Kleine Liebeszaubereyn, Teil 4: Wenn Liebe durch den Magen geht ...
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Was denn schon berichtet wurde: Zurück zum vorherigen Artikel, wo's ums Schlürfen geht. Und wenn ihr gar an den Anfang wollt, dann seid ihr hier recht beraten.
Liebe wollt ihr haben? Und Leidenschaft? Dann seid ihr hier am rechten Ort. Willkommen also, zur weiteren Folge in unserem kleinen Zauber-Einmaleins. Nachdem einige Wochen ins Land gestrichen sind, seitdem wir euch hier über die Magie des Schlürfens belehrt, wollen wir euch an dieser Stelle fragen, wie es euch denn ergangen ist mit all den Liebeszaubereyen, die euch nun zu eigen sind.
Obwohl, die Frage ist eine unnötige, denken wir, da sich der Erfolg - so ihr unseren Lehren recht gelauscht - unzweifelhaft eingefunden haben wird. Wo ihr zuvor also einer trauten Seele entbehren musstet, bedrängen euch nun viele feine Mägdelein, oder wo ihr euch früher nach einem starken Arm zum Anlehnen gesehnt, da findet ihr nun ganze Turniergesellschaften in der Kemenate vor. Und wenn ihr nicht rechte Vorsicht habt walten lassen beim heimlich Zauber tun, dann mag es sogar sein, dass euch neuerdings Mägdelein und Knappen zugleich begehren.
Zuviel des Guten? Tja, dessen hättet ihr früher gewahr sein müssen - wir von Sælde und êre übernehmen jedenfalls keine Haftung für allfällige Schäden, die eurem Leib durch zu intensive Nutzung erwachsen mögen. Manchmal ist der Alltag grausam - aber immerhin, einen Hinweis wollen wir euch doch geben, wie ihr Linderung in diesem Leide erfahren könnt. Geht doch einfach auf unsere Kochseite - gut möglich, dass die Rezepturen dort euren Leib zu stärken vermögen nach der harten Nacht ...
Hörten wir eben recht? War da wirklich ein verzweifelter Ruf, der Erfolg hätte sich noch immer nicht eingestellt bei all der Suche? Aber ruhig, das ist nichts, was euch sorgen müsste - schließlich wissen wir mit weiteren, schwereren ballistischen Vorrichtungen aufzuwarten, so dies nötig. Denn - wie schon der Volksmund weiß - Liebe geht durch den Magen. Genauer, das Liebesküchlein geht durch den Magen des Begehrten - und erzeugt dort unfehlbar heißes Verlangen ...
Die Liebende muss nur ihrem Objekt der Begierde etwas vom eigenen Ich an den Leibe bringen um ihn zu umgarnen. Oder - wirksamer noch - in den Leib hinein, sei es nun als Speise oder Trank, mit Sprüchen verabreicht oder stumm. Was denn eignet sich für diesen Zweck, werdet ihr begierig fragen. Muss es denn tatsächlich ein ganzes Pfund vom eigenen Fleische sein? Nein, nein, da können wir euch beruhigen. Vieles von dem, das ihr für gewöhnlich nicht der Aufbewahrung wert erachtet, wird euch zu diesem Zweck gute Dienste tun.
Was also in das Liebesküchlein verpacken? Nehmt von eurem Haar, soferne euer Haupt noch belaubt, ihr dürft es auch zu Asche verbrennen, damit es dem Liebsten bekömmlicher werde. Gebt gut und gerne eure Nägel dazu; Schweiß, Blut und Ohrenschmalz. Die notwendige Sittsamkeit waltend lassend, wollen wir Anderes nicht erwähnen hier (in den mittelalterlichen Bußbüchern ist dieses ANdere allerdings mit aller Eindeutigkeit vermerkt), dessen Einsatz dennoch prinzipiell möglich wäre ...
Das Mehl und den Honig, die zum Backen benötigt, die möge das Mägdelein stehlen in einer Neumondnacht. Danach sich mit dem Honig bestreichen allüberall und in dem Mehle wälzen, ehe diese Zutaten in die Form gegeben werden. Wenn allerdings das Mägdelein und ihr Begehrter schon eines gewissen Naheverhältnisses sich gewiss, dann mag das Mägdelein nur den Honig nehmen, auf das Mehl, den Schweiß, und all die anderen Leckereyen aber verzichten, auf dass der Verzehr gleich direkt ... hüstel ...
Und wenn's nichts ist mit dem Wälzen? Weil das Mütterlein nicht willens ist, derartige Verschwendung zu dulden? Dann, lieb Frouwelin, hadere nicht. Klemm einfach das Brot oder die Semmel, den Apfel oder den Zucker unter der Achsel, direkt an der nackten Haut, und wenn dies lang genug geschehen, füttere den Begehrten oder seinen Trank damit - seine Augen werden leuchten, seine Miene wird heiter und friedlich sein und sein Herz dir gewiss ... so wahr, wie wir das alles schon ausprobiert ...
Natürlich wäre auch ein gewöhnlicher Kuchen eines Versuches wert. Speziell wenn der Verehrte gerne nascht. Nur, wenn ihr ihn zu lecker mästet, dann wird er bald zu füllig sein für jenen Zweck, zu dem ihr ihn begrhet ...
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