Kleine Liebeszaubereyn, Teil 3: Von der zauberischen Wirkung des Trinkens ...
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Was denn vordem berichtet wurde: Zurück zum vorherigen Artikel, wo's ums Zaubern mit den Püpplein geht. Und wenn ihr gar an den Anfang wollt, dann seid ihr hier recht beraten.
So nun, ums Trinken soll es diesmal gehen, wenn wir euch weiter unterweisen in der Kunst, wie ihr den unwilligen Liebsten, die spröde Maid, euch zu Willen machen mögt mit zauberischen Mitteln. Trinken ist vielleicht nicht die rechte Bezeichnung für das was wir euch heute enthüllen - denn wir wollen mitnichten die Rezeptur für ein Tränklein verraten, nicht die Kräuter und Ingredenzien!
Nein, viel eher handelt unsere Mär von etwas, das gewöhnlich bei Tische verpönt, aber in der Liebesmagie bis auf den heutigen Tag gebräuchlich ist und - glaubt man so manchem Bericht - auch sehr beliebt sein soll; bei glücklos Leidenden ebenso, wie bei jenen, die die Erfüllung bereits gefunden. Zweifellos habt ihr's bereits erraten: Schlürfen wollen wir, genüsslich und laut, auf dass jene, die uns dabei ertappen, gleich wissen, welch Freude uns dies bereitet.
Schlürfen? Der Schönen den perlenden Schaumwein aus dem Nabel? Wenn sie denn einwilligt dazu - nur zu! Aber dann, lasst euch versichern, bräuchte es der Zaubermittel nicht mehr, die wir euch hier verraten mögen. Nun vielleicht andere, solche vielleicht, deren Wirkungen andere Segnungen euch gewähren mögen ... Nein, erst einmal müsst ihr an den Nabel kommen, um dort schlürfen zu können ...
Aber ehe wir uns in begeisterte Schilderungen versteigen, wollen wir hier enden mit der Beschreibung von Bauch und Nabel. Zugleich euch aber versichern, dass der Grundgedanke ein richtiger ist. Denn es geht hierbei - richtig - wieder einmal um den schon wohlbekannten Analogiezauber (der denn meint, dass jeder Gegenstand, der mit der Liebsten in Berührung war, fortan eine magische Verbindung zu ihr besitzt, und dass dessen Besitz somit auch eine Einflussnahme auf sie ermöglicht), dem bis in die Gegenwart herein, fleißig gefrönt wird. Wie das, fragt ihr, wo wir doch kaum noch Volk sehen, das mit Püpplein hantiert oder den Hübschen hinterherhuscht, um deren göttliches Haar und auch die angeknabberte Nägel zu sammeln.
Sind wir denn vom Volk der Riesen, fragt ihr, als dass wir die Nägel für das Schiff Nagalfar bräuchten? Nein, nein, beruhigen wir da - alles was ihr braucht, ist ein Wanne. Ach ja, und das Badewasser der Liebsten, - um Gottes Willen, lasst es bloß nicht aus! Denn während sie darinnen saß, eine gar fröhliche Melodey trällernd, umschmeichelte das Wasser, das glückliche, ihre mehr und mehr strahlenden Gliedern und nahm solcherart magische Verbindung zu ihr auf.
Was also tun? Nun das ist leicht - wenn sie das Bad beendet, vielleicht gar noch begehrt, ihr möchtet ihr den Rücken graulen, dann geht nicht auf dies Ansinnen ein. Ihr habt jetzt Wichtigeres zu tun. Rasch, drückt ihr die Kleider in die Hand, und wenn ihr sie dann endlich vor die Haustür gesetzt, dann, ja dann ... dann macht euch daran, ihr Badewasser zu schlürfen, auf, dass ihr eine tiefe Verbindung mit ihr eingeht und solcherart ihr Wohlwollen gewinnen möget! Gar nicht so schwer, oder?
Aber für die Schwächlinge unter uns, fragt ihr jetzt vielleicht, für jene, die es nicht schaffen, eine Wanne leerzusaufen, oder die nur eine Stehdusche besitzen oder gar nie baden, habt ihr da keinen zweiten Ratschlag bereit? Natürlich haben wir denn, wollen wir doch allen Schäfchen, auch den leiseblökenden und schüchternen, zu ihrem Liebesglück verhelfen.
Wir von Sælde und êre nämlich - zumindest der männliche Teil davon - lieben es, während des schwülen Sommers jenen schlanken und ranken Maiden hinterherzustaunen, die unter gürtelbreiten Röcken Stiefel tragen, die auch dort noch nicht enden, wo die Beine längst ein Ende haben. Wunderbar - lasst sie diese Ungetümer tragen, einen ganzen heißen Tag lang, eine Woche lang und mehr - und dann nehmt sie ihnen fort (die Mädchen stellt vor die Tür, usw.), und füllt sie auf mit dem prickelnden Schaumwein - zehn bis fünfzehn Flaschen sollten reichen - und lasst den Zauber wirken, ein zwei Stunden lang. Zuletzt aber - ja, Zaubern kann Spaß bereiten! - trinkt sie leer; weniger als ein Bad, und danach wird euch bedeutend wohler sein!
Das Badewasser der Liebsten schlürfen, den Champagner aus ihrem Schuh - wie ihr seht, sind wir doch gar nicht soweit entfernt von den magischen Vorstellungen der alten Zeiten. Aber seid euch dessen stets gewahr, Zauber ist mit Gefahr verbunden. Wenn also eure alte Haushälterin, anstatt hurtig das Bad zu putzen, mit einem Halm aus Stroh daraus schlürft, dann mag sie eine Hexe sein, die euch solcherart gefügig zu machen gedenkt. Zieht den Stöpsel und meldet sie den Dominikanern ...
Blödsinn, was soll das alles mit Zauber zu schaffen haben - wenn das jetzt einer sagt, dann wollen wir ihm erwidern: Gleichviel wie der alte Brauch, der da rät, dem Geliebten vom Wasser saufen zu geben, von dem zuvor ein aufgezäumtes Pferd getränkt. Und die Alten, die wussten allemal, was in diesen Angelegenheiten zu tun! Nur, woher heutzutage noch ein Pferd nehmen, zumal ein aufgezäumtes?
Immer noch nicht erfolgreich gewesen? Nun, dann folget diesem Wegweiser, denn dort, wohin er euch führt, erfahrt ihr, dass Liebe auch durch den Magen geht - soferne ihr die rechten Rezepturen kennt ...
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