Sælde und êre - Arbeitsgruppe Handwerk und Ausrüstung

Tafelmalerei in Tempera - Teil 3: Aufbringen des Motivs ...

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Tafelmalerei in Tempera - Teil 3: Übertragung des Motivs auf die Grundierung ...

Die ersten Teile der Serie versäumt? Kein Problem - Hier geht's zurück zur Beschaffung der nötigen Materialien (Teil 1) und zur Herstellung des Kreidegrundes (Teil 2).

Nachdem wir den Kreidgrundierungen auf unseren drei Probetäfelchen genügend Zeit zum Trochnen zugestanden hatten (und im Zuge dessen bereits erste Unvollkommenheiten unserer Vorbehandlung zutage getreten waren - doch darauf wollen wir in einem späteren Artikel zu sprechen kommen), war es dann endlich an der Zeit, ein geeignetes Motiv zu wählen und in dreifacher Ausfertigung auf unsere unterschiedlich vorbehandelten Täfelchen aufzubringen.

Wenn ihr euch jetzt fragt, warum denn dreimal das selbe Motiv und ob denn dies nicht ziemlich langweilig wäre, dann geben wir euch zur Antwort: 'Ja, ja und nochmals ja ist's langweilig - speziell die Vorbereitungsarbeiten dreimal gleicherart durchzuführen erwies sich als mühselige und schlafanregende Tätigkeit. Da wir jedoch Unterschiedliches probieren und die erzielten Ergebnisse vergleichen wollten, erschien uns diese Vorgehensweise dennoch als zielführend ... (Aber fragt jetzt bitte nicht nach, ob ihr für die Gestaltung eures heimischen Rittersaales zweihundertfünzig derartige Täfelchen bei uns bestellen könnt!)

Als ungefähre Vorlage dient uns eine Abbildung aus einer Wigaloishandschrift - um 1372 - aus dem Kloster Amerlingsborn, das ein Stechen zwischen Wigalois und dem Heidenkönig Karrioz zum Motiv hat. Der Vergleich unserer grundierten Holztäfelchen mit einem Blatt Papier zeigt, dass die Grundierung kein Reinweiß erzeugen kann ...

Als Vorlage für unser Motiv diente uns eine Bildminiatur aus einer Wigaloishandschrift aus dem Kloster Amerlungsborn, die mit 1372 datiert ist und ein ritterliches Stechen zwischen dem Gawainsohn Wigalois, dem Ritter mit dem Rad der Sælde, und dem Heidenkönig Karrioz zeigt, und uns vom Stil her als hinreichend mittelalterlich erschien. Es handelt sich also um keine Tafelmalerei, sondern um Deckfarbenmalerei auf Pergament. Unsere Absicht bestand aber auch gar nicht darin, dass Original möglichst detailgenau nachzubilden; vielmehr wollten wir nur das Motiv für unseren ersten Temperaversuch verwenden ...

Dreimal das selbe Motiv zu verwenden - klar, dass dies ganz klar für die Erstellung einer wiederverwendbaren Schablone spricht. Die erstellten wir freihändig auf Papier, wobei angesichts der kleinen Tafelabmessungen (20x13cm) einfaches A4-Format ausreichte, das noch entsprechend zugeschnitten wurde. Papier, Bleistift und Radiergummi (anstelle von Kohle und Pergament) stellen sicherlich keine originalen Arbeitsmittel dar, doch ging es uns vorerst nur um die Vorlage für die Temperaexperimente ...

Nicht authentisch: Papier für die Schablone; mit Bleistift und Radiergummi wird darauf das Motiv erstellt und korrigiert ... Zeichenkünstler war hier zwar keiner am Werk - aber immerhin kann man das Motiv auf der Schablone leidlich erahnen.

Nach Erstellung der Freihandzeichnung (die wir im Vergleich zur Vorlage etwas in die Länge dehnten um sie den Tafelabmessungen anzupassen) war die Schablone im nächsten Schritt an hinreichend vielen Stellen zu durchbohren - um die derart erstellten Markierungspunkte mit Kohle (original) oder eben Bleistift (unsere Vorgangsweise) auf die Grundierung aufzubringen.

Noch während des Stechens der Markierungen entschieden wir uns auf einige Details der Vorlage zu verzichten und uns stattdessen nur auf das Hauptmotiv der tjostenden Ritter zu konzentrieren. Einerseits geschah dies wegen der kleinen Tafeldimensionen, andereseits wegen der fehlenden Erfahrungen mit Temperafarben: Solcherart hofften wir, die erste Vorlage für unsere Einstiegsexperimente hinreichend einfach zu halten ...

Die punktierte (und bereits mehrfach verwendete) Papierschablone ... ... sowie das Ergebnis der Übertragung (bei bereits begonnenem Nachziehvorgang) auf dem Malgrund.

Was folgte, war langweilige Übertragungsarbeit mit dem Bleistift: Zuerst galt es, alle wesentlichen Markierungen ohne Verrutschungen tatsächlich auch auf die grundierten Tafeln zu übertragen - was angesichts ihrer recht großen Anzahl nicht immer einfach fiel, zumal die Motivation nach zweihundert Punkten schon einmal nachlassen kann, wenn zudem das selbe Prozedere noch zweimal bevorsteht ...

Anschließend waren die auf der grundierten Unterlage erzeugten Punktewolken noch zu einer sinnvoll geschlossenen Darstellung zusammenzufügen, was wiederum bei eng benachbarten Markierungen zu mancher Fehlinterpretation und infolgedessen interessanten anatomischen Besonderheiten bei Rittern und Pferden Anlass gab. Was soll's, wenn die lieben Tierchen dann eher großgeratenen Hunden glichen - wie eines unserer Mitglieder dem Künstler gegenüber wenig einfühlsam äußerte ...

Das vervollständigte (und von uns vereinfachte) Motiv auf dem Malgrund (auf dem deutlich Spuren unvollständiger Vorbearbeitung zu erkennen sind), ... ... gleich dreimal auf den unterschiedlich präparierten Malgründen; alles bereit zum Malen!

Unvollkommenheiten bei der vorangehenden Vorbereitung der Kreidegründe traten jetzt natürlich schonungslos zutage - jede Unebenheit, jeder Kratzer brachte des Künstlers Bleistiftspitze gnadenlos zum Rattern. Schlussendlich war dann doch geschafft, was geschafft werden musste, um endlich mit dem eigentlichen Malvorgang beginnen zu können - drei unterschiedlich grundierte, mit demselben Motiv versehene Täfelchen warteten nur noch darauf, mit Farbe zum bunt-mittelalterlichen Leben erweckt zu werden.

Ob und wie dieses erfolgte, werden wir euch in der Fortsetzung berichten. Solltet ihr allerdings nichts mehr von diesem Unterfangen vernehmen, dann mögt ihr euch den Erfolg selbst ausmalen ...

Welche weiteren Vorarbeiten aber davor noch warten, das könnt ihr hier, in der Fortsetzung nachlesen.

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