Saelde und Ere - Aberglaube oder: der gefährliche März

Der Märzen hält den Leuten die Kerzen, ...

Überall grünt's und blüht es; doch Achtung, der März hat nicht nur Schönheiten wie diese Leberblümchen im Gepäck ...

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... ein Spruch, der doch recht düster klingt und auch deplaziert, jetzt, wo die Sonne mehr und mehr Kraft gewinnt, die Tage immer länger werden und es überall grünt und blüht und sprosst. Warum sollte ausgerechnet in diesem ersten Frühlingsmonat derartiger Pessimismus angesagt sein, wo doch allenortens die Natur neu erwacht? Was hat die Alten bewogen, zur Vorsicht zu mahnen, wo doch viel eher Tanz und Freude angesagt wären, ...

... galt doch der März - nach ihrem Kriegsgott Mars als Martius benannt - den Römern als erster Monat des neuen Jahres; ihnen haben wir auch seine Bezeichnung zu verdanken, konnte sich doch die von Karl dem Großen eingeführte deutsche Namensform Lenzinmânoth nie durchsetzen. Nun, auch wir würden den Lenz doch eher dem Wonnemonat Mai zuordnen, denn dem recht unbeständigen März. Und tatsächlich wird in manchen Gegenden Europas, aus unserem Kampf zwischen Winter und Frühling einer zwischen März und April. So eindeutig gehört also der März doch nicht zu den Guten ...

Sei es wie es sei. Jedenfalls lassen sich recht viele, in ländlichen Gegenden auch heute noch ausgeübten Bräuche wohl noch auf diese ursprüngliche Jahres- und Frühlingsanfangsdatierung zurückführen - man denke da nur an die sogenannten Märzenfeuer - und solche wie die Verbrennung der Jahresalten oder Umzüge der Jugend mit Glockengeschelle und Gelärme, die ihren Ursprung wohl ebenfalls in römischen Feiern zum ersten Neujahrstag haben.

Lärmen und Glockengeläut, da denken wir dämonenerfahrene Kenner alter Volksmagie natürlich sofort an das Austreiben derselben und auch manch schaurig warzenbestückten Hexenweibes. Tatsächlich wusste man in mittelalterlichen Jahrhunderten noch recht gut Bescheid darüber, dass sich selbiges Hexenvolk gerade am 1. März zu versammeln pflegte, um am Versammlungsorte, nebst Ausschweifungen zu feiern, wohl auch das eine oder andere (Liebes-)Zaubersprüchlein auszutauschen.

Natürlich wollen wir besagten Damen - die, wie wir aus den begeisterten Rückmeldungen zum veröffentlichen Flugsalbenrezeptleyn ersehen können, auch in unserer Leserschaft zuhauf anzutreffen sind, wenn auch in der reizvollen Stupsnasenausführung - auf diesem Wege einen recht brauchbaren Geheimtipp mitgeben, der ihnen helfen kann, Flugeigenschaften noch weiter zu optimieren und derart die Anreisezeit für derartige Events drastisch zu verkürzen: Es sollen nämlich die Besenschäfte, die klassischerweise zum Transport der attraktiven Hexenphysiognomie verwendet werden, aus Holz gefertigt sein, das - erraten! - im März geschnitten wurde!

Doch zurück an den Anfang: Dort sprachen wir von den alhergebrachten Weisheiten, die den März als recht gefährlich bezeichnen für Gesundheit und Leben! Den haket der März, der hört den Kuckuck nimmer schreien! heißt es in Schwaben, wo man den sichelbewehrten Tod als 'März' umgehen ließ. Und in Tirol weiß man, dass die im Winter Erkrankten und noch Bettlägrigen vom März gepackt und gefressen werden.

Dieser düsteren Prophezeiungen bewusst, haben wir den vorliegenden Artikel erst jetzt veröffentlicht: Damit wollten wir vermeiden, dass die Allzuängstlichen sich durch den März zittern müssen. Hey, macht euch keine Sorgen mehr! Wer das liest, hat das Schlimmste ja bereits überstanden! Natürlich, das übliche Brimborium ist immer zu beachten: Begrüßt recht artig die ersten tierischen Frühlingsboten. Wenn's das erste Mal donnert, dann wälzt euch auf der Erde, damit ihr das gesamte Jahr über von Krankheiten verschont bleibt - aber das ist ja fast zu selbstverständlich, um es hier anzuführen.

Ihr hübschen Maiden und ihr selbstverliebte Jungherren, hütet euch vor dem Märzenregen, denn er zaubert euch Sommersprossen ins Gesicht. Wenn's denn doch einmal passiert, grämt euch nicht. Manch Mägdeleyn sieht gerade mit beschecktem Näslein besonders zauberhaft aus. Wenn's euch just gar nicht gefallen will, dann könnt ihr immer noch auf späten Schnee hoffen: Mit dem daraus gewonnenem Wasser mögt ihr euch waschen und dadurch eine unvergleichlich schöne weiße Haut (zurück-)erlangen.

Ein recht zwiespältiger Monat scheint er also zu sein, der März, ganz so, wie er sich auch wettermäßig zu geben pflegt. Wichtig ist, recht gut Bescheid zu wissen darum. Wie falsch man nämlich als einer der alten Weisheiten Unkundiger Ereignisse interpretieren mag, die sich während seiner 31 Tage und Nächte begeben, mag euch folgende Geschichtlein - das sich genauso oder zumindest recht ähnlich einmal vor langer Zeit in einer Märzennacht zugetragen hat:

In einer neuzeitlichen Taverne war es, in die ein Bekannter, müde von langer nächtlicher Wanderung durch viele derartige Orte der Geselligkeit und Begegnung der großen Stadt, frühmorgendlich zu Märzenbeginn einkehrte, um sich für die letzte Heimfahrt zu stärken. Es war sein erstmaliger Besuch in der verrauchten, abgelegenen Schenke und so verwunderte ihn die seltsame Bekleidung der anwesenden Gäste doch einigermaßen. Als aber dann die vom reizvollen Oben bis zum absatzgestützten Unten ganz in schwarzes Leder geschnürte Herrin des Hauses an seinen Tisch trat und ihm drohenden Blickes zwei Dutzend Schläge mit dem bösartig wippenden Rohrstock versprach, flüchtete unser Freund laut aufkreischend diesen Ort der Pain und Höllenqualen, ...

... was, wie wir ihm, den völlig Verwirrten und bis ins innerste Mark Erschrockenen, nach intensivem Quellstudium erklärten, völlig falsch gehandelt war. Im März ist es nämlich vielerorts und bei allerlei Völkern Sitte, Mensch und Tier zu schlagen, um mit dieser zauberhaften Handlung Krankheit und Unglück zu vertreiben und derart Glück und Segen für den derart Auserwählten zu erwirken. Es war also keinerlei böse Absicht der Dame im Spiel - wir vermuten in ihr ob der Lederausstattung eine Zuwanderin mongolischer Abstammung, in den Anwesenden der Lokalität die Besucher einer nostalgischen Dschingis Khan Party -, einzig der selbstlose Wunsch trieb sie, einem weitgereisten Fremden Gutes zu tun.

Bestürzt ob seiner Fehlinterpretation, versprach unser Bekannterund sich zukünftig mehr von den Weisheiten der Alten inspirieren und den versäumten Märzensegen bei nächster Gelegenheit nachholen zu lassen. Einem Vorsatz, dem auch ihr folgen solltet und den wir mit weiteren, tiefschürfende Weisheiten erhellenden Beiträgen auch zukünftig unterstützen wollen ...

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