Tafelmalerei in Tempera - Teil 2: Herstellung des Malgrundes ...
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Ihr erinnert euch? Vollmundig, so wie ihr uns kennt, versprachen wir einst, die Technik der Malkünstler des Mittelalters und der frühen Renaissance zu studieren, um deren Meisterwerke zu kopieren und an Kunstfertigkeit weit zu übertreffen ... Nun ja, ganz so himmelstürmend war unser Unterfangen nicht, aber uns hatte zumindest der Ehrgeiz gepackt, zu ergründen, wie es denn so wäre, in alter (Tempera-)Technik zu malen, zuvor noch den Malgrund und die Farben vorzubereiten, ganz wie es die überlieferten kunsttechnologischer Traktate der Vergangenheit beschreiben ...
Mittlerweile ist bereits wieder einige Zeit ins Land gegangen - mehr als geplant! -, seitdem wir euch in diesem ersten einführenden Artikel, in dem wir euch uns auf einer (nicht ganz billigen) Einkaufstour begleiten ließen, versprachen, über unsere Fortschritte beim Erlernen der Eitemperamaltechnik zu berichten. Zeit, die dem Umstand geschuldet ist, dass diese Maltechnik keinesfalls einfach zu beherrschen ist - zumindest versicherten uns alle Quellen, die wir ausfindig machen konnten, dessen.
Eitemperagemälde müssten Schicht für Schicht aufgebaut werden, hieß es dort, ... aber halt, heben wir uns diese Tipps für den Zeitpunkt auf, an dem es wichtig wird, diese Regeln zu beachten. Lasst uns von Anfang an beginnen. Hier wollen wir euch Schritt für Schritt unsere - zur Erinnerung: Wir sind absolute Laien auf diesem maltechnischen Gebiet, was sich unvermeidlich auch in den Ergebnissen wiederspiegeln wird -, hier wir wollen euch also unsere Vorgehensweise schildern und die dabei erzielten Resultate betrachten lassen.
Wer ein Bild malen möchte, der benötigt erst einmal einen Malgrund. Der war zu jenen Zeiten für großflächigere Gemälde vorwiegend Holz - wir haben euch an anderer Stelle davon und darüber berichtet, welche Holzarten denn einstens zum Einsatz kamen. Natürlich gab es noch die sogenannte Tüchleinmalereien oder die von uns allen bewunderte Buchminiaturmalerei. Wenn es alledings darum ging, etwa Altarbilder zu erschaffen, dann führte bei dieser Staffelmalerei am Holz kein Weg vorbei ...
Die erste Entscheidung für das Trägermaterial war somit eine einfache. Wie allerdings dieser Untergrund zu präparieren wäre, dafür gibt es recht viele unterschiedliche Rezepturen und Vorschläge. So viele, dass wir den Interessierten unter euch manche von diesen demnächst in einen gesonderten Beitrag vorstellen wollen. Hier an dieser Stelle erfahrt ihr hingegen, wie unsere Vorgangsweise für dieses erste Versuchsprojekt ausgesehen hat.
Was macht also der absolute Anfänger, wenn er viele unterschiedliche Vorgangsweisen zur Auswahl hat? Richtig, er experimentiert. Und zwar anfangs an billigem Material - so ist es möglich, sich ein wenig an der Technik einzuarbeiten, dabei alle Fehler zu begehen, die begangen werden können und vielleicht daraus zu lernen und für weitere, ambitioniertere Projekte Erfahrungen zu sammeln.
Als Holzgrund wählten wir, was bei uns gerade so herumlag - Leimholzverschnitt (und somit keinesfalls historisch korrekt). Drei Stückchen (etwa 20x13cm, Stärke egal) davon, die wir in unterschiedlicher Technik zu behandeln gedachten: einmal sollten Grundierung und Malfarben direkt auf dem Holz aufgetragen werden, zweimal auf zuvor aufgeleimtes und anschließend grundiertes Leinengewebe (einmal grob-, einmal feinfasrig). Derartig erhofften wir uns Erkenntnisse über das Verhalten unterschiedlicher Malgründe und deren Einfluss auf das fertige Ergebnis, zumal wir für alle drei Versuchs'gemälde' das selbe Motiv zu verwenden gedachten ...
