Risnojev: Burgübernahme verzögert sich ...
Zum Originalbericht über die angestrebte Burgenübernahme ..
Der geneigte Leser wird sich vielleicht noch der Sentsationsmeldung entsinnen, die vor gut zwei Wochen Lehrstühle und Fach- presse erzittern ließ: Sælde und êre sollte fürderhin auf einer eigenen Burganlage residieren - der beindruckenden transylvanischen Feste Risnojev. Die rumänischen Wörterbücher konnten durch die großzügige Unterstützung mehrerer namhafter Konzerne rasch erworben werden und der Bezug der Anlage schien nur noch eine Frage von Tagen zu sein.
Leider ist es uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, die endgültige Erfolgsmeldung zu geben. Denn zuletzt taten sich einige Fragen und Probleme auf, die noch der Aufklärung und Lösung bedürfen. Dennoch hoffen wir natürlich weiterhin auf eine positive Erledigung ...
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Wien/Risnojev - Transilvanien, Rumänien
Doch der Reihe nach: Wie bekannt, nahmen es dankenswerterweise die anerkannten Experten - zugleich unsere guten Freunde - Dr. Platon Waschiswilli und Dr. Wasilij Stroganoff auf sich, das Terrain zusammen mit einigen, nach ausgesuchten Gesichtspunkten selektierten, wissenschaftlichen Helferinnen für uns zu erkunden. Nachdem ihnen im rumänischen Talmaceu Graf Iontlad Vepes die Vorzüge seiner malerisch gekegenen Familienfeste Risnojev geschildert hatte, entschlossen sich die Forscher zur Annahme seiner Einladung um die Praxistauglichkeit der angebotenen Destination zu überprüfen. Leider riss in der Folge unser Kontakt mit der Rei- segruppe für mehr als zwei Wochen ab, wodurch wir uns erst jetzt in der Lage sehen, über die Entwicklungen, die sich seitdem er- geben haben, zu berichten.
In der Nacht auf heute erreichte uns nun endlich die langerwartete und ersehnte elektronische Post, die - nebst einigen hoch- wertigen Abbildungen, die wir unseren Lesern natürlich nicht vorenthalten wollen - einen Bericht unserer Freunde enthielt. Vorerst entschuldigten sich Wasilij und Platon für die Verzögerung. Die Burg, so die beiden, liege tatsächlich sehr abgelegen, und es be- dürfe einer mehrtägigen Reise um Kontakt mit dem Ausland herstellen zu können. Seit kurzer Zeit allerdings habe ihnen der Graf eine Möglichkeit verschafft, die es ihnen fortan erlaube, des Nächtens bedeutend schneller zu reisen. Wir werden uns erkundigen, welchem Entgegenkommen des Grafen sie diese Erleichterungen verdanken. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle! Jedenfalls dürfen wir in weiterer Folge mit häufigeren Berichten rechnen ...
Zur Reise selbst merkten Platon und Wasilij an, dass sie vorerst dem Rat einiger Einheimischer folgten und die im Umkreis sehr be- kannte und auch anerkannte Zukunftsforscherin Daciana Dioneci aufsuchten, um sich über die Erfolgsaussichten der Reise infor- mieren zu lassen. Tatsächlich gelang es Daciana die Wahrscheinlichkeitslinien mit Hilfe einer interessanten kugelförmigen Glasge- rätschaft zu bündeln und aus deren Betrachtung unseren Experten abwechslungsreiche Wochen anzukündigen. Einige bedeutsame Änderungen würden auf sie zukommen und sie sollten sich jedenfalls der Hilfe erfahrener, zuverlässiger Führer versichern um sich nicht mit unnötigem Ballast herumschlagen zu müssen. Praktischerweise habe sie zufälligerweise gerade drei davon zur Hand, die sie ihnen anbieten könne ...
