Februar 2015 ...
Vor einiger Zeit beschäftigten wir uns mit den frühen Vorläufern unserer Roboter und Androiden - ihr mögt hier darüber nachlesen. Erstaunen ließ uns, wie weit die Tradition derartiger Vorrichtungen (oder sollten wir manchmal nicht besser sagen künstlicher Geschöpfe?) in die Vergangenheit zurückgreift. Und wie ungebrochen sie über den Lauf der Jahrhunderte bis in unsere Gegenwart reicht.
Von den Alexandrinern Heron und Ktesibios über Byzanz' singenden künstlichen Vögeln und dem Thron des Basileos, den arabischen Wissenszentren, wo das griechische Wissen studiert, angewendet und weiterentwickelt wurde, bis ins hohe und späte europäische Mittelalter hinein - immer waren fähige Konstrukteuer und Handwerker bedacht, den alten Menschheitstraum von der Schaffung künstlicher Geschöpfe zu verwirklichen.
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Aufgrund der Überlieferungssituation müssen wir uns für diese Epochen vielfach mit Beschreibungen von Zeitgenossen oder vereinzelt erhaltenen Konstruktionsskizzen und -zeichnungen begnügen und so erscheinen uns diese Automaten meist hinter einem fabulösen Nebel verschwommen, in ihren Eigenschaften bestaunt von verblüfften Gesandten oder Reisenden, und nicht selten nur als Wiederhall in den Romanaventüren manch wackerer Rittersleute.
Besser wird die Überlieferungslage, wenn wir den Schritt in die frühe Neuzeit wagen: Damals nämlich entstanden die großen Sammlungen der Fürsten, in denen sie Kunstwerke aller Art zusammentrugen, um so als Mäzene ihr Ansehen unter ihresgleichen zu steigern suchten. Selbstverständlich, dass der Kaiser, als Vornehmster der Großen, es als seine Pflicht ansah, auch auf diesem Gebiet - trotz zumeist chronischer Geldsorgen - recht kaiserlich zu protzen. Zum Glück, denn nur aus diesem Grund dürfen wir uns heute an den atemberaubenden Exponate der Wiener Kunstkammer erfreuen, die wunderbarerweise die Unbillen aller geschichtlichen Unwetter zu überstehen verstanden.
Unter den Meisterwerken (ihr konntet uns ja bereits auf einen - nein es waren zwei ... oder gar drei? - ... Besuchen dorthin begleiten) finden sich auch einige Automaten aus der Wende von 16. zum 17 Jahrhundert - einer Hochzeit des mechanischen Automatenbaus! -, wie sie sich an Kunstfertigkeit kaum noch übertreffen lassen.
Süddeutschland, mit der Stadt Augsburg an erster Stelle, war eines, wenn nicht gar das Zentrum dieser mechanischen Wunderwerkerstellung; beispielhaft sei mit Hans Schlottheim nur der Name des wohl berühmtesten dieser Meisterkonstrukteure genannt! Prestigeobjekte allererster Art waren es, die dort gefertigt wurden, allenfalls leistbar für Kaiser, Könige, den Hochadel ... und diese stehen nun, einzig vom Glas der schützenden Vitrinen vom staunenden Blick des leider gar nicht hochfürstlichen Berichterstatters von Sælde-und-êre getrennt, zur Betrachtung in der nun allen armen Schluckern zugänglichen Kunstkammer.
Zwar verleitet schon der bloße Anblick der Werke zum bewundernden Zungeschnalzen, aber das, was ihre Einmaligkeit ausmacht, muss man Beschreibungen oder den im Museum zu besichtigenden Videobeiträgen selbst entnehmen - die Bewegungen der Gefährte und Schiffe, der menschlichen und tierischen Figuren nämlich, die in großer Zahl Galeeren antreiben oder Musikinstrumente so bedienen, dass man (fast) meinen könnte, wirklicher Musiker an Deck zu haben. Pferde erwachen zum Leben, Orgeln heben zum Spiel an und Göttinnen verdrehen die Augen ...
Zudem haben diese Automaten, neben jener, den jeweiligen Gast zu beeindrucken, häufig auch Aufgaben zu erfüllen: Ausgeklügelte, durch Federkraft angetriebene Werke treiben Schiffe über die prallgefüllten Platten des Festbankettes, mit dem Ziel Behältnisse zum Waschen oder aber Gewürzschälchen zum Bankettteilnehmer zu transportieren. Dass sich an den Uhren an allen Ecken und Enden vielerlei Volk und Getier zu bewegen hat, ist klar und fast schon erwarten wir, dass sich zur vollen Stunde irgendwo Türen öffnen und uns Überraschendes oder Erheiterndes offenbaren.
Also wollen wir euch wieder einmal den Besuch derartiger Ausstellungen ans Herz legen. Wer sich aber vorab schon einen ersten Einblick ins wunderbare Außen- und noch viel wunderliche Innenleben (mit seiner Mechanik) eines solchen (in der Kunstkammer zu besichtigenden) Automaten verschaffen will, der möge hierauf oder auch hierauf einen Blick werfen ..
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