Fürs Erste benötigten wir Leim: Wir verwendeten Hasenleimgranulat (technische Gelatine, Typ 'Hasenleim'), dass wir über Nacht in Wasser zur geleeartigen Masse quellen ließen (im Verhältnis 1 Gewichtsteil Granulat zu etwa 8 Gewichtsteilen Wasser - konkret 15gr:125ml). Achtung: Empfindsame Nasen sollten sich von derartigen Mischungen fernhalten - insbesondere wenn sie älteren Datums sind! (Ihr solltet also, soferne ihr derartige Versuche nachvollziehen wollt, gute Belüftungsmöglichkeiten besitzen oder - idealerweise - einen eigenen Arbeitsraum ...
Nachdem uns die erste Mischung Leim verdorben war (wir hatten sie einige Wochen in eine finstere Ecke geschoben und fast vergessen, ehe ein stärker und stärker werdender Gestank Erinnerungen weckte), gings mit der zweiten Mixtur an die Arbeit. Dazu musste erst der gelierte, puddingartige Leim wieder gelöst werden - das hat im warmen Wasserbad zu geschehen; 50 - 55°C sollte dieses in etwa haben, jedenfalls nicht viel mehr, da der Lein ansonst seine Klebefähigkeit verliert.
Zwei der Bretter wurden vorab mit einer dicken Schicht Leim bestrichen und anschließend mit den zugeschnittenen Leinentüchlein (jeweils zwei bis drei cm überlappend) wie in den Abbildungen ersichtlich bespannt und zusätzlich mit Reißnägeln fixiert. Ob zuviel Spannung oder zuwenig - erst die Zeit wird es zeigen.
Wir verzichteten in diesen ersten Versuchen auf die reine Leimvorgrundierung oder das vollständige Tränken der Leinentüchlein, wie sie manchmal vorgeschlagen wird. Daher verwendeten wir die gesamte verbleibende Leimmenge, um sie mit Rügener Kreide zu einem sämigen, aber immer noch gut streichfähigen Leim-Kreidegemisch anzurühren - dem Gesso.
Gut verrührt brachten wir diesen Kreidegrund dann in mehreren Schichten (wobei wir mit einer Schicht Ausnahme die Vorgängerschicht jeweils an-, jedoch nicht vollständig trocknen ließen) mit einem breiten Pinsel jeweils um 90° gedreht auf den drei Brettlein auf, bis sich uns ein reinweißer, recht strukturfreier Untergrund darstellte. Für die Grundierung des nichtbespannten Brettes und des grobleinernen Untergrundes benötigten wir dazu jeweils 5 Schichten, für das feinere Leinengewebe genügten 4 Schichten.
Nun ließen wir den gepeinigten Brettlein erst einmal mehrere Tage Zeit zum Durchtrocknen, ehe wir ihnen noch ein wenig mit dem Schleifpapier zu Leibe rückten. Und da lagen sie dann endlich vor uns, unsere ersten, selbst hergerichteten Malgründe - jungfräulich harrten sie darauf, endlich mit Motiv und anschließend reichlich Farbe geschmückt zu werden ...
Äh, ja - für die Authentiker unter euch, aber auch die wahren Meister im Temperamalen: Natürlich ist (noch?) nicht alles korrekt an unserer Vorgehensweise - schließlich stand freies Experimentieren auf der Tagesordnung! So verzichteten wir auf die Vorbehandlung des (nicht historischen) Holzes - ohne Glattschleifen zeichneten sich jedoch die gröbsten Unregelmäßigkeiten auch durch die fertiggestellte Grundierung ab (auch bei den tuchbespannten Brettern). Beim Anrühren des Kreidegrundes verwendeten wir die Kreide ungesiebt. Aufs Leinen wurde unmittelbar der Kreidegrund aufgetragen - ohne Leimzwischenschicht.
Und auch den Schleifvorgang des getrockneten Grundes deuteten wir höchstens an - womit unser Malgrund zwar schön weiß, jedoch nicht frei von Rillen, Spuren und kleinen Erhebeungen war ... Wie sich das auswirkt, und über vieles anderes, darüber werden wir hier demnächst berichten ...
Zuerst jedoch sind die Malgründe noch mit einem passenden Motiv zu versehen. Wie dies erfolgte, das könnt ihr hier, in der Fortsetzung nachlesen.
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