Februar 2015 ...
Ihr erinnert euch? Der erste Teil unseres Rundganges durch die Schatzkammer des Wiener Kunsthistorischen Museums war der Darstellung christlicher Kunst des Mittelalters gewidmet. Lange Jahrhunderte hatten das Christentum und seine Motive, hatte die Kirche als Auftragsgeber die europäische Kunst dominiert.
Mit dem Aufkommen eines neuen Selbstbewusstseins des ritterlichen Adels und - darauf folgend - auch einer wohlhabenden städtischen Oberschicht, mit dem Wunsch dieser Schichten, ihre Bedeutung und ihren Wohlstand zu demonstrieren, begann sich zunehmend ein Markt für weltliches Gedankengut in der Kunst zu etablieren. Wir sehen dies am Aufkommen der höfischen Romane, in denen der Prunk am Hof der Fürsten und die Freizügigkeit der als vorbildlich geschilderten Herren geschildert werden.
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Und die Minne! Ja, die Minne - sie ist es, die früh, als erstes vielleicht gar, die weltliche Kunst erobert mit all den filigranen Kapseln und prachtvoll geschnitzten Kassetten, von denen zweite Teil unseres Rundganges ein beredtes Bild in einigen Abbildungen gab.
Die angesprochenen Vorbilder, der Wunsch vieler Herren, es ihren Standesgenossen - seien es nun reale oder literarisch-fiktive - gleichzutun, waren Ansporn, prunkvolle Feste zu gestalten, von denen wir an anderer Stelle bereits gelesen haben, Schautafeln mit vielgängigen Speisefolgen, serviert in teuren Gefäßen und prächtigem Geschirr vor dem Hintergrund von aufwendigen Schauspielen, sich drehenden Brunnen und Tischautomaten.
Neue - und zugleich alte, weil antike - Motive überqueren, aus einem Süden kommend, der sich im gesitigen Umbruch befindet, die Alpen, beeinflussen auch hier die Meister, die Zünfte, die Fürsten, die es denen an den edelsten Höfen gleichzutun suchen. Welch glückliche Situation für Hornschnitzer, Goldschmiede und Gemmenschneider und all die anderen begabten Handwerker, die benötigt werden, um jene Wunderwerke zu erschaffen, von denen die Bilder in diesem Beitrag einen matten Abglanz geben können ...
Doch das Aufkommen der höfischen und städtischen Repräsentationssucht bedeuten nicht das Ende der christlich beeinflussten Kunst. Ganz im Gegenteil, Europa wird in seinem Denken noch für lange Zeit christlich bleiben, wenn auch hier Umbrüche vor der Türe stehen. Und so werden nach wie vor Kunstwerke erschaffen, feiner als je zuvor, Meisterwerke, die ihresgleichen suchen, die christliche Motive zum Inhalt haben.
Und so bietet dieser Teil unseres Rundganges ein Bild von jenen Jahrhunderten, in denen sich weltliche und geistliche Kunst ergänzten; althergebrachte Thematiken finden sich neben neu aufkommenden Motiven, zeigen eine Zeit, die sich vom 'geordneten Haus' des Mittelalters hin zur neuen Epoche der Umbrüche, der Glaubenskriege aber auch der Aufbrüche in neue Welten entwickelt ...
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