Saelde und Ere - Aberglaube oder: Mit wunderlichen sachen ler ich si denne machen ...

Über Hexen gilt es viel zu wissen - Teil 1: Einführung ...

Zwei Hexen bei einem ihrer liebsten Hobbys - Zaubertrankbrauen und (Un-)Wetter machen: Holzschnitt aus Ulrich Molitor, Tractatus von den bösen weiben die man nennet die hexen, Augsburg 1508

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'In Tirol wird ... das Hexenhandwerk von alten Weibern gelehrt, und erst wenn die Schülerin sich in allen ihren Künsten dreimal sieben Jahre bewährt hat, erhält sie vom Teufel das „Siegel“, indem er ihr einen Bocksfuß auf das Kreuz einbrennt, womit die volle Zaubermacht und der „böse Blick“ verbunden ist, der Alles, was er trifft, beschädigt, krank macht und verdirbt. Die Hexen werden hier, wie anderwärts, an rothen Triefaugen, aber zugleich an verschiedenen anderen Zeichen erkannt. Wenn im Innthale ein altes Weib weiße Schnecken sucht, ist es eine Wetterhexe, die Gewitter und Wirbelwinde machen kann. Die Hexen können die Bergwiesen vergilben und verdorren lassen, bei verschlossener Thür ein Stück Vieh aus dem Stalle entführen, den Kühen die Milch nehmen, aus Nägeln, die im Stalle sind, melken, das Buttern hindern; sie können sich in Katzen und Hasen verwandeln, auch stehlen sie sich in Gestalt von Schmetterlingen durch offen gelassene Fenster in die Stuben und Kammern, wo sie dann des Nachts den Leuten Alpdrücken verursachen und die Kinder würgen, bis sie blau werden.'
(Die Walpurgisnacht, Moritz Busch, 1876)

Ihr erinnert euch? Da gibt es neuerdings in unserer Sektion Mittelhochdeutsch erste Einträge im Bestarium zu bestaunen, in welchem wundersame und gar schreckliche Geschöpfe präsentiert werden sollen, wie sie die Seiten der mittelalterlichen Aventiurenliteratur zuhauf durchkreuchen und -fleuchen. In einem solchen Schreckenskabinett darf, so werdet ihr sicherlich denken, eine populäre Gestalt nicht fehlen, die uns schon in seligen Kinderzeiten als äußerst bösartige Kasperlgegenspielerin mehr oder weniger innig ans Herz gewachsen ist.

Wo doch zudem jeder von uns zu wissen meint, dass es sich das finstere Mittelalter zur Angewohnheit werden ließ, derartige buckelige und hakennäsige Geschöpfe reihum einzuäschern und dabei auch eine ganze Menge an Kollateralschäden zu produzieren. Grund genug jedenfalls, der Hexe, deren Geschäftsfeld wir bereits ansatzweise im Artikel über Flugsalben beleuchtet haben, in einem weiteren Beitrag näherzutreten - natürlich immer in der gegebenen Umsicht ...

Aber kaum mit der Thematik beschäftigt, fiel uns auf, dass denn unsere Bezeichnung im Deutschen, 'Hexe' relativ neueren Datums ist - abgesehen davon, dass die Vielzahl der Scheiterhaufen erst im Spätmittelalter zu erglühen begann, um sich schließlich mit der anbrechenden Neuzeit zum menschenverschlingenden Flächenbrand auszuweiten. Unbeirrt von der Vielzahl an Bezeichnungen, kennen und fürchten doch ausnahmslos alle Völkerschaften den Typus des schadzaubernden Menschenwesens, den wir gemeinhin als Hexe bezeichnen.

(An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Hexe - wiewohl in überwiegender Mehrzahl weiblich, und von uns im Artikel im Folgenden stets in dieser Form genannt (nicht zuletzt auch deshalb, um allen Genderbeauftragtinnen unsere 'political correctness' zu demonstrieren) - auch männlichen Geschlechts sein kann; so zeichnen die Akten der neuzeitlichen Hexenprozesse etwa jeden zehnten Angeklagten als männlichen Hexer aus ...)

Müssen wir uns da nicht fragen, was denn dahinter steckt, wenn die Hexe eine derartig dominante Stellung im mythisch-magischen Denken und Aberglauben der Völker einnimmt? Welche Bedürfnisse, welche Ängste sind in diese Erscheinung projeziert? Schließlich wird er sie doch wohl nicht in Wirklichkeit ... ?

Nein, so weit wollen wir nun wirklich nicht gehen - wir sind für derartigen Aberglauben zu haben. Verbrennen höchstens einmal die Milchhaut zur Sicherheit im Feuer. Aber zu erkunden, was es denn mit all dem 'Maleficium', dem Schadzauber also, den die Hexen angeblich wirken, den Wetter- und Krankheitszaubern, der Verhexung von Milch, aber auch zukünftigen Liebhabern , hinterrücks abgefeuerten Hexenschüssen und bösen Blicken (welche, so betonen wir, nicht zu verwechseln sind mit den Blicken der tadelnden Ehefrau ...)

Denken wir dann noch an den Hexensabbat, das Reiten durch die Lüfte, an Teufelspakt und Buhlschaft, an die Verbindung mit Wald und Wildnis, dem Umherstreifen, der umfassenden Kenntnis allerlei heil- und schadmächtiger Kräuter und damit der Verwandtschaft mit den 'weisen Frauen', der Verbindung zu vorchristlichen Gebräuchen, an den berüchtigten 'Hexenhammer' oder 'Malleus Maleficarum', dann wird uns schnell klar, dass diese Beschäftigung mit der Hexe schwerlich in einem einzigen Beitrag abzuhandeln sein wird.

Dies muss, der Wichtigkeit und Gefährlichkeit des zu behandelten Objektes entsprechend, in Form mehrerer Artikel erfolgen; derer wollen wir in nächster Zeit - sofern uns kein Schreibblockadezauber trifft - einige folgen lassen, in denen wir uns zuallererst mit Fragen zur Namensgebung un der Bezeichnung der Hexe widemen werden. Wartet es also ab und meidet den bösen Blick ...

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