Februar 2015 ...
Nachdem seit dem letzten Beitrag über unsere Besuche der Kunstkammer im Wiener Kunsthistorischen Museum bereits wieder einige Zeit verstrichen ist, scheint es uns höchst an der Zeit zu sein, unseren (fotografischen) Rundgang endlich fortzusetzen. Zumal die Kunstkammer, die nicht selten als bedeutendste Sammlung ihrer Art weltweit bezeichnet wird, in ihren zwanzig weitläufigen Sälen eine Unmenge mehr an prachtvollen, kusthistorisch bedeutsamen Ausstellungsstücken zu bieten hat, als wir sie auch nur ansatzweise in einem einzigen Beitrag hätten vorstellen können.
Könnt ihr euch noch erinnern? (Wenn nicht oder wenn ihr den besagten Artikel übersehen habt, so findet ihr hier die Gelegenheit, einen Blick darauf zu werfen). Zuletzt widmeten wir uns der geistlichen Kunstwerke des Mittelalters, die in großer Zahl in den Schausälen an der Ringstraße präsentiert werden. Verständlich, dass jene Epoche so großen Wert auf die Darstellung christlicher Themen gelegt hat, bildete doch der Glaube das festgefügte Fundament des mittelalterlichen Denkens.
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Doch mit dem Varanschreiten der Jahrhunderte machte sich abseits der Kirchen und Kathedralen an den Höfen der Fürsten und adeligen Herren und zunehmend auch in den Städten eine Parallelkultur bemerkbar. Eine Kultur, die zunehmend auch den Freuden des diesseitigen Lebens ihre Aufmerksamkeit schenkte, den Festen und Turnieren und - wie könnte es anders sein - auch den Sehnsüchten und Vergnügungen der Minne!
Ach, die Minne! Wen wundert es, dass den Dichtern und Sängern, den Handwerkern und Künstlern ein neues Publikum erstand, dass sich mehr und mehr Abnehmer fanden für ihre geistigen oder materiellen Schöpfungen. Man lauscht nun den Aventiuren der Recken der großen Verserzählungen, man (und Frau) bangt um die Liebesirrungen und -händel strahlender Helden, anmutiger Damen und rätselhafter Feen. Man ergötzt sich an den Abbildungen von Jagdszenen oder spöttelt über die misslungene Tugendprobe, der sich eine ganze Tafelrunde auszusetzen hat.
Im Schatten der Feste und Höfe stieg der Bedarf an Geschichten und - in Wechselwirkung mit diesen Erzählungen - der Wunsch, es den Protagonisten gleichzutun: in der Pracht ihrer Zusammenkünfte, in der Ausstattung der Tafeln und Kammern. Prachtvolle Kassetten aus Knochen, Elfenbein und wertvollen Hölzern, in denen im Rahmen von Hochzeiten der Braut Schmuckstücke überreicht wurden, zeigten in aufwändigen Schnitzereien Episoden bekannter Erzählungen.
Auf Spiegelkapseln finden sich Liebespaare im trauten Umgang zu zweien; oder aber die Männer setzen zum Sturm auf die Liebesburg der Frauen an. Jungfrauen auf Einhörnern, umgeben von Jägern und ihrer Meute, geben mittelalterliche Vorstellungen wieder. Und zunehmend finden sich, aus Italien kommend, auch solche Abbildungen, die Bezug nehmen auf antikes Mythen und Erzählungen - vom Apfel des Paris und von der unsterblich schönen Helena, solcherart die aufkeimende Renaissance ankündigend und mit ihr einen Wandel der Zeiten ...
Auf also, lasst uns einen Blick auf diese Schmuck- und Minnekästchen werfen, auf die Spiegelkapseln, all die Schnitzereien, die die Kunstkammer in großer Reichhaltigkeit vereint und deren Ausführung uns immer noch staunen lässt ob ihrer Lebendigkeit und Kunstfertigkeit. Zugleich aber lasst euch gesagt sein, dass es auch damit nicht getan ist. Darum seid jetzt schon gefasst auf eine neuerliche Einladung, dann wenn die Zeit reif ist weitere Kunstwerke zu erkunden, welche die Kunstkammer für den staunenden Besucher bereithält ...
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