Herstellung eines Schachzâbel / Teil 3
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Zur Folge 2 - Spielfeldgestaltung 1
Zur Folge 1 - Zielsetzungen
Nach einer längeren künstlerischen Pause (allzuviele Holzspäne im vorweihnachtlichen Keksteig ließen die Herrin des Hauses ein sehr eindeutiges Machtwort sprechen ..) war es nun endlich wieder soweit: Das Schachzâblebrett wurde, entstaubt und von Spinnweben befreit, am Arbeitstisch aufgelegt, und mit einigen Abbildungen des 'Libro de los Juegos' verglichen. In all diesen Abbildungen ist jeweils eine sehr auffällige Spielfeldumrandung zu erkennen. Diese Umrandung galt es nun auch bei unserem Spielebrett zu realisieren.
In der Handschrift sind allerdings sämtliche Spielbretter in Aufsicht gehalten - verständlich, wenn man bedenkt, dass das Spielebuch eine Reihe von Stellungen erläutert, welche durch die Miniaturen dargestellt werden. Leider ist es in dieser Ansicht unmöglich zu entscheiden, ob die Umrandung einer wirkliche Abgrenzung, etwa durch Leisten, entspricht oder nur ein Muster darstellt, welches aufgemalt wurde.
Nun galt das Schachspiel dem Mittelalter als ein Sinnbild für die gottgewollte, geordnete Gesellschaft, in der jeder Stand nur nach bestimmten, festgelegten Regeln zu handeln in der Lage war. Das Spielfeld mit seinen Figuren umfasst somit den gesamt- en Kosmos der 'zivilisierten' Welt - außerhalb befindet sich das Unbekannte ... Ähnliches findet sich bei der Darstellung mittel- alterlicher Gärten, die stets ummauert sind, deutlich abgegrenzt gegen die Wildnis außerhalb. Einer solchen Sichtweise liegt es sicher nahe, das Spielfeld mit einer Mauer zu umgeben, eine eindeutige Abgrenzung zwischen Spielfeld/Gesellschaft und dem Außen/Unbekannten zu verwirklichen.
Damit war auch klar, wie unsere Realisierung aussehen sollte: quadratischen Holzleisten mit der Seitenlänge 1cm bilden die 'Mauer', welche das Spielfeld eindeutig von der Umgebung abtrennt. Die äußeren Umrand- ungen hingegen, ebenfalls häufig in den Miniaturen zu erkennen, werden von uns als aufgemaltes Muster interpretiert - zumin- dest fiele uns hier keine tiefere Bedeutung ein, welche für die 'Mauervariante' sprechen würde.
Wie schon beim Spielfeld selbst und den Schicksalsrädern, wurden auch die Felderunterteilungen auf den umrahmenden Leisten wiederum mit Brandgravur realisiert. Ebenso die beiden Doppelkreise auf den Seitenstegen, welche später in ihrem Zentrum je- weils einen Kerzenhalter aufnehmen sollen; letzteres ist der Grund dafür, dass an dieser Stelle kein Glücksrad eingraviert wurde. Als Besonderheit zu erwähnen sind noch die auf den Leisten einseitig angebrachten Rundfacetten, wodurch die Umrandung weniger klobig wirken soll.
In der nächsten Folge dieser Reihe mögt ihr erfahren, welches nun die beiden Spielfeldfarben sein werden - phantasieloses Schwarz-Weiß, oder doch eine andere Kombination? - und welcher Art Farben zum Einsatz kommen: Wasserfarben? Nagellack? Oder doch etwas anderes? Lasst es euch also nicht entgehen, wenn unsere Handwerkmeister wieder einmal Leben und Gesund- heit riskieren ....
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