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Die Rose
'... aut mixta rubens ubi lilia multa alba rosa, talis virgo tabat ore colores'
('Als wenn sich weiße Lilien unter einen Strauß roter Rosen mischen, so leuchteten die Farben im Antlitz der Jungfrau.')
(Vergil: Aeneis, Buch 12, 68ff)
'Herbarum vicisse comas virtute et odore
Dicitur, ut merito florem flos esse feratur.
... '
'Wäre ich nicht zu müde, noch weitere Wege zurückzulegen, und schreckte mich nicht der mühevolle Bau eines neuen Liedes, so müsste ich die kostbaren Sträucher der Rose mit Gold aus dem (Fluss) Pactolus und den schimmernden Edelsteinen der Araber schmücken. Weil uns in Germanien die tyrische Purpurfarbe fehlt und auch das weite Gallien sich nicht des leuchtenden Purpurs rühmen darf, schenkt uns die Rose als Ausgleich alljährlich ihrene purpurne Blumenpracht, von der man sagt, sie habe schon von Beginn an die Blüten aller anderen Pflanzen an Kraft und Duft übertroffen, so dass man die Rose zurecht die Blume der Blumen nennen dürfe.'
(Aus Walahfried Strabo: 'De cultura hortorum' (Über den Gartenbau))
Die Rose (lat.: Rosa) als Königin der Blumen, wie sie hier als letzte Pflanze im 'De cultura hortem', Wahlafried Strabos Büchlein über den Gartenbau beschrieben wird - für uns und vor allem für unsere holde Weiblichkeit stellt diese Feststellung keine Neuigkeit dar; denken wir doch nur an die lauen, vom betörenden Duft der Rosen geschwängerten Sommerabende, an denen man meint, Winter, Kälte, Herren und Vorgesetzte vergessen zu können ...
Doch stellt Wahlafried zum Abschluss seines kleinen Handbuchs der Rose sogleich eine ebenbürtige Gefährtin an die Seite - und dabei kann er sich auf die Meinung solcher antiken Größen, wie es Vergil ist oder Ovid, berufen! Neben der Rose, die den alten Dichtern als Symbol für Schönheit, Unschuld und Reinheit galt, thront - wie sollte es anders sein! - gleichberechtigt die schlankgewachsene Lilie, der im Mittelalter dieselbe Bedeutung zugestanden wurde. Zusammen bilden sie das unbestrittene Herrscherpaar der Pflanzenwelt.
Wen wundert diese Festlegung? Man betrachte nur die Pracht ihrer Blüten: So verschieden sie sind und so einzigartig, tritt die eine doch immer dann auf, wenn es auch die andere tut! Sogar im Erröten der reizendsten Jungfrau offenbaren sich ihrer beider Farben im Zusammenspiel. ...
Und der heiligsten aller Jungfrauen, der Gottesmutter selbst, sind sie stets gemeinsame Gefährten im lat.: 'Hortus conclusus', im so gerne gebrauchten Bild des verschlossenen Gartens. Dort spenden sie nicht nur Wohlgefallen und Duft. Vielmehr stehen die weißen Madonnenlilien für Marias Reinheit und Jungfräulichkeit, die Rose für ihre Milde und Barmherzigkeit. Durch Christus Blut und Leiden geheiligt, kann die Rose aber ndererseits auch für das Matyrium der Heiligen stehen. ...
Aus diesen Gründen ist ihr - wie eben ihrer Gefährtin, der Lilie auch - stets ein Platz im Klostergarten sicher. Umso mehr als beider starker Duft im Ansehen stand, Krankheiten, die nach damaligem Glauben häufig durch 'schlechte Gerüche' ihre Übertragung fanden, vorzubeugen oder diese zu vertreiben. Konsequenterweise gelangen wir auf diesem Wege zur Anwendung der Rose für Medizin. in der Küche aber auch - weit, über 4000 Jahre zurück ins Altertum reichend - für kosmetische Zwecke, indem man etwa pulverisierte Rosenblätter für Rouge oder die Färbung der Lippen heranzieht, oder etwa den Duft im Rosenöl zu konservieren suchte - in dem sollen sich ja immerhin über 400 nützliche Wirkstoffe tummeln.
Zur Hautpflege, auch der Kleinsten, gebraucht man das teure und wertvolle Öl ebenso wie zur Bekämpfung von Fieber, Husten oder - Gottbewahr! - Impotenz und (daraus resultierenden?) Depressionen. Und wenn das gewirkt hat, kann man passenderweise die Rose bestens für den einen oder anderen, anschließenden kleinen Liebeszauber gebrauchen!
(Eigentlich gehörte dies nun an andere Stelle - aber für die Eiligen, die unseren diesbezüglichen Beitrag nicht mehr abwarten wollen oder können, sei nur soviel verraten: Der einfachste Rosenzauber, mit dem man sich die Angebetete eventuell gewogen machen kann, besteht darin, ein Dutzend prächtiger, langstieliger Exemplare - der Rosen, nicht der Angebeteten! - zu erwerben und dieses Sträußchen der Liebsten mit dem gewinnendsten Lächeln, dessen man mit schlotternden Knien fähig ist, zu überreichen; sollte dieser einfache Zauber nicht ausreichen, muss man allerdings schwerere Geschütze auffahren ...)
Und in der Küche? Dort findet Rosenwasser in der Marzipanherstellung ebenso Anwendung wie in manch persischer, türkischer oder indischen Rezeptur!
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