Malerei: Figur und Farbe - Teil 8
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Einige Wochen sind ins Land gezogen, seit wir hier zum letzten Mal über die Arbeitsfortschritte an unserer Figuren- und Land- schaftsstudie berichtet haben. Nicht ihne Grund, denn tatsächlich ist die Arbeit daran etwas liegengeblieben. Nicht zuletzt wegen unserer hohen Frau Sælde, deren Gestaltung natürlich - wie es sich für eine so hochgeborene Dame gebührt - absoluten Vorrang einnahm. Nun ist aber dies erledigt, die Sælde prangt vom Brett, das unser Sonnensegel zieren soll und es ist hoch an der Zeit, Begonnes fortzusetzen und zu einem Ende zu bringen.
Die Figuren der linken Seite, wir erinnern uns, repräsentiert das Wilde und Unbekannte, das Unbewusste. Von rechts begegnet uns die Zivilisation in Form einer höfischen Jagdgesellschaft, die so scheint es, zur Falkenjagd unterwegs sind. Begleitet werden die Herrschaften von zwei Musikern, die mit Schalmei und Laute fröhliche Weisen zum Besten geben. Motiv der Darstellung ist eben diese Begegnung der Zivilisation mit dem Wilden, des Bewussten mit dem Unbewussten.
Wer sich nun fragt, woher die Motive für dargestellten Figuren stammen, der möge die Abbildungen mittelalterlicher Handschrif- ten sorgfältig betrachten. Denn dann wird er sie alle wiederfinden, zwar nicht alle gemeinsam und vielleicht auch in Gewandun- gen anderer Farbe, aber in ähnlichen oder exakt denselben Posen. Hineingestellt in unsere Landschaft, anderen Begleitern zu- gesellt, ergibt sich ein völlig anderer Kontext als in den Originalumgebungen. Als Beispiel sei nur unser Lautenspieler herausge- griffen, der sonst in einem städtischen Bade aufspielt, wie wohlmeinende Zungen behaupten, oder ist es doch ein Badebordell, was denn Lästermäuler behaupten?
Nun, Abwechslung muss sein und daher spielt der Gute diesmal für eine noblere Gesellschaft auf. Dafür wurde auch in feines Gewand gesteckt. Die kecke, enganliegende Strumpfhose stellt übrigens ein Requisit der burgundischen Mode des 15. Jahr- hunderts dar, womit unsere Darstellung ins spätere Mittelalter weist. Die Cotte des Schalmeibläsers scheint dagegen einer früheren Generation anzugehören - aber solche Zeitüberschneidungen sind am Rande eines Feenwaldes, dort wo sich weit seltsamere Ereignsisse zutragen können, wohl kein Ding der Unmöglichkeit.
Zur Farbgestaltung selbst ist zu sagen, dass die satten Farben einerseits gewählt wurden, weil sie so dem Geschmack der Oberschicht der damaligen Zeit entsprachen, andererseits lassen gerade die verwendeten grellen Töne nach Vollendung des Bret- tes auf reizvolle Kontraste mit den Grüntönen von Wald und Wiese hoffen. Was auch der Grund dafür war, den Zelter im Vor- dergrund als Schimmel auszuführen. Das prachtvolle Zaumzeug weist dabei auf den hohen Rang seiner Reiterin ebenso hin, wie der Falke auf ihrer Hand. Lassen wir uns aber demnächst überraschen, welche Farben die Gewandungen der Damen und des Herrn aufweisen werden, ehe wir uns dann an die Ausgestaltung der Umwelt machen werden ...
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