfangreichen Stellenkommentar. Derzeit umfasst unsere kleine Sammlung Harmanns Erec und Iwein, Wolframs Parzival in zwei Bänden, dazu die Predigten und Traktate Meister Eckharts, sowie die Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters.
Der Verlag de Gruyter liefert auch immer wieder angenehme Überraschungen in der Fachbuchhandlung in Form von kaum erwarteten Neuerscheinungen. So durften wir uns kürzlich über die langersehnte Entdeckung des Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven in zweisprachiger Ausgabe freuen, stellt doch dieses Werk eine alternative Variation des Lanzelotstoffes dar, eine Paralleltradition sozusagen, in der der wackere Held mit der Königin Ginovever noch nichts Erotisches am Hut hatte, dafür aber gleich drei andere Frauen - oder waren es gar vier?. Daneben sei auch die Leich - Lieder - Sangsprüche Walthers aus dem selben Verlag erwähnt.
Dieser Walther sei hier zum Anlass genommen, um auf die große Anzahl von Biografien und Werkbeschrei- bungen, die über mittelalterliche Autoren im Umlauf sind. Stellvertretend dafür mögen an dieser Stelle Hermann Reicherts Walther von der Vogelweide für Anfänger, Cormeaus und Störmers Hartmann von Aue: Epoche - Werk- Wirkung und Bumkes Wolfram von Eschenbach erwähnt sein. Sämtliches Werke, die inter- essante Einblicke nicht nur in das Werk sondern auch in die Lebensumstände der besprochenen Autoren zu liefern vermögen. Und wenn schon von Joachim Bumke die Rede ist, dann darf sein Klassiker Höfische Kultur keinesfalls übergangen werden, in dem die vielfältigen Aspekte des höfischen Lebens aus der Sicht des Literaturwissenschafters behandelt werden (mit zahlreichen Textauszügen und Verweisen).
Die Reihe dieser Aufzählungen ließe sich beliebig fortsetzen. Erwähnenswert wie immer auch der Reclam-Verlag (ja, die kleinen gelben und vor allem orangen Büchlein), der seine zweisprachige Reihe fortlaufend erweitert. Als Beispiel dafür sei hier der Alexanderroman des Pfaffen Lamprecht erwähnt. Interessant auch unsere jüngste Beobachtung, dass Fischer seine Reihe mittelhochdeutsch Klassiker mit neuhochdeutscher Übertragung anscheinend ausbaut. Mittelhochdeutsch scheint also zu boomen ...
Natürlich findet sich auch Spezielleres wenn man denn danach sucht, so die bereits an anderer Stelle erwähn- te, im Kümmerle Verlag herausgegebenen Dissertation von Christine Kasper Von miesen Rittern und sünd- haften Frauen und solchen die besser waren - allein der wunderbare Titel rechtfertigt ja bereits den Kauf eines solchen Buches -, das sich der Tugend- und Keuschheitsproben in der mittelalterlichen, vornehmlich deutschsprachigen, Literatur annimmt.
Daneben finden sich im Buchhandel immer wieder auch preisgünstige Ausgaben, etwa die Texte der Carmina Burana im Anaconda-Verlag, Saxo Grammaticus im marix-Verlag oder das deutsche Decamerone im Albatros-Verlag. Wie man sieht, tut sich einiges am Buchmarkt und so ist es vonnöten sich bezeiten um ausreichend Stellfläche umzusehen, dann das wird wohl noch lange nicht Alles gewesen sein ...
Zurück zur Bibliotheksseite, zum Anschlagbrett, oder zur Hauptseite
© 2008, Gestaltung und Inhalt: H. Swaton - alle Rechte vorbehalten