Sælde und êre - Josef, liber nefe min ...

Madonna mit Kind, Wiener Minoritenkirche

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Kleiner Zwischenraum

... hieß es zumindest schon um 1400 zur Weihnachtszeit, als uns der Mönch von Salzburg eine Beschreibung genau dieses Liedtextes im Zusammenhang mit dem damals im Weihnachtsbrauchtum populären Kindleinwiegen gibt. Und tatsächlich wird derselbe Text auch heute noch in der Weihnachtszeit gesungen und gehört - wenn schon nicht in den schnelllebigen Konsumtempeln, deren gestresste Kunden eher angelsächsiches Liedergut der neueren Art zu schätzen scheinen oder zumindest ertragen müssen, so denn doch bei manch besinnlicherer Gelegenheit.

Spätestens dann, wenn irgendwo diese traditionellen Weisen zu vernehmen sind, ist auch die Weihnacht nicht mehr weit und mit ihr der Wechsel ins nächste Jahr. Hört man sie gerade jetzt nicht wieder besonders laut jammern und lamentieren, die ewigen Nörgler? Darüber wie rasch doch wieder einmal dies kurze Jahr verstrichen wäre, wie weißblond mittlerweile das Haar, das einst in dunkler Schwärze geglänzt, und auch der Winter wäre längst nicht mehr dasselbe wie einstens ...

Advent in Wien: Krippe der Minoritenkirche

Aber nein, solches werdet ihr hier bei uns nicht vernehmen, denn wir sind weit mehr Wohlfühl- denn Jammerseite. So wir uns selbst, zählen wir schließlich alle unsere Besucher und Leser, die uns seit mehr denn neun Jahren und somit auch Weihnachten die unverbrüchliche Treue gehalten, zu jenen, denen die Last dieser Jahre nicht das Geringste anzuhaben vermag, ja, deren Attraktivität durch graumelierte Schläfen sogar noch gesteigert wird.

So gedenken wir, anstatt zu nörgeln, viel lieber einer Geburt in einem jämmerlichen Stall und welche Hoffnung und Freude sie zu geben mochte und immer noch mag. Und wenn wir schon mangels ausreichender Musikalität nicht selber einstimmen, dann lasst uns zumindest mit den Worten des guten Mönchs lauschen, wie Maria und Joseph im Duett das neugeborene Kindlein wiegen:

Joseph, liber nefe min,
hilf mir wiegen min kindelin,
das got musse din loner sin
in himilrich,
der meide kint Maria.

Gerne, libe mume min,
ich helfe dir wigen din kindelin,
das got musse min loner sin
in himilrich,
der meide kint Maria.

Nu frów dich, kristenliche schar
der himelische konig klar
nam die menschheit offenbar,,
den uns gebar
die reine meit Maria.

(Textausschnitt des Liedes in der Fassung der Leipziger Handschriftschrift aus der ertsen Hälfte des 15.Jhdt.)

Freuen wir uns alle auf einige besinnliche Tage, in denen wir darauf hoffen mögen, dass die Dummheiten, die derzeit allenortens die Welt beherrschen, zurückgehen und jenen, die sie begehen, die Gaben des vernunftgelenkten Denkens und der Einsicht geschenkt werden mögen. Wiewohl wir nicht recht daran glauben können in dieser Zeit des Glaubens ...

Wir selbst aber - und ihr tut es uns hoffentlich gleich! - strotzen voller Mannesstärke und reizenderer Frauenschönheit denn je dem neuen Jahr entgegen, das in unserem Geiste bereits erfüllt ist von Plänen und Absichten und neuem, bahnbrechenden Wirken - da mag uns das Zipperlein nicht abhalten davon und auch nicht die Gicht, ja nicht einmal die dritte Verkühlung dieses Winters.

Allenfalls jene Trägheit, die uns in den vergangenen Jahren davor bewahrte, die Nordwand des Eiger zu durchsteigen, Sanskrit und Altgriechisch zu lernen, das epochale eigene Romanwerk zu vollenden, endlich die Unordnung im Arbeitszimmer zu beseitigen, den Staub auf den aufgestapelten Büchertürmen, die verhinderte, dass wir unsere Abende am Piano diverser Jazzspelunken oder lautenbewehrt unter veroneser Balkonen verbringen durften anstatt auf der Couch vor der Flimmerkiste, könnte sich uns in den Weg zu stellen versuchen. Doch diesmal, diesmal wird mit Gewissheit alles anders ...

Und damit das garantiert auch so geschieht, wollen sogleich beginnen ... gleich, oder ... oder ja, wir beginnen ein wenig später, immerhin ist ja das neue Jahr noch gar nicht angebrochen (man will ja nichts vorwegnehmen) und außerdem verbleibt uns noch eines - euch und allen euren Lieben nämlich ein gesegnetes Weihnachtsfest, das alle eure Wünsche erfüllen möge, und einen aufregenden Rutsch in ein neues Jahr, in dem wir uns hoffentlich wiederlesen werden ...

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