Drei Tage später begaben sie sich solcherart bestens vorbereitet auf die Reise zur Burg Risnojev. (Die Verzögerung beim Aufbruch rührte daher, weil unsere Freunde Platon und Wassilij bekannterweise stets ein großes Interesse an angewandter Ethnographie und aktiver Erforschung lokaler Gebräuche zeigen - diese kleine Schrulle sei ihnen gegönnt!). Auch auf der Reise selbst soll es ihr- em Bericht nach immer wieder zu fruchtbaren Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung gekommen sein, die sie in gewohnt-bewährter Weise auch fotografisch dokumentierten.
Leider warfen die Ereignisse des dritten Reisetages einen Schatten auf das bislang so befriedigende Unternehmen. Beim Übergang über eine der zahllosen klaffenden Gebirgsschluchen riss völlig unvermutet und auch unerklärlicherweise die schmale Hängebrücke, die Platon und Wassilij auf Anweisung ihrer Führer soeben als Erste überquert hatten. Ihr sämtliches Gepäck aber auch ihre Beglei- terinnen, die Astachowa-Zwillinge (Natascha Ivanova, die Privatsekretärin von Platon hatte sich zuvor schon entschlossen, später in Begleitung des Grafen nachzureisen), verblieben zusammen mit den vertrauenswürdigen Begleitern auf der anderen Seite des Abgrundes zurück. Den Velescobrüdern blieb gar nichts anderes übrig, als sich Gepäck und Mädchen zu schnappen und umzukehr- en. Leider wurden sie in Talmaceu nicht mehr gesichert, doch Zeugen wollen die Fünf einige Tage später auf einer Yacht im Schwarzen Meer gesichtet haben ...
Aber es würde sich nicht um unsere beiden bewährten, im Stahlbad zahlloser überstandener Gefahren und körperlicher Anstreng- ungen gehärteten Abenteuerer handeln, wenn es ihnen nicht trotzdem gelungen wäre, sich zur Burg durchzuschlagen. Leider, so der Bericht, konnte die Burg nicht ganz das halten was ihnen der Bericht des Grafen versprochen hatte. Komfort und Qualität der Bedienung erreichten höchstens vier Sterne. Nun ja, selbst der Adel scheine heutzutage nicht mehr vor der Sünde gewisser Über- treibungen gefeit zu sein wenn es darum geht, Investoren anzulocken. Jedenfalls müsse noch eine ganze Menge an Arbeit in die Burg gesteckt werden, um sie zu jenem florierenden Treffpunkt von Mittelalterbegeisterten zu machen, wie dies dem Graf vor- schwebe - so Stroganoff und Waschiswillis Bericht ...
Wir jedenfalls sind am Überlegen. Ja, natürlich hat die eigene Burg ihre eigenen Reize. Andererseits - die Bequemlichkeiten des mo- dernen Lebens, wir gestehen es ein, haben auch unsere einst eisenharten Körper weich werden lassen. Und eine solche Menge an Arbeit ... Wir werden euch aber beizeiten wissen lassen, wie unsere Entscheidung ausfallen wird - seid dessen gewiss!
Zu guter Letzt wollen wir aber betonen, dass wir jenen bösen Verleumdungen, die behaupten, bei der ganzen Angelegenheit handle es sich nur um einen Aprilscherz, relativ energisch widersprechen wollen! Sie sind durch nichts bewiesen und Indizien, wir wissen es, lassen sich bei bösem Willen stets an kahlen Köpfen herbeiziehen. Wer sollte aber auch den Unsinn glauben, dass es sich bei der Email des vermeintlichen rumänischen Regierungsberater Professor Antonescu Vassilescu in Wahrheit um eine untergeschobene Nachricht des Tramwayfahrers Toni Vessely aus Wien Fünfhaus gehandelt hat, der sich derart ein Späßchen mit uns erlaubte. Un- sinn! Wo, fragen wir, sollten dann Stroganoff und Waschiswillis sein, wenn nicht auf der Burg selbst. Jeder der die Beiden näher kennt, weiß doch, dass ... dass so etwas .... Nun ja, lassen wir es für diesmal gut sein.